Ein „Goldjunge“mit dem Paddel
Alexander Grimm schaffte den Sieg bei den Olympischen Spielen in Tokio
Ob er verwandt mit den bekanntesten deutschen Märchenerzählern ist, was seinem Namen nach möglich wäre, entzieht sich unserer Kenntnis. Ein Märchen allerdings ist sicherlich seine sportliche Karriere, die er allerdings in diesem Jahr beendet hat: Alexander
Grimm, Olympiasieger mit dem Kajak im Kanuslalom
2008 im fernen Tokio.
Dabei begann seine sportliche Laufbahn als Fußballer, denn als Kind kickte der im September 1986 geborene Augsburger beim FC Hochzoll. Als Neunjähriger entdeckte er dann seine Leidenschaft für das Kanufahren. Beim TSV Schwaben Augsburg spezialisierte er sich auf die Bootsklasse Einer-Kajak – ein eigentlich aus Grönland stammendes Boot für die Jagd im Meer.
In den Jahren 2002 bis 2004 startete er zunächst für die Juniorennationalmannschaft. Zweimal gewann der Junior die deutsche Meisterschaft und Silber mit der Mannschaft auf europäischer Ebene. Weitere Höhepunkte in diesen Jahren waren 2003 Bronze im Einzel und Gold mit der Mannschaft sowie 2004 Gold im Einzel und Silber mit dem Team.
2005 startete Grimm dann bei der Männerweltmeisterschaft in Sidney – mit dem für ihn ungewohnten 13. Platz im Einzel. Auf europäischer Ebene errang er im gleichen Jahr mit der Mannschaft den zweiten Platz, und diese Position nahm er zwei Jahre später in der Weltrangliste ein.
Von nun an reihte sich Erfolg an Erfolg. 2007 errang er seinen ersten Weltcup-Sieg. Mit seinem Sieg in Augsburg wurde er in diesem Jahr dann Dritter der Gesamtwertung. Bei der Europameisterschaft erpaddelte er sich mit der Mannschaft Rang zwei, im Einzel wurde er Siebter. Um an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können, musste er sich gegen absolute Asse durchsetzen, wie beispielsweise der Vizeweltmeister Fabian Dörfler und der Weltcupsieger Erik Pfannmöller. Er schaffte es und ebnete so den Weg zum Olympiasieg.
Zwar lag er im Finale bei den Olympischen Spielen in Tokyo zunächst „nur“auf dem vierten Platz, mit 1,23 Sekunden. Doch Grimm kämpfte sich zurück – Gold für sich und Deutschland, echt super, wie man damals noch formulierte…
Und Grimm, der Bescheidene, Zurückhaltende, braucht eine Zeit lang, um seine überragende Leistung zu begreifen. zitierte ihn damals: „Ich kann das noch gar nicht realisieren…ich hatte ein Gefühl, wie ich es noch nie in einem Wettkampf hatte.“
Grimm war nicht nur am Paddel fleißig. Er studierte von 2008 bis 2017 an der Hochschule Augsburg
Der Spiegel
Maschinenbau sowie Leichtbau und Faserverbundtechnologie. Anschließend absolvierte er ein Wirtschaftsingenieurstudium in München.
In diesem Jahr hat Grimm seine aktive Karriere im Kanuslalom beendet. In einem Interview mit unserer Zeitung begründete er diesen Schritt: „Während eines dreiwöchigen Studienaufenthalts in Plymouth ist mir klar geworden, dass es auch noch ein Leben abseits des Leistungssports gibt, welches mir ebenso Spaß macht wie das Kajakfahren. Mein Leben war 23 Jahre auf Kanuslalom ausgerichtet und dieser Sport wird auch weiterhin Teil meines Lebens bleiben. Allerdings bin ich jetzt an einem Punkt, an dem ich das Gefühl habe, dass es Zeit wird für neue Herausforderungen. Von daher bin ich sicher, dass es der richtige Zeitpunkt und die richtige Entscheidung ist.“
Wir gratulieren Alexander Grimm an dieser Stelle nachträglich zum 32. Geburtstag. SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE