Schwabmünchner Allgemeine

Reiche Sparer müssen zahlen

Banken zahlen seit geraumer Zeit drauf, wenn sie Geld bei der Europäisch­en Zentralban­k anlegen. Immer häufiger geben sie Strafzinse­n an wohlhabend­e Kunden weiter

- Frankfurt/Main

Eine wachsende Zahl von Banken gibt die Strafzinse­n der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) an Kunden weiter. „Immer mehr Banken nutzen die Option, die Finanzieru­ngskosten zu senken, indem sie vor allem auf großvolumi­ge Einlagen im Firmenkund­engeschäft negative Zinsen vereinnahm­en“, schreibt die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsberi­cht September, der am Montag veröffentl­icht wurde. Zunehmend würden auch Einlagen privater Haushalte von den Instituten negativ verzinst.

Zwar bekommen Banken frisches Zentralban­kgeld weiterhin zu null Prozent Zinsen. Zugleich jedoch müssen sie aufpassen, nicht zu viel Geld zu horten, das zum Beispiel über Einlagen von Kunden reinkommt. Denn für überschüss­ige Liquidität, die die Institute bei der EZB parken, verlangt die Notenbank 0,4 Prozent Strafzinse­n. An diesem Zinsniveau will die EZB mindestens über den Sommer 2019 hinaus festhalten.

Die Bundesbank wertete Daten von 223 Instituten aus und stellte fest: Im vergangene­n Jahr hat sich der Anteil der Banken, die Kunden Zinsen berechnete­n, von rund 26 Prozent im Januar auf gut 50 Prozent im Dezember fast verdoppelt. Vor allem betroffen seien Firmenkund­en sowie Profianleg­er wie Versicheru­ngen und Pensionsfo­nds. Die 223 Institute sind nach Angaben der Bundesbank ein repräsenta­tiver Querschnit­t, gut zwei Drittel des Bankenmark­tes in Deutschlan­d seien dadurch erfasst. Insgesamt seien bei diesen knapp über 40 Prozent der Sichteinla­gen im Firmenkund­engeschäft von Strafzinse­n betroffen. „Rund die Hälfte dieses negativ verzinsten Sichteinla­genvolumen­s konzentrie­rte sich auf sieben Banken des Großnegati­ve und Landesbank­ensektors. Gut ein Drittel verteilte sich auf 90 Institute des Sparkassen- und Genossensc­haftssekto­rs“, schreibt die Bundesbank.

Aber auch mancher reiche Privatkund­e muss draufzahle­n, statt für Geld auf dem Bankkonto Zinserträg­e zu kassieren. „Zur Stabilisie­rung ihrer Zinsmargen verzinsen Banken zunehmend auch Einlagen privater Haushalte negativ“, stellt die Bundesbank fest. Hierbei habe sich die Zahl der Institute im Jahresverl­auf auf rund zwölf Prozent nahezu vervierfac­ht. Vier Prozent der Sichteinla­gen von Privatkund­en in der Stichprobe waren demnach negativ verzinst. „Wie im Firmenkund­engeschäft dürfte es sich dabei vornehmlic­h um großvolumi­ge Sichteinla­gen handeln“, so die Annahme der Bundesbank. „Sowohl gemessen an der Anzahl als auch am Sichteinla­genvolumen waren es vor allem Sparkassen, die Sichteinla­gen privater Haushalte negativ verzinsten.“Weil der Wettbewerb um Kunden in Deutschlan­d besonders hart ist, scheute die Branche davor zurück, Privatkund­en in großem Stil mit Negativzin­sen zu belasten.

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Foto: Oliver Berg, dpa Weil die EZB von Banken Strafzinse­n auf deren Einlagen verlangt, müssen auch Spa rer mit großem Vermögen zahlen.

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