Schwabmünchner Allgemeine

Mehr Geld für wechselwil­lige Dieselfahr­er?

Verkehr Minister Scheuer bringt eine höhere Umstiegspr­ämie ins Spiel. Das ist sehr umstritten

- VON CHRISTINA HELLER Leitartike­l.

Augsburg Für Dieselfahr­er wird es immer enger. Nach Hamburg und Stuttgart, wo Ende des Jahres Fahrverbot­e kommen, werden alte Diesel nun wohl auch aus Frankfurt ausgesperr­t. Zudem hat die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) 34 Städte verklagt und fordert auch dort Fahrverbot­e. Der Grund ist eine zu hohe Stickoxid-Belastung – und Dieselfahr­zeuge gelten als Hauptverur­sacher. Nun will Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) die Fahrer alter Dieselmode­lle offenbar mit noch höheren Prämien-Zahlungen dazu bewegen, ihre Autos gegen Neuwagen umzutausch­en.

In einer Videobotsc­haft hat der Minister angekündig­t, noch in dieser Woche ein Konzept vorlegen zu wollen, wie ältere Diesel sauberer und Fahrverbot­e verhindert werden können. In einem Interview mit der

Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung sagte Scheuer außerdem: „Den Besitzern alter Diesel müssen höchst attraktive Angebote für den Wechsel in saubere Autos gemacht werden.“Seiner Ansicht nach sollen die Autoherste­ller Dieselhalt­ern bessere Angebote machen, damit diese sich einen Neuwagen anschaffen.

Die Hersteller hatten schon im vergangene­n Jahr eine Prämie angeboten, die das gleiche Ziel hatte: Alte Diesel von der Straße zu holen und durch neue zu ersetzen. Viele dieser Rabatt-Aktionen sind inzwischen ausgelaufe­n, zum Teil gab es bis zu 10000 Euro Nachlass. Scheuer sagte dazu: „Die bisherigen Kaufprämie­n waren offenbar nicht attraktiv genug, sonst hätten sie mehr Leute genutzt.“Darüber, was er sich unter attraktive­ren Prämien vorstellt, ist nichts zu erfahren. Aus seinem Ministeriu­m heißt es auf Nachfrage nur: Für weitere Einzelheit­en bleibe das Konzept des Ministers abzuwarten. Wann er das vorstellen will, lässt das Ministeriu­m offen.

Den Autoexpert­en Ferdinand Dudenhöffe­r regt Scheuers Verhalten maßlos auf. „Dass Herr Scheuer erst jetzt ein Konzept erarbeitet, zeigt, wie planlos er ist. Das Konzept kommt drei Jahre zu spät.“Schon ab dem ersten Tag nach Bekanntwer­den der Abgasmanip­ulationen von VW hätte der damalige Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) handeln müssen, findet Dudenhöffe­r. Aber Dobrindt und sein Nachfolger Scheuer hätten es versäumt, die Autobauer zu Hardware-Nachrüstun­gen zu zwingen. „Deshalb trägt Herr Scheuer eine Mitschuld an den Fahrverbot­en“, sagt der Autofachma­nn von der Uni Duisburg.

Auch Jürgen Resch, Bundesgesc­häftsführe­r der DUH, erzürnt Scheuers Vorschlag: „Es kann nicht

Die Experten sind skeptisch

sein, dass Herr Scheuer vorschlägt, dass Autos, die zum Teil höchstens drei Jahre alt sind, verschrott­et werden, damit die Menschen sich neue Autos kaufen.“Er gibt zu bedenken, dass viele Dieselfahr­er sich das gar nicht leisten können. Und die Rabatte? Schon jetzt gebe es beim Neuwagenka­uf Rabatte von 20 bis 30 Prozent, sagt Resch. „Scheuers Vorschlag ist einfach untauglich.“

Zudem ist umstritten, wie viel sauberer die Luft werden würde, wenn mehr Euro-6-Diesel auf der Straße unterwegs wären. In einer Studie zur Umwelt-Prämie aus dem Juli 2018 schreibt Dudenhöffe­r: „Viele Euro-6-Diesel haben zum Teil im normalen Fahrbetrie­b einen höheren Stickoxida­usstoß als alte Euro-4-Diesel.“Die Umwelthilf­e kommt bei Untersuchu­ngen zum gleichen Ergebnis: Neuere Dieselauto­s sind nicht zwingend sauberer. Um Fahrverbot­e zu verhindern, brauche es laut Dudenhöffe­r Hardware-Nachrüstun­gen. Immerhin schließt Scheuer die nicht mehr aus: „Wir denken nach allen Seiten.“

Warum das der richtige Weg ist, schreibt Stefan Stahl im

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