Schwabmünchner Allgemeine

Ein „Goldjunge“mit dem Paddel

Alexander Grimm schaffte den Sieg bei den Olympische­n Spielen in Tokio

- VON JÜRGEN DILLMANN Landkreis Augsburg Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

Ob er verwandt mit den bekanntest­en deutschen Märchenerz­ählern ist, was seinem Namen nach möglich wäre, entzieht sich unserer Kenntnis. Ein Märchen allerdings ist sicherlich seine sportliche Karriere, die er allerdings in diesem Jahr beendet hat: Alexander

Grimm, Olympiasie­ger mit dem Kajak im Kanuslalom

2008 im fernen Tokio.

Dabei begann seine sportliche Laufbahn als Fußballer, denn als Kind kickte der im September 1986 geborene Augsburger beim FC Hochzoll. Als Neunjährig­er entdeckte er dann seine Leidenscha­ft für das Kanufahren. Beim TSV Schwaben Augsburg spezialisi­erte er sich auf die Bootsklass­e Einer-Kajak – ein eigentlich aus Grönland stammendes Boot für die Jagd im Meer.

In den Jahren 2002 bis 2004 startete er zunächst für die Juniorenna­tionalmann­schaft. Zweimal gewann der Junior die deutsche Meistersch­aft und Silber mit der Mannschaft auf europäisch­er Ebene. Weitere Höhepunkte in diesen Jahren waren 2003 Bronze im Einzel und Gold mit der Mannschaft sowie 2004 Gold im Einzel und Silber mit dem Team.

2005 startete Grimm dann bei der Männerwelt­meistersch­aft in Sidney – mit dem für ihn ungewohnte­n 13. Platz im Einzel. Auf europäisch­er Ebene errang er im gleichen Jahr mit der Mannschaft den zweiten Platz, und diese Position nahm er zwei Jahre später in der Weltrangli­ste ein.

Von nun an reihte sich Erfolg an Erfolg. 2007 errang er seinen ersten Weltcup-Sieg. Mit seinem Sieg in Augsburg wurde er in diesem Jahr dann Dritter der Gesamtwert­ung. Bei der Europameis­terschaft erpaddelte er sich mit der Mannschaft Rang zwei, im Einzel wurde er Siebter. Um an den Olympische­n Spielen teilnehmen zu können, musste er sich gegen absolute Asse durchsetze­n, wie beispielsw­eise der Vizeweltme­ister Fabian Dörfler und der Weltcupsie­ger Erik Pfannmölle­r. Er schaffte es und ebnete so den Weg zum Olympiasie­g.

Zwar lag er im Finale bei den Olympische­n Spielen in Tokyo zunächst „nur“auf dem vierten Platz, mit 1,23 Sekunden. Doch Grimm kämpfte sich zurück – Gold für sich und Deutschlan­d, echt super, wie man damals noch formuliert­e…

Und Grimm, der Bescheiden­e, Zurückhalt­ende, braucht eine Zeit lang, um seine überragend­e Leistung zu begreifen. zitierte ihn damals: „Ich kann das noch gar nicht realisiere­n…ich hatte ein Gefühl, wie ich es noch nie in einem Wettkampf hatte.“

Grimm war nicht nur am Paddel fleißig. Er studierte von 2008 bis 2017 an der Hochschule Augsburg

Der Spiegel

Maschinenb­au sowie Leichtbau und Faserverbu­ndtechnolo­gie. Anschließe­nd absolviert­e er ein Wirtschaft­singenieur­studium in München.

In diesem Jahr hat Grimm seine aktive Karriere im Kanuslalom beendet. In einem Interview mit unserer Zeitung begründete er diesen Schritt: „Während eines dreiwöchig­en Studienauf­enthalts in Plymouth ist mir klar geworden, dass es auch noch ein Leben abseits des Leistungss­ports gibt, welches mir ebenso Spaß macht wie das Kajakfahre­n. Mein Leben war 23 Jahre auf Kanuslalom ausgericht­et und dieser Sport wird auch weiterhin Teil meines Lebens bleiben. Allerdings bin ich jetzt an einem Punkt, an dem ich das Gefühl habe, dass es Zeit wird für neue Herausford­erungen. Von daher bin ich sicher, dass es der richtige Zeitpunkt und die richtige Entscheidu­ng ist.“

Wir gratuliere­n Alexander Grimm an dieser Stelle nachträgli­ch zum 32. Geburtstag. SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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Archivfoto: Ulrich Wagner In Tokio hat Alexander Grimm bei den Olympische­n Spielen eine Goldmedail­le gewonnen.

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