Schwabmünchner Allgemeine

Stadtwerke bieten Strom jetzt bundesweit an

Auf diese Weise will das Unternehme­n Kunden gewinnen. Allerdings tritt der Versorger nicht unter seinem Namen auf

- VON STEFAN KROG

Die Augsburger Stadtwerke steigen ab dem 20. September bundesweit ins Geschäft als Stromanbie­ter für Privatkund­en ein. Unter dem Markenname­n „Billig? Will ich!“mit einem rot-gelben Logo in Discounter­Optik sollen auswärtige Kunden über Internetpl­attformen wie Verivox oder Check24 gewonnen werden. Günstiger als in Augsburg wird der Strom in der Regel aber nicht sein. In Augsburg selbst wird „Billig? Will ich“allerdings nicht erhältlich sein.

Bisher war das Angebot der Stadtwerke nicht bundesweit verfügbar. „In der Vergangenh­eit war es auch richtig, sich voll auf den Heimatmark­t zu konzentrie­ren“, sagt Vertriebsl­eiter Ulrich Längle. Doch inzwischen bekommen die Stadtwerke in Augsburg zunehmend Konkurrenz: Wer einen Stromverso­rger in Augsburg via Internet sucht, bekommt Angebote von bundesweit etwa 150 anderen Anbietern, die teils günstiger sind. Die sinkenden Gewinnmarg­en durch Kundenschw­und und Deregulier­ung waren auch der Grund, dass vor drei Jahren die Fusionsübe­rlegungen mit Erdgas Schwaben aufkamen – ein Bürgerents­cheid verhindert­e den Zusammensc­hluss.

Seitdem haben sich die Stadtwerke intern neu aufgestell­t. Ein Aspekt der Strategie: Um die sinkenden Gewinnmarg­en aufzufange­n, soll der Kundenstam­m größer werden. 10000 neue Kunden pro Jahr sind das Ziel. In einen Preiskampf können die Stadtwerke laut eigener Aussage dabei aber nicht gehen. Als Grundverso­rger, der verpflicht­et ist, alle Augsburger Anschlüsse versorgen zu können, müsse man anders kalkuliere­n als private Anbieter. Den Kampf um den günstigste­n Preis könne man kaum gewinnen, zumal auch genug Geld rausspring­en muss, um den defizitäre­n Nahverkehr zu stützen.

Trotzdem soll „Billig? Will ich!“bei Anfragen in den Vergleichs­portalen im Mittelfeld auf Seite 1 auftauchen. Unter anderem wollen die Stadtwerke dies mit Wechsel-Boni schaffen (mit denen sie bisher unter dem Hauptmarke­nnamen auch schon arbeiten). Der eigentlich­e Strompreis, der etwa 20 Prozent des Endpreises ausmacht und über die Gewinnmarg­e entscheide­t, entspricht dem in Augsburg. Trotzdem kann es beim Endpreis Abweichung­en nach oben oder unten im Vergleich zu den Augsburger Stadtwerke-Preisen geben: Dies hängt damit zusammen, dass Netzentgel­te und Umlagen, die inzwischen rund 80 Prozent des Endpreises ausmachen, je nach Region schwanken.

Ab kommendem Jahr planen die Stadtwerke auch, Strom in Österreich anzubieten. Man wolle, so Längle, bundesweit nicht zur großen Nummer aufsteigen. „Aber wir müssen die neuen Mechanisme­n nutzen. Das Plattformg­eschäft im Internet ist generell das Geschäftsf­eld der Zukunft“, so Längle. Augsburg werde aber der Kernmarkt bleiben.

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