Schwabmünchner Allgemeine

Der Grant und die Sommerzeit

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

So kennt man das. Die Uhr im März eine Stunde vor, im Oktober eine Stunde zurück – viele Menschen leiden aber unter der Zeitumstel­lung. Darum hat sich die EUKommissi­on (das sind die, welche die Krümmung von Bananen oder Gurken festlegen) jetzt nach einer großen Publikumsa­bstimmung im Internet zu einer weiteren grandiosen Idee aufgerafft: Sie will die Winterzeit abschaffen.

Manche Wissenscha­ftler begrüßen das. Aus ihrer Sicht tut der Wechsel der Zeiten Mensch und Tier nicht gut. Andere Forscher warnen allerdings vor der dauerhafte­n Einführung der Sommerzeit – denn das könnte auch fatale Folgen haben. Man erhöhe so nämlich die Wahrschein­lichkeit für Diabetes, Depression­en, Schlaf- und Lernproble­me – das heißt, wir werden dicker, dümmer und grantiger.

Dicker und dümmer, das können wir hinnehmen, aber beim Thema Grant wird man natürlich hellhörig. Bekanntlic­h sind wir das Volk der Grantler. Ohne zu granteln wäre für uns Bayern das Menschsein ja gar nicht auszuhalte­n. Aber noch grantiger – wie soll das gehen?

Granteln kann man schon jetzt über alles. Ein besonders dankbares Thema ist das Wetter. Denn ein wesentlich­es Element des Grants ist der Fatalismus, die Überzeugun­g, dass man eh nichts ändern kann. Zum Grant gehören auch der Dialekt und die bayerische Laissez-faire-Seele. Preußen, Zugroaste oder sonstige Ausländer sind zu einem echten Grant nicht fähig. Granteln ist übrigens politisch gänzlich ungefährli­ch, im Gegensatz zum wütenden Gemütszust­and. Wenn die geplante ewige Sommerzeit als „Nebenwirku­ng“also auch die Wut beim Bürger schürt, sollte man besser die Finger davon lassen. Denn Wutbürger haben wir schon genug.

 ?? Symbolfoto: Daniel Reinhardt, dpa ?? Mörder gesucht: Laut bayerische­m Innenminis­terium wurde in Bayern in den vergangene­n 30 Jahren in beinahe 200 Mordfällen kein Täter gefunden. Besonders viele davon ereigneten sich in Schwaben. Woran das liegt? Die Polizeiprä­sidien sind ratlos.
Symbolfoto: Daniel Reinhardt, dpa Mörder gesucht: Laut bayerische­m Innenminis­terium wurde in Bayern in den vergangene­n 30 Jahren in beinahe 200 Mordfällen kein Täter gefunden. Besonders viele davon ereigneten sich in Schwaben. Woran das liegt? Die Polizeiprä­sidien sind ratlos.
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