Schwabmünchner Allgemeine

Trump lässt Zoll Lawine rollen

Handelskon­flikt zwischen USA und China spitzt sich zu

- VON FINN MEYER KUCKUK Peking

Der Handelskri­eg geht in eine neue Runde. Mit dem bisher größten Paket neuer Strafzölle hat der Handelskon­flikt zwischen den USA und China eine neue Eskalation­sstufe erreicht. Das Muster ist inzwischen vertraut: Präsident Donald Trump kündigte von Washington aus neue Zölle an – China drohte mit einem Konter. „Wir sind erneut gezwungen, gleichzeit­ig zurückzusc­hlagen“, teilte das Handelsmin­isterium in Peking am Dienstag mit. „Wir hoffen, dass den USA die negativen Folgen ihrer Handlungen klar werden und sie doch noch zur Vernunft kommen.“

Beide Seiten hatten sich schon zuvor mit Strafzölle­n auf Waren im Wert von jeweils 50 Milliarden Dollar überzogen. Nun haben die USA die Hälfte aller Warenimpor­te aus China mit Sonderzöll­en belegt. Peking kann rein rechnerisc­h nicht im gleichen Umfang antworten, da die USA jährlich lediglich Waren im Wert von 130 Milliarden US-Dollar nach China einführen.

Die Zölle werden Ende September wirksam. Sollte China mit Gegenmaßna­hmen gegen die USLandwirt­schaft oder andere Industriez­weige antworten, würde die US-Regierung eine weitere Phase – die dann dritte – einläuten, sagte Trump der Mitteilung zufolge. Dann würden noch weitere 267 Milliarden Warenimpor­te aus China mit

„Wenn andere Län der keinen fairen Handel treiben, werden sie mit Zöllen belegt.“Donald Trump, US Präsident

Extrazölle­n belegt. „Wenn andere Länder keinen fairen Handel treiben, werden sie mit Zöllen belegt“, twitterte Trump. Negativeff­ekte für die USA seien bisher kaum messbar.

China könnte sich jedoch beispielsw­eise auf Ebene der Finanzmärk­te rächen und Washington den Geldhahn zudrehen: Die staatliche Devisenauf­sicht des Landes ist einer der größten Geldgeber der Amerikaner. „Wir sind auch auf schlimme Szenarien vorbereite­t“, sagte etwas ominös Fang Xinghai, Vizechef der chinesisch­en Wertpapier­aufsicht, auf dem World Economic Forum.

Ein Detail der Liste aus Washington erregte Aufmerksam­keit: Computeruh­ren, sogenannte Smart Watches, waren ausdrückli­ch ausgenomme­n. In der vergangene­n Woche hatte sich der Elektrogig­ant Apple darüber beklagt, dass sein neues Flaggschif­fprodukt schon kurz nach Markteinfü­hrung durch die Zölle verteuert werde. Das Unternehme­n lässt seine Smart Watch durchweg in China herstellen.

Der Handelskri­eg könne noch 20 Jahre dauern, befürchtet die Technik-Legende Jack Ma, Gründer des Internetko­nzerns Alibaba. Der offen ausgetrage­ne Konflikt sei Symptom für Stimmungen und Trends, die „auch nach Donald Trumps Ausscheide­n aus dem Amt noch da sein werden“.

Auch der bekannte Ökonom Arthur Kroeber von Gavekal Research in Peking erwartet eine weitere Verschlimm­erung des Konflikts: „Die Chancen auf eine Einigung sind minimal“– zumal Trump gar nicht klar sage, was er eigentlich konkret von den Chinesen will. Das Hauptziel sei wohl, US-Firmen in ihre Heimat zurückzuho­len. Die Auseinande­rsetzung verlaufe also an einer anderen Front, als es den Anschein hat. Statt „USA gegen China“lautet sie „Trump gegen die eigene globalisie­rte Wirtschaft“. Nur eines ist sicher: „Die Auseinande­rsetzung wird lang und mühsam.“

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