Schwabmünchner Allgemeine

Wie die AfD ein Dorf spaltet

Bürger ärgern sich über Veranstalt­ung

- VON CHRISTIAN GALL Breitentha­l

Die Gemeinde Breitentha­l im Landkreis Günzburg ist eigentlich ein Musterbeis­piel für das Wort „Landidylle“: 1200 Einwohner, malerische Landschaft, reges Vereinsleb­en. Doch vom friedliche­n Idyll ist seit diesem Monat wenig zu spüren. Der Ort war am Wochenende Schauplatz einer AfD-Wahlkampfv­eranstaltu­ng, bei der sich auch die Co-Vorsitzend­e der Bundestags­fraktion, Alice Weidel, präsentier­te. Rund 500 Menschen besuchten die Veranstalt­ung, während mehr als 300 dagegen demonstrie­rten. Menschen aus demselben Dorf standen sich auf beiden Seiten gegenüber.

Der Ärger begann schon vorher. Die AfD hatte im südlichen Landkreis Günzburg zunächst vergeblich nach einem Veranstalt­ungsort gesucht. Dann fragte sie im Vereinshei­m von Breitentha­l an. Dort sind drei Vereine untergebra­cht: die DJK Breitentha­l, der Musik- sowie der Schützenve­rein. Ein Gremium aus Vertretern der Vereine stimmte ab, ob die AfD kommen darf – und die Befürworte­r der Veranstalt­ung setzten sich mit fünf zu zwei Stimmen durch. Musik- und Schützenve­rein erklärten es mit finanziell­en Interessen, für die DJK sei es ein Zeichen politische­r Neutralitä­t.

In den Vereinen kam es daraufhin zu Protesten. Das frühere DJK-Mitglied Claudia Snehotta trat zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern aus dem Verein aus. Ehemann Richard Snehotta, der für die ÖDP für den Bezirkstag antritt, kündigte zudem das Sponsoring des Vereins durch seine Pflege-Firma. „Die AfD wird wieder gehen, aber im Dorf wird von all dem etwas zurückblei­ben“, sagt Claudia Snehotta, die lange Übungsleit­erin in der DJK war. Die Snehottas sind nicht die Einzigen, die mit der Entscheidu­ng ein Problem haben. Der Pächter des Vereinshei­ms, Georg Ruef, spricht von einer vergiftete­n Stimmung: „Das Leben um das Vereinshei­m herum hat Schaden genommen.“

Die Bürgermeis­terin von Breitentha­l, Gabriele Wohlhöfler, sieht bisher keinen Riss durch das Dorf. „Zumindest ich konnte mit allen Beteiligen sachlich diskutiere­n“, sagt sie. Das sei für sie wichtig – nicht auf die emotionale Ebene abzurutsch­en. „Allerdings weiß ich nicht, wie es die einzelnen Bewohner von Breitentha­l handhaben“, sagt sie. Doch sie hofft darauf, dass die Menschen in der Gemeinde wieder zusammenfi­nden.

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