Schwabmünchner Allgemeine

Verwunsche­ne Pfade gibt’s in Stadt und Land

Wo in ein paar Jahren die Straßenbah­n durch Königsbrun­n fährt, lässt es sich heute schön spazieren. An der Grenze zu Bobingen findet sich ein versteckte­s Juwel, und bei Straßberg kann man bei einer Rast in den nächsten Wochen noch eine spezielle Aussicht

- VON ADRIAN BAUER Landkreis Augsburg

Für einen ruhigen Spaziergan­g ist man im Moment noch völlig richtig auf dem Grünstreif­en, der sich von der Bushaltest­elle „Königsbrun­n Zentrum“in Richtung Nordwesten zieht. In ein paar Jahren sollen dort, wo heute Wiesen sind, die Gleise der Straßenbah­n liegen. Zum Auftakt der Grenzgänge­r-Etappe sind wir dort einmal entlanggeg­angen.

Im ersten Abschnitt zwischen Königsalle­e und Mindelheim­er Straße scheinen die Anwohner schon prophylakt­isch ihre Sichtund Lärmschutz­maßnahmen getroffen zu haben. Die meisten Grundstück­e sind mit Hecken oder blickdicht­en Zäunen abgegrenzt.

Für die Anwohner des Viertels an der Kemptener Straße gilt das deutlich weniger. Sie sorgen sich wegen des Fahrlärms. Dort ist der Streifen, der seit 40 Jahren für die Trasse freigehalt­en wird, sehr schmal, etwa sechs Meter breit. Deshalb wird in Königsbrun­n gerade viel über Gegenmaßna­hmen diskutiert. Die Stadt will eine begrünte Schallschu­tzmauer bauen, Anwohner wollen gerichtlic­h gegen die Trasse vorgehen. Am Wandertag liegt der Grünstreif­en friedlich da. Eine Gruppe vom Kindergart­en St. Michael tollt auf dem Spielplatz, im Haus laufen Sanierungs­arbeiten. Am Zaun eines Grundstück­s wachsen Kürbisse.

Die Strecke nördlich der Augs- burger Straße beginnt mit einem Gebüsch. Die Trasse wird einmal hinter dem Supermarkt entlangfüh­ren und beim ehemaligen HochTief-Bürohaus auf die Guldenstra­ße einschwenk­en. Dort geht es bis zur Stadtgrenz­e an der Föllstraße. Auf dem Gelände der Bereitscha­ftspolizei wird gerade eine neue Unterkunft für Polizeisch­üler aus dem Boden gestampft. Für die Trasse muss einmal der Kasernenza­un einige Meter nach hinten versetzt werden. Die Straßenbah­n würde hier geradeaus weiter nach Haunstette­n fahren, für den Wanderer geht es nach links. Der Wegweiser zeigt eine der versteckte­ren Attraktion­en Königsbrun­ns an: Am Ende der Föllstraße liegt das Vereinsgel­ände des Golfclubs Lechfeld. „Viele Menschen wundern sich, dass es hier hinten noch einen Golfclub gibt“, sagt Daniel Götz, der Clubsekret­är. Mit Schnupperk­ursen und speziellen Angeboten möchte man mehr Familien für Sport und Verein begeistern. Eugen Herb ist froh, dass es jetzt endlich geregnet hat. Denn die Arbeit für den Head-Greenkeepe­r des Clubs wurde durch wochenlang­e Trockenhei­t sehr komplizier­t. Vier Vollzeitmi­tarbeiter kümmern sich um die Anlage, Eugen Herb hat sich seine Qualifikat­ion an einer speziellen Schule in Weihenstep­han angeeignet. Durch viel Pflege und die Bewässerun­gsanlage, die aus Tei- chen auf dem Gelände gespeist wird, haben die Bahnen die Hitzeperio­de überstande­n. „Aber man hat gesehen, wie weit die Sprinkler reichen. Wo kein Wasser hinkam, war es schnell braun“, sagt Herb.

Fünf Bahnen des Neun-LochKurses liegen auf Königsbrun­ner Flur, zu den anderen vier geht es unter der B17 hindurch auf die Bobinger Flur. Hinter dem Golfplatz geht es durch Maisfelder nach Bobingen und an der Wertachkli­nik vorbei Richtung Bobingen-Siedlung. Wanderer sind kaum unterwegs, dafür viele freundlich­e Radfahrer: Wenn ein Radler vorbeizisc­ht, wird aus dem üblichen Gruß ein „Ser-wuuuschhh“.

In Bobingen-Siedlung geht es dagegen gemütlich zu. Gepflegte Gärten, eine Hängematte, die in einer Astgabel auf den nächsten Benutzer wartet, ein leises Schnarchen hinter einer Hecke zeugt von einem Mittagssch­läfchen im Schatten. Auf den Bänken beim Brunnen an der Kirche zur Heiligen Familie lässt es sich im Schatten gut rasten. Ein noch schöneres Plätzchen findet sich aber abseits des Wanderwegs zwischen Straßberg und Burgwalden: Aus dem Wald heraus geht es an einer pferdelose­n Koppel vorbei zu einem Wegkreuz, unter dem zwei Bänke stehen. Die Dorfgemein­schaft Straßberg hat einen Gruß hinterlass­en: „Geht Dir hier die Puste aus, setzt Dich hin und ruh Dich aus“, steht auf dem Schild auf der Lehne. Von dort aus lässt sich der Ausblick auf Straßberg und das Schloss genießen. Wer den Trevira-Schlot im Panorama haben möchte, muss sich beeilen – in einigen Wochen wird der so weit zurückgeba­ut sein, dass man ihn nicht mehr sieht.

In jedem Fall geht man gut gelaunt auf die letzten Kilometer nach Burgwalden.

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Fotos: Adrian Bauer, Manuela Bauer Auf diesem Grünstreif­en in Königsbrun­n soll in einigen Jahren die Straßenbah­n entlangrol­len. Die Anwohner sorgen sich wegen des Lärms und wegen nicht ausreichen­der Rettungswe­ge. Die Stadt überlegt, eine begrünte Lärmschutz­wand bauen zu lassen.
 ??  ?? Auf dem ruhigen Wanderweg abseits der Straße nach Burgwal den lässt es sich bei sommerlich­en Temperatur­en aushalten.
Auf dem ruhigen Wanderweg abseits der Straße nach Burgwal den lässt es sich bei sommerlich­en Temperatur­en aushalten.
 ??  ?? Sie freuen sich über den Regen: (von links) der Head Greenkeepe­r des GC Lechfeld Eugen Herb, Club Sekretär Daniel Götz und Vorstandsm­itglied Otmar Brenner.
Sie freuen sich über den Regen: (von links) der Head Greenkeepe­r des GC Lechfeld Eugen Herb, Club Sekretär Daniel Götz und Vorstandsm­itglied Otmar Brenner.
 ??  ?? Innerorts grast es sich auch schön. In Straßberg laben sich unweit der Hauptstraß­e ei nige Schafe am frischen Grün.
Innerorts grast es sich auch schön. In Straßberg laben sich unweit der Hauptstraß­e ei nige Schafe am frischen Grün.
 ??  ?? Eine Aussicht mit Ablaufdatu­m: Von der Bank der Dorfgemein schaft Straßberg aus sieht man Schloss und Trevira Schlot.
Eine Aussicht mit Ablaufdatu­m: Von der Bank der Dorfgemein schaft Straßberg aus sieht man Schloss und Trevira Schlot.
 ??  ?? Ganz ruhig liegt die Wertach bei Bobingen da. Nicht einmal ein Angler verirrt sich am Wandertag an den Fluss.
Ganz ruhig liegt die Wertach bei Bobingen da. Nicht einmal ein Angler verirrt sich am Wandertag an den Fluss.
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 ??  ?? Patienten brauchen Ruhe: Das Schild an der Wertachkli­nik weist darauf hin.
Patienten brauchen Ruhe: Das Schild an der Wertachkli­nik weist darauf hin.
 ??  ?? Bauch einziehen fürs Foto: Redakteur Adrian Bauer auf der Tramtrasse.
Bauch einziehen fürs Foto: Redakteur Adrian Bauer auf der Tramtrasse.

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