„Der Teufel saß an unserem Tisch“
Ein Killer soll eine Milliardärin im mondänen Monaco ermordet haben. Der Auftraggeber ging wohl bei ihr zu Hause ein und aus
Aix en Provence Wie der Mann aussah, der auf sie geschossen hatte, wusste Hélène Pastor noch, als sie schwer verletzt im Krankenhaus lag. Er war schwarzhäutig und dunkel gekleidet. Kurz nach dem Gespräch, am 21. Mai 2014, starb die 77-Jährige. Zwei Wochen zuvor war bereits ihr Chauffeur Mohamed Darwich den Verletzungen erlegen, die er beim Anschlag auf das Auto seiner Chefin erlitten hatte.
Der Fall erschütterte Monaco. Bei der Immobilienerbin Hélène Pastor handelte es sich um eine der wohlhabendsten Frauen des Fürstentums, deren Familie dort rund 3000 Wohnungen gehören und de- ren Vermögen auf mehrere Dutzend Milliarden Euro geschätzt wird. Ob sie geahnt hatte, wer hinter der Tat steckte? Ihr Sohn Gildo glaubt es nicht. „Sie starb, ohne zu wissen, dass der Teufel an unserem Tisch saß“, sagte er. Des Auftragsmordes beschuldigt wird kein anderer als der polnische Lebensgefährte von Pastors Tochter Sylvia, Wojciech Janowski, 67. Am Montag begann in Aix-en-Provence der Prozess gegen ihn und neun weitere Angeklagte.
Killer hatten Pastors Wagen aufgelauert und mehrere Schüsse abgegeben. Über die Aufnahmen von Videokameras sowie Telefonüberwachungen kam die Polizei schnell auf die Spur von Janowski.
Dieser soll die Tat seit einer Krebserkrankung seiner Lebenspartnerin Sylvia 2012 geplant haben, denn er stand nicht in ihrem Testament. Indem er den vorzeitigen Tod von Hélène Pastor organisierte, ermöglichte er ihrer Tochter, einen großen Teil ihres Reichtums zu erben. Seit 28 Jahren war er mit Pastors Tochter Sylvia zusammen, die später von ihm sagte, sie habe ihm blind vertraut.
Nicht nur hatte Janowski, der ehrenamtlicher Honorarkonsul in Monaco war, sein Cambridge-Diplom nur erfunden. Nicht nur stellten sich seine angeblich florierenden Öl-Geschäfte als finanzieller Abgrund heraus. Auch hatte er sich von den neun Millionen Euro, die seine Freundin vor dem Tod ihrer Mutter von dieser erhalten hatte, 7,5 Millionen abgezweigt. Auf ihr Haus in London hatte er eine Hypothek aufgenommen. So bezahlte Sylvia Pastor möglicherweise indirekt auch den Mord an ihrer Mutter.
Mit dessen Organisation soll Janowski seinen Fitnesstrainer Pascal Dauriac betraut haben. Dessen Schwager soll in Marseille die beiden Täter angeheuert haben, denen man 100000 Euro für den Mord an Pastor anbot sowie jeweils weitere 20 000 Euro für die Tötung ihres Chauffeurs und den Diebstahl ihrer Handtasche. Mit Letzterem habe man Spuren verwischen wollen. Offensichtlich ohne Erfolg. Der Prozess soll noch bis zum 19. Oktober dauern.