Verwunschene Pfade gibt’s in Stadt und Land
Wo in ein paar Jahren die Straßenbahn durch Königsbrunn fährt, lässt es sich heute schön spazieren. An der Grenze zu Bobingen findet sich ein verstecktes Juwel, und bei Straßberg kann man bei einer Rast in den nächsten Wochen noch eine spezielle Aussicht
Für einen ruhigen Spaziergang ist man im Moment noch völlig richtig auf dem Grünstreifen, der sich von der Bushaltestelle „Königsbrunn Zentrum“in Richtung Nordwesten zieht. In ein paar Jahren sollen dort, wo heute Wiesen sind, die Gleise der Straßenbahn liegen. Zum Auftakt der Grenzgänger-Etappe sind wir dort einmal entlanggegangen.
Im ersten Abschnitt zwischen Königsallee und Mindelheimer Straße scheinen die Anwohner schon prophylaktisch ihre Sichtund Lärmschutzmaßnahmen getroffen zu haben. Die meisten Grundstücke sind mit Hecken oder blickdichten Zäunen abgegrenzt.
Für die Anwohner des Viertels an der Kemptener Straße gilt das deutlich weniger. Sie sorgen sich wegen des Fahrlärms. Dort ist der Streifen, der seit 40 Jahren für die Trasse freigehalten wird, sehr schmal, etwa sechs Meter breit. Deshalb wird in Königsbrunn gerade viel über Gegenmaßnahmen diskutiert. Die Stadt will eine begrünte Schallschutzmauer bauen, Anwohner wollen gerichtlich gegen die Trasse vorgehen. Am Wandertag liegt der Grünstreifen friedlich da. Eine Gruppe vom Kindergarten St. Michael tollt auf dem Spielplatz, im Haus laufen Sanierungsarbeiten. Am Zaun eines Grundstücks wachsen Kürbisse.
Die Strecke nördlich der Augs- burger Straße beginnt mit einem Gebüsch. Die Trasse wird einmal hinter dem Supermarkt entlangführen und beim ehemaligen HochTief-Bürohaus auf die Guldenstraße einschwenken. Dort geht es bis zur Stadtgrenze an der Föllstraße. Auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei wird gerade eine neue Unterkunft für Polizeischüler aus dem Boden gestampft. Für die Trasse muss einmal der Kasernenzaun einige Meter nach hinten versetzt werden. Die Straßenbahn würde hier geradeaus weiter nach Haunstetten fahren, für den Wanderer geht es nach links. Der Wegweiser zeigt eine der versteckteren Attraktionen Königsbrunns an: Am Ende der Föllstraße liegt das Vereinsgelände des Golfclubs Lechfeld. „Viele Menschen wundern sich, dass es hier hinten noch einen Golfclub gibt“, sagt Daniel Götz, der Clubsekretär. Mit Schnupperkursen und speziellen Angeboten möchte man mehr Familien für Sport und Verein begeistern. Eugen Herb ist froh, dass es jetzt endlich geregnet hat. Denn die Arbeit für den Head-Greenkeeper des Clubs wurde durch wochenlange Trockenheit sehr kompliziert. Vier Vollzeitmitarbeiter kümmern sich um die Anlage, Eugen Herb hat sich seine Qualifikation an einer speziellen Schule in Weihenstephan angeeignet. Durch viel Pflege und die Bewässerungsanlage, die aus Tei- chen auf dem Gelände gespeist wird, haben die Bahnen die Hitzeperiode überstanden. „Aber man hat gesehen, wie weit die Sprinkler reichen. Wo kein Wasser hinkam, war es schnell braun“, sagt Herb.
Fünf Bahnen des Neun-LochKurses liegen auf Königsbrunner Flur, zu den anderen vier geht es unter der B17 hindurch auf die Bobinger Flur. Hinter dem Golfplatz geht es durch Maisfelder nach Bobingen und an der Wertachklinik vorbei Richtung Bobingen-Siedlung. Wanderer sind kaum unterwegs, dafür viele freundliche Radfahrer: Wenn ein Radler vorbeizischt, wird aus dem üblichen Gruß ein „Ser-wuuuschhh“.
In Bobingen-Siedlung geht es dagegen gemütlich zu. Gepflegte Gärten, eine Hängematte, die in einer Astgabel auf den nächsten Benutzer wartet, ein leises Schnarchen hinter einer Hecke zeugt von einem Mittagsschläfchen im Schatten. Auf den Bänken beim Brunnen an der Kirche zur Heiligen Familie lässt es sich im Schatten gut rasten. Ein noch schöneres Plätzchen findet sich aber abseits des Wanderwegs zwischen Straßberg und Burgwalden: Aus dem Wald heraus geht es an einer pferdelosen Koppel vorbei zu einem Wegkreuz, unter dem zwei Bänke stehen. Die Dorfgemeinschaft Straßberg hat einen Gruß hinterlassen: „Geht Dir hier die Puste aus, setzt Dich hin und ruh Dich aus“, steht auf dem Schild auf der Lehne. Von dort aus lässt sich der Ausblick auf Straßberg und das Schloss genießen. Wer den Trevira-Schlot im Panorama haben möchte, muss sich beeilen – in einigen Wochen wird der so weit zurückgebaut sein, dass man ihn nicht mehr sieht.
In jedem Fall geht man gut gelaunt auf die letzten Kilometer nach Burgwalden.