Sisis bekannte und unbekannte Seiten
Vor 120 Jahren starb die Kaiserin nach einem Attentat. In Aichach erinnert daran ein Abschiedsraum. Erzählt wird dort auch von einer Stil-Ikone, einer leidenschaftlichen Sportlerin und zeitraubender Haarpflege
Auch 120 Jahre nach ihrem Tod wird Kaiserin Elisabeth von Österreich, besser bekannt als Sisi, noch immer bewundert. Das lässt sich aus den Einträgen im Gästebuch zur aktuellen Sonderausstellung im Sisi-Schloss in Unterwittelsbach bei Aichach erkennen. Unter dem Motto „Sisi – Lust und Leid einer Kaiserin“geht es um Elisabeths Suche nach dem Glück. „Unglaublich“findet eine Besucherin, wie nahe sie Sisi durch diese Ausstellung gekommen sei. Ein anderer erinnert daran, dass sich ihr Todestag am 10. September zum 120. Mal jährte.
Mit einer angespitzten Feile erstach Luigi Lucheni an diesem Herbststag 1898 gegen Mittag Elisabeth Amalie Eugenie, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, so ihr voller Name, bei einem Spaziergang am Ufer des Genfers Sees in der Schweiz. Das Tragische daran: Der italienische Anarchist hatte eigentlich ein Attentat auf Henri Philippe Marie d’Orleans geplant. Weil der Prinz jedoch kurzfristig seine Reiseroute änderte und nicht nach Genf kam, suchte sich Lucheni ein anderes Opfer. Laut Sterbeurkunde verstarb Sisi um 14.40 Uhr.
Die Zeitungen druckten damals Sonderausgaben zum Tod der Kaiserin. Eine davon ist auch in der Sonderausstellung im Sisi-Schloss zu sehen. Dort weisen im sogenannten Abschiedsraum die Klänge der „Pummerin“, der großen Glocke im Wiener Stephansdom, auf das traurige Jubiläum des 120. Todestages hin. Ein Sarg ist symbolisch aufgestellt und ein Engel wacht über die Kaiserin.
Rund 8000 Besucher sahen bereits die Sonderausstellung, die noch bis zum 28. Oktober im Sisi-Schloss in Unterwittelsbach zu sehen ist. Es geht darin vor allem um das Spannungsfeld, das Elisabeths Dasein charakterisiert. Da ist die Kindheit im bayerischen Possenhofen und in Unterwittelsbach, die Sisi frei von allen Zwängen der aristokratischen Gesellschaft leben konnte. Die junge Wittelsbacherin war für die damaligen Verhältnisse recht unkompli- ziert erzogen worden. Daneben der österreichische Kaiserhof mit seiner Etikette und einer Vielzahl an Verpflichtungen. Sisis Flucht vor dem Kaiserhaus wird in der Ausstellung ebenso thematisiert wie das Haus Habsburg.
Mit ihren ausladenden, ausgefallenen Kleidern war Kaiserin Sisi in ihrer Epoche das, was man heute als ein „It-Girl“bezeichnen würde. Also jemand, der modische Trends vorgibt. In den sozialen Netzwerken hätte sie heute wahrscheinlich ein Millionenpublikum. So sie es denn genutzt hätte. Denn die Kaiserin hasste es, angestarrt zu werden.
Untypisch für die damalige Zeit war hingegen ihr Faible für Sport. Dieser fast exzessiv betriebenen Leidenschaft ist der Raum „Sport und Freiheit“in der Sonderausstellung gewidmet. In einem eigens eingerichteten Turmzimmer trainierte Sisi täglich mehrere Stunden, um sich ihre Figur zu erhalten. Noch etwas anderes kostete viel Zeit: Das Waschen ihrer Haarpracht dauerte einen ganzen Tag. „Schönheit – Ode
Viele Besucher sind bewegt von der Ausstellung
an die Mode“ist der Raum betitelt, in dem es um die Mode-Ikone Sisi geht.
Die extravagante Wittelsbacherin, die immer wieder aus dem streng reglementierten Leben am österreichischen Kaiserhof ausbrach, war schon zu Lebzeiten ein beliebtes Gesprächsthema. Unsterblich machten sie jedoch die Umstände ihres Todes.
Wie sehr die Kaiserin noch immer fasziniert, zeigt dieser Eintrag eines Besuchers im Gästebuch im SisiSchloss: „Liebe Sisi, es ist immer wieder sehr bewegend, Deinen Spuren zu folgen und immer etwas Neues über Dich zu lernen.“
ODie Schau „Sisi – Lust und Leid einer Kaiserin. Elisabeths Suche nach dem Glück“ist bis Sonntag, 28. Oktober, im Sisi Schloss in Aich ach Unterwittelsbach zu sehen. Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag 10 bis 18 Uhr.