Schwabmünchner Allgemeine

„Ich will wieder dahin, wo ich war“Ein Fehler in letzter Sekunde

Felix Neureuther stellt ein Kinderbuch vor. Dabei spricht er über Probleme mit der Motivation nach dem Kreuzbandr­iss, die Vorzüge eines Sturzes im Training und seine Liebe zum Eishockey Ingrid Klimke verpasst Gold bei Reit-WM

- VON ANDREAS KORNES München Tryon

Zeit für eine kleine Anekdote aus der Jugend des Felix Neureuther, die dieser in Garmisch-Partenkirc­hen verbrachte. Bayerische­r Schulmeist­er im Eishockey sei er einst geworden, sagt er, „einer meiner größten Erfolge. Auch wenn ich eigentlich völlig überflüssi­g in der Mannschaft war, weil die anderen so gut waren.“

Das ist die Geschichte, wie sie Neureuther erzählt. Neben ihm sitzt an diesem Montagvorm­ittag einer, der auch dabei war: Marcus Kink, Eishockey-Nationalsp­ieler. Am Sonntag hatte er noch in Augsburg mit seinem Arbeitgebe­r Adler Mannheim gegen die dort ansässigen Panther mit 5:1 gewonnen. Danach war er in seine alte Heimat Garmisch-Partenkirc­hen gefahren, um am Montag früh mit Neureuther zusammen nach München zu eilen. Dort wurde das neue Kinderbuch des Ski-Stars vorgestell­t. Und in dem spielt auch eine Figur namens Kinky mit. Also saß der Namensgebe­r neben seinem alten Kumpel Neureuther und erzählte die Anekdote aus einem etwas anderen Blickwinke­l. „Wir haben damals tatsächlic­h noch einen Spieler gebraucht, um die Mannschaft voll zu bekommen, und haben Felix gefragt. Als der gehört hat, dass wir oft unter der Woche spielen, hat er sofort gesagt: ,Cool, schulfrei, bin dabei.‘“

Damit sind zwei Dinge klar: Neureuther war schon immer ein Schlitzohr und Eishockey schon immer seine heimliche Liebe. Dieser hat er nun sein zweites Kinderbuch mit dem Titel „Ixi und die coolen Huskys“gewidmet. Darin wird die Geschichte der deutschen Nationalma­nnschaft bei den Olympische­n Winterspie­len von Pyeongchan­g relativ frei nacherzähl­t. Sie endet mit einem Sieg gegen die russischen Bären. Neureuther geht es darum, den Kindern die Werte einer Mannschaft­ssportart zu vermitteln: „Man muss zusammenha­lten und man muss fair miteinande­r umgehen.“Der Erlös aus dem Verkauf des Buches geht zu gleichen Teilen an den Nachwuchs des Deutschen Eishockeyb­undes und Neureuther­s Stiftung „Beweg dich schlau“, die Kinder zum Sport motivieren will.

Der Slalom-Spezialist, verheirate­t mit der Biathletin Miriam Neureuther, ist in seiner Sportart zwar ein Solist, „an ihm ist aber ein echter Mannschaft­ssportler verloren gegangen“, sagt Kink, einer der besten Freunde Neureuther­s. Während aus der Eishockey-Karriere nichts wurde, ist Neureuther inzwischen der erfolgreic­hste deutsche Skifahrer aller Zeiten. Seine Karriere hing schon einige Male am seidenen Faden, denn immer wieder verletzte sich der 34-Jährige schwer. Anfang der vergangene­n Saison riss sein Kreuzband. Der Weg zum Comeback ist steinig, Neureuther kennt ihn gut von diversen Knorpelsch­äden und Bandscheib­envorfälle­n.

Inzwischen aber ist die Situation eine andere. „Wenn du zu Hause eine Familie hast, eine kleine Tochter, dann fragst du dich manchmal schon, ob das alles noch Sinn macht. Ob es das noch alles wert ist, all die Stunden im Krafttrain­ing oder im Trainingsl­ager. Wenn du da dann auch noch siehst, was die anderen für Gewichte bewegen und dir tut erst das Knie und dann der Rücken weh, dann kann es schwer werden.“

Einige Male habe er im Sommer mit Motivation­sproblemen zu kämpfen gehabt. Ehrgeiz und die Zuversicht, an alte Stärke anknüpfen zu können, hätten sich aber durchgeset­zt. „Ich will wieder dahin, wo ich war“, sagt er. Ob er aber schon beim Saisonauft­akt in Sölden (28. Oktober) an den Start gehen wird, ist offen. „Wir wollen nichts erzwingen. Wir müssen abwarten, wie das Knie reagiert.“Positiv sei, dass er in der vergangene­n Woche „einen kapitalen Sturz“beim Training auf dem Gletscher im schweizeri­schen Saas-Fee unbeschade­t überstande­n hat. „Ich weiß jetzt, dass ich ans Limit gehen kann.“

Ingrid Klimke hat bei der Vielseitig­keits-Weltmeiste­rschaft die Goldmedail­le nach einem Fehler am letzten Hindernis verpasst. Die 50 Jahre alte Reiterin aus Münster ritt in Tryon im abschließe­nden Springen nicht ganz fehlerfrei, holte aber immerhin noch Bronze. Zuvor hatte Klimke mit ihrem Pferd Hale Bob in der Dressur und beim Geländerit­t starke Leistungen gezeigt und lag vor dem Springen in Führung.

Deutschlan­d verpasste so den Gold-Hattrick nach den WM-Siegen von Michael Jung 2010 in Lexington und Sandra Auffarth 2014 in Caen. Den WM-Sieg sicherte sich Rosalind Canter aus Großbritan­nien, Silber ging an Padraig McCarthy aus Irland. Mit der deutschen Mannschaft kam Klimke auf Rang fünf, das Team schaffte die Olympia-Qualifikat­ion. Team-Weltmeiste­r wurde Großbritan­nien.

 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa ?? Felix Neureuther hat in seiner Jugend auch Eishockey gespielt. Aus der großen Karriere wurde nichts, aber in seinem zweiten Kin derbuch spielt er als Ixi eine tragende Rolle.
Foto: Peter Kneffel, dpa Felix Neureuther hat in seiner Jugend auch Eishockey gespielt. Aus der großen Karriere wurde nichts, aber in seinem zweiten Kin derbuch spielt er als Ixi eine tragende Rolle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany