Glocke des Friedens
Dresden. Frauenkirche. Mittagsgebet. In die Stille hinein erklingt für mich sehr bewegend die Jesajaglocke. Auf ihr steht die berühmte Vision des Propheten Jesaja (2,4): „Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg.“Mit jedem Glockenschlag klingen diese Worte ins Herz der Menschen und mahnen zum Frieden. Jedes Mittagsgebet in dieser symbolträchtigen Kirche ist eine Ermutigung zum Innehalten für den Frieden.
Genau das tun viele Menschen überall auf der Welt, wenn sie mittags die Glocken hören: Sie halten inne und beten das Angelusgebet: „Der Engel (lat. angelus) des Herrn brachte Maria die Botschaft.“Es ist die Botschaft vom Frieden, den der Engel bringt, dass der Friedensstifter Jesus Christus in diese Welt kommt. Ich kann mich gut erinnern, wie mein Vater beim Läuten der Glocken der Kapelle neben unserem Haus den Hut vom Kopf nahm und das „Angelus“gebetet hat, verbunden mit einem Vaterunser für die Verstorbenen.
Auch für mich ist es ein heilsames und lieb gewordenes Ritual geworden, beim Mittagsgeläut die Arbeit für einige Minuten zu unterbrechen. Ich gehe auf den Balkon oder ins Freie und bete das „Angelus“: Für den Frieden in unseren Herzen, in unseren Beziehungen, unseren Familien, in dieser Welt. Wenn die Glocken uns nicht herausholen aus unserem Trott und zum Gebet rufen, dann hätten sie wahrlich ihren tiefsten Sinn verloren. Ich möchte Sie ermutigen, neu auf den Klang der Glocken zu hören, neu zu entdecken: Wofür rütteln sie mich wach? Wozu erklingen sie für mich?
Wenn Ihnen das Angelusgebet fremd ist, dann können Sie ein anderes Gebet oder einen Gedanken für den Frieden in diese Welt hinausschicken. Und freuen Sie sich dabei über den wunderbaren Klang unserer Glocken und spüren Sie ihre Wirkung in unseren Herzen!