Wenn der Schulbus auf einmal Geld kostet
Die Richtlinien sind nicht jedem klar, weshalb es zu Schuljahresbeginn böse Überraschungen gibt
Es kommt auf die Details an. Wenn eine Schule im Augsburger Stadtteil Göggingen beschließt, nicht mehr nur Mädchen, sondern auch Jungs zu unterrichten, kann das eine Familie in Zusmarshausen richtig Geld kosten, obwohl ihre Kinder ganz woanders zur Schule gehen. Hintergrund sind die Bestimmungen für die Übernahme der Schülerbeförderungskosten. Grundsätzlich gilt: Übernommen werden die Fahrtkosten ab einer Entfernung von drei Kilometern zwischen zu Hause und Unterrichtsort nur dann, wenn die besuchte Schule diejenige ihrer Schulart ist, die zu den geringsten Kosten zu erreichen ist. Das gilt bis einschließlich der zehnten Klasse, bei Familien mit mindestens drei Kindern auch in der Oberstufe.
Und so kommt es, dass der Landkreis bislang die Kosten für die Fahrt zum musischen Zweig auf dem Gymnasium in Wettenhausen für Buben etwa aus Zusmarshausen oder Dinkelscherben übernommen hat. Seit die einstige Mädchenschule Maria Stern in Göggingen aber beide Geschlechter unterrichtet, müssen Kinder dorthin fahren, wenn die Eltern die Fahrkarte erstattet haben möchten, weil die Fahrtkosten nach Augsburg im öffentlichen Nahverkehr geringer sind.
Ansonsten kommt es sehr oft auf den Einzelfall an: Wer in Diedorf wohnt und auf dem Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß den mathematisch-technologischen Zweig besuchen möchte, bekommt seine Fahrtkosten nicht ersetzt. Denn: Der Schüler könnte ja auch das Schmuttertal-Gymnasium besuchen. Anders ist es bei der Ausbildungsrichtung sprachlich: Die gibt es nur in Neusäß, hier wird die Fahrkarte vom Landkreis übernommen. Für Realschüler aus Diedorf ist es übrigens gleich, ob sie nach Zusmarshausen oder nach Neusäß fahren: Die Kosten sind dieselben und werden übernommen.
Eine Sonderstellung nehmen neben der Ausbildungsrichtung „weltanschauliche Eigenheiten“ein, teilt das Landratsamt mit. Das heißt: Wer eine kirchliche Schule statt einer staatlichen besuchen möchte, hat ein Recht auf Übernahme der Kosten. So können Kinder aus Diedorf den sozialwissenschaftlichen Zweig auf dem Ringeisen-Gymnasium der St. Josefskongregation im mehr als 30 Kilometer entfernten Ursberg mit kostenloser Fahrt besuchen, obwohl auch das Schmuttertal-Gymnasium vor Ort diese Ausbildungsrichtung anbietet. Ähnlich sieht es bei Kindern aus Meitingen aus, die die katholische HeiligKreuz-Realschule in Donauwörth besuchen, obwohl es diese Schulart als staatliche Einrichtung auch im Ort gibt. Gymnasiasten aus Meitingen haben übrigens zwei Möglichkeiten des staatlichen Schulbesuchs: Wertingen und Gersthofen, die Kosten für die Fahrt sind die gleichen.
Auch in Augsburg wird bei Weitem nicht allen Schülern das Ticket bezahlt. Von den rund 40000 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in Augsburg eine Schule besuchen, sind nach städtischen Angaben rund 6500 von den Schulwegkosten befreit – auch hier gilt: Erstattet wird nur, wenn die am preisgünstigsten zu erreichende Schule angesteuert wird. Das muss nicht die nächstgelegene sein, weil für die Bewertung die Tarifzonen im öffentlichen Nahverkehr den Ausschlag geben.
Allerdings gibt es seit Jahresbeginn einen freiwilligen Zuschuss für von der Erstattung ausgenommene Schüler, die im Augsburger Stadtgebiet wohnen und dort auch zur Schule gehen. Demnach übernimmt die Stadt Augsburg rund ein Drittel der Kosten. In der Zone zwei bedeutet das, dass die Stadt ein Schülerticket mit 16 Euro im Monat bezuschusst. Die Schüler beziehungsweise ihre Familien müssen dann noch 33,50 Euro zahlen.
Nicht allen Eltern sind die Zusammenhänge klar. Das Landratsamt rät deshalb: Lieber dort nachfragen, bevor man sich für eine Schule entscheidet. So gibt es keine teuren Überraschungen.
Die Augsburger haben es besser
SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE