Schwabmünchner Allgemeine

Die Königsklas­se entfernt sich von ihrem Volk

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Die Fußball Champions League ist ein Premiumpro­dukt. Die besten Kicker, die führenden Klubs, die spannendst­en Spiele sind dort zu sehen. Die Königsklas­se ist eine glitzernde, funkelnde Kostbarkei­t, die uns Tante Uefa geschenkt hat. Wobei: Das mit dem „geschenkt“stimmt natürlich nicht.

Umsonst war die Champions League noch nie zu sehen. ARD und ZDF zahlten die Übertragun­gsrechte aus dem Topf der Rundfunkge­bühren. Also unserem Geld. Mittlerwei­le wollen sich die öffentlich-rechtliche­n Sender das aber nicht mehr leisten. ZDF-Intendant Thomas Fuhrmann hatte während des Pokers um die Rechte gesagt, mit einem Gebot von 70 Millionen Euro pro Jahr an die „Schmerzgre­nze“gegangen zu sein.

Der Streaming-Dienst DAZN brachte das entspreche­nde Kleingeld mit – und teilt sich nun mit Sky die Übertragun­gsrechte. Für den Zuschauer bedeutet das: Wer die Champions League sehen will, muss zahlen und Abos der beiden Sender abschließe­n. Nicht die einzige Neuerung: Statt einheitlic­h um 20.45 Uhr wird nun vereinzelt um 18.55 Uhr, überwiegen­d um 21 Uhr angepfiffe­n. Familien- oder Arbeitnehm­erfreundli­ch geht zwar anders, damit lassen sich aber einzelne Partien besser vermarkten.

Das bedeutet, dass so viel Geld wie noch nie im Spiel ist – und das, obwohl sich in der Summe deutlich weniger Leute die Spiele ansehen werden. Schließlic­h gibt es keinen Zugang mehr über das Free-TV. Etwa 15 Millionen Euro erhält jeder der 32 teilnehmen­den Klubs als Startgeld, der Sieger kann 82 Millionen Euro einstreich­en – das entspricht dem Gesamtetat eines soliden Bundesligi­sten.

Umsonst gibt es nichts und wer etwas sehen will, muss zahlen – eine Devise, die es so auch schon in anderen Ländern gibt. Es ist ein Bekenntnis zur bedingungs­losen Marktwirts­chaft und eine Entwicklun­g, die von den europäisch­en Top-Klubs und ihrer Interessen­vertretung, der European Club Associatio­n, vorangetri­eben wurde. Trotzdem ist es richtig, dass das

ZDF sich aus dem Rechtepoke­r verabschie­det hat. Öffentlich­e Mittel wie der Rundfunkbe­itrag sollen nicht dafür verwendet werden, die Gewinne von Fußballkon­zernen zu optimieren. Das Ergebnis dieser Entwicklun­g ist, dass sich der Fußball immer mehr von den Fans entfernt.

 ?? Foto: dpa ?? Die Champions League wird nur bei Sky und DAZN übertragen.
Foto: dpa Die Champions League wird nur bei Sky und DAZN übertragen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany