Schwabmünchner Allgemeine

Schwarze reisen auf besonderer Route

Torontos Siegerfilm hat Rassismus zum Thema – vielleicht ein Oscar-Kandidat

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Toronto Viel Wortwitz, berauschen­der Jazz, aber auch Fremdenfei­ndlichkeit und Vorurteile: „Green Book“von Regisseur Peter Farrelly ist der Siegerfilm beim 43. Toronto Internatio­nal Film Festival (TIFF). Die amüsante wie tiefsinnig­e Filmbiogra­fie mit Mahershala Ali („Moonlight“) und Viggo Mortensen („History of Violence“) in den Hauptrolle­n begeistert­e das Publikum der kanadische­n Metropole, das traditione­ll an Stelle einer Jury den Gewinner wählt. „Ich fühlte mich bereits geehrt, dass unser Film beim TIFF gezeigt wurde, aber tatsächlic­h zu gewinnen, ist jenseits meiner kühnsten Träume. Jetzt verstehe ich, warum alle sagen, dass das Publikum in Toronto das beste der Welt ist“, ließ der nicht anwesende Regisseur in einer Dankesbots­chaft verlesen. Damit dürften auch die Chancen des Films auf einen Oscar steigen.

„Green Book“erzählt die Geschichte des italienisc­h-amerikanis­chen Türstehers Tony „Lip“Vallelonga (Viggo Mortensen), der in den sechziger Jahren einen Job als Chauffeur des schwarzen Jazz-Pianisten Don Shirley (Mahershala Ali) annimmt. Tony soll den Musiker für eine Konzertrei­he von New York durch die amerikanis­chen Südstaaten fahren. Während des zweimonati­gen Roadtrips erleben die unterschie­dlichen Männer gemeinsam Höhen und Tiefen – und vor allem tiefliegen­den Rassismus. Geplant werden muss die Reise nach dem „Negro Motorist Green Book“, das die wenigen Unterkünft­e und Restaurant­s aufführt, die auch schwarze Kunden bedienen. „Green Book“hatte am 11. September in Toronto Weltpremie­re gefeiert und soll am 31. Januar in deutschen Kinos anlaufen.

Wie TIFF-Co-Chef Cameron Bailey am Sonntag bei der Preisverle­ihung weiter bekannt gab, wurde das sensible Drama „If Beale Street Could Talk“von Regisseur Barry Jenkins („Moonlight“) zum „First Runner-up“, dem zweitplatz­ierten Film, gekürt. Alfonso Cuaróns Film „Roma“, der vor kurzem beim Filmfest in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeich­net wurde, kam auf Platz drei.

Zum besten Dokumentar­film wählte das Publikum den Beitrag „Free Solo“von E. Chai Vasarhelyi und Jimmy Chin. Die Doku begleitet den renommiert­er Extremklet­terer Alex Honnold beim Versuch, die fast 1000 Meter hohe Steilwand des El Capitan im kalifornis­chen Yosemite National Park ohne Absicherun­g zu besteigen. Den zweiten Platz erhielt „This Changes Everything“von Tom Donahue, gefolgt von John Chesters „The Biggest Little Farm“.

Bei dem zehntägige­n Festival wurden in diesem Jahr 342 Filme aus 83 Ländern gezeigt, darunter 29 deutsche Beiträge und Koprodukti­onen. Unter anderem hatten die deutschen Filme „Das schönste Paar“von Regisseur Sven Taddicken und Carolina Hellsgards „Endzeit“Weltpremie­re.

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Foto: Valerie Macon, afp Mahershala Ali spielt in „Green Book“ei nen Jazzmusike­r, der durch die Südstaa ten reist.

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