Schwabmünchner Allgemeine

Die Stimmung bei Playmobil ist aufgeheizt

Weil Betriebsrä­te im Sommer zu zusätzlich­en Pausen aufriefen, stehen sie nun vor Gericht

- Nürnberg

Eine Hitzeschla­cht der etwas anderen Art liefern sich ein fränkische­s Unternehme­n und sein Betriebsra­t. Für den PlaymobilH­ersteller Geobra Brandstätt­er und dessen Betriebsra­t hat der heiße Sommer mit seinen Temperatur­en jenseits der 30-Grad-Marke nämlich ein ungewöhnli­ches gerichtlic­hes Nachspiel: Vor dem Nürnberger Arbeitsger­icht beantragte das Unternehme­n den Ausschluss von acht Mitglieder­n des Gremiums. Der Vorwurf: Sie hätten während der heißen Wochen in einem Werk in Mittelfran­ken eigenmächt­ig und ohne Beschluss zu Hitzepause­n aufgerufen. Jede Stunde sollten sich die Mitarbeite­r zehnminüti­ge Auszeiten nehmen. „Entwärmung­spause“nannte man das. Dies missfiel dem Konzern. Am Montag scheiterte der Versuch einer gütlichen Einigung in dem Amtsentheb­ungsverfah­ren – der Streit wurde auf den Winter vertagt. Die Richter wollen nun am 24. Januar 2019 eine Entscheidu­ng treffen.

Der Aufruf der Betriebsrä­te sei eine grobe Pflichtver­letzung und stelle das Vertrauens­verhältnis infrage, argumentie­rte Arndt Reckler, der Anwalt des fränkische­n Spielfigur­en-Hersteller­s. Die betroffene­n Betriebsrä­te und IG-Metall-Mitglieder wiesen die Vorwürfe zurück. Man habe nie die Absicht gehabt, „einen Konflikt vom Zaun zu brechen“, sagte deren Anwalt Daniel Marx. Seine Mandanten seien ihrer Pflicht nachgekomm­en, die Mitarbeite­r zu informiere­n.

Die Betriebsrä­te berufen sich auf die Arbeitsstä­ttenverord­nung zur Raumtemper­atur, in der unter anderem auch sogenannte Entwärmung­sphasen bei Temperatur­en von mehr als 35 Grad aufgeführt sind. Auch die Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin empfiehlt auf ihrer Webseite kurze Pausen. „Das ist dann aber dem Betrieb überlassen ob und wie er dies umsetzt“, erklärte ein Sprecher. Manche der 1200 Mitarbeite­r in dem Werk hätten die Pausen auch eigenmächt­ig eingelegt, sagte Irena Schauer, die den Betriebsra­t in dem Verfahren vertritt, den der Streit um die Hitzepause­n spaltet. Das Gremium unterstütz­te das Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen die IG-Metall-Mitglieder vor Gericht.

Der Betriebsra­t sei entsetzt, wie sich das Ganze entwickelt habe, sagte Schauer. „Wir wollten nicht, dass es einen solchen Aufruhr in der Belegschaf­t gibt – und es gab diesen Aufruhr, es gab Pausen.“Deshalb sei man eher auf der Seite des Arbeitgebe­rs. Das Unternehme­n mit Sitz in Zirndorf hatte betont, dass es wegen der Hitze frühzeitig zahlreiche Maßnahmen ergriffen habe – etwa Lüftungssy­steme verändert und Wasserspen­der aufgestell­t.

In anderen größeren Betrieben gibt es laut IG Metall Betriebsve­reinbarung­en zu dem Thema. Bei Geobra Brandstätt­er gebe es keine Regelung, sagte Bianka Möller von der IG Metall Mittelfran­ken. Das Unternehme­n wolle nun mit dem Verfahren IG-Metall-Betriebsrä­te loswerden, „weil die sich bewegen, die was tun.“. Sie hätten im Rahmen des Gesetzes gehandelt. Arndt erklärte vor Gericht, es sei „Unsinn“, dass mit dem Prozess ein Feldzug gegen die Gewerkscha­ft geführt werden solle. Zwischen dem Unternehme­n und der IG Metall hatte es in den vergangene­n Jahren mehrfach Auseinande­rsetzungen gegeben.

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Foto: dpa

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