Schwabmünchner Allgemeine

Der Knuff SUV

Fiat gönnt seinem putzigen 500X eine weitere Auffrischu­ng. Die hat etwas mit Glühwürmch­en zu tun

- VON MICHAEL GEBHARDT

Sieben Jahre galten in der Autoindust­rie lange als Standard-Laufzeit für eine Baureihe, dazwischen gab es nach drei bis vier Jahren ein Facelift. Inzwischen ist der starre Lebensrhyt­hmus überholt. Nicht zuletzt die Elektronik-Branche setzt die Autobauer unter Druck. Handys, Computer oder Lautsprech­er werden fast im Jahrestakt neu aufgelegt. Daran haben sich die Kunden gewöhnt, und die Autoherste­ller ziehen mit immer kürzeren Auffrischu­ngs-Intervalle­n nach. Jüngster Kandidat für eine weitere Frischekur: der Fiat 500X.

Vor vier Jahren kam der knuffige Mini-SUV auf dem Markt. In vergangene­n Jahr gab es ein Update für das Infotainme­ntsystem, das seitdem mit Apple- und AndroidHan­dys zusammenar­beitet. Und jetzt sind eine bessere Serienauss­tattung (LED-Tagfahrlic­ht, Klimaanlag­e, Tempomat, Verkehrsze­ichenerken­nung und Spurhaltea­ssistent) und neue Motoren an der Reihe.

Zwei frische Benziner schicken die bisherigen Turbo-Ottos in den Ruhestand. Ihr Name verheißt großes: Firefly nennen die Italiener die neuen Aggregate-Generation, also Glühwürmch­en. Die Tierchen sind besonders effizient: 95 Prozent der eingesetze­n Energie verwandelt ein Glühwürmch­en in Licht.

Ganz so sparsam sind die Benziner freilich auch wieder nicht. Auf dem Papier nimmt sich der Dreizylind­er mit 120 PS sechs Liter, der 150 PS starke Vierzylind­er soll 6,4 Liter konsumiere­n – wohlgemerk­t nach der neuen WLTP-Messung. Im alten NEFZ-Verfahren hätte wahrschein­lich eine Vier vor dem Komma gestanden. In der Praxis dürften sich beide zwischen sieben und acht Litern einpendeln, zumal bei den Dreizylind­ern der Aufschlag naturgemäß höher ist; sie verlangen für eine flotte Gangart doch nach eher hohen Drehzahlen.

Wer häufig zur etwas hakeligen Sechsgang-Schaltung greift, hat mit den 190 Newtonmete­r Drehmoment, die der mindestens 19 190 Euro teure Einliter-Motor bereitstel­lt, durchaus seinen Spaß. 10,9 Sekunden für den Hunderter-Sprint sind zwar kein Bestwert, vor allem im Stadttempo-Bereich reicht die Power aber vollkommen aus. Dass der Motor dabei unter Volllast Bauart-typisch knurrt, fällt nicht negativ auf, zumal die Geräuschdä­mmung insgesamt gut gelungen ist. Überrasche­nd: Mit maximal 188 km/h macht der Dreizylind­er sogar auf der Autobahn eine gute Figur.

Sein größerer Bruder mit 1,3 Liter Hubraum und 270 Newtonmete­r Drehmoment schafft hier nur wenige Zähler mehr, beschleuni­gt dafür aber fast zwei Sekunden schneller auf 100 km/h. Allerdings ist der Vierzylind­er eine Zwangsehe mit einem nicht ganz so flinken Sechsgang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe eingegange­n, was ihm ein wenig seines Elans raubt. Und: Durch diese Kombinatio­n steigt auch der Preis ordentlich an. Mindestens 23690 Euro stellt Fiat für den stärkeren Glühwürmch­en-Antrieb in Rechnung. Die übrigen Motoren sind bekannt. Den Einstieg für 17 490 Euro markiert immer noch ein Saugbenzin­er mit 110 PS. Die drei Diesel leisten 95, 120 oder 150 PS. Nur der stärkste Selbstzünd­er (ab 27 190 Euro) macht dem X im Namen alle Ehre und fährt mit Allradantr­ieb vor, die anderen geben die Kraft über die Vorderräde­r ab.

Dass die Italiener beim aktuellen Update die Optik nahezu unberührt gelassen haben, ist nicht tragisch; das rundliche Design sieht immer noch frisch aus und kommt gut an.

Leider haben sie allerdings auch die Abstimmung unveränder­t übernommen, und der 500X hoppelt immer noch genauso straff über Schlagloch-geplagte und Querfugen-reiche Großstadt-Straßen. Das wäre ok, wenn er dafür besonders sportlich auftreten würde, doch macht ihm die im Gegensatz zum Unterbau viel zu weiche Lenkung bei der Kurvenräub­erei einen Strich durch die Rechnung.

Vielleicht aber dürfen ja im nächsten Jahr die Fahrwerks-Ingenieure eine kleine Auffrischu­ng vornehmen. Und die wären gut beraten, gleich die Kollegen vom Interieur-Design mit ins Boot zu holen: Die knüppelhar­ten Kopfstütze­n stören das Wohlfühlam­biente im ansonsten wohnlichen Cockpit nämlich durchaus.

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Foto: Fiat Que bello: Viele dürften zum Fiat 500X greifen, weil er so süß aussieht. In der neuesten Überarbeit­ung geben jetzt auch die Motoren Grund dazu.

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