Von Korktaschen und Haartattoos
Ein Bilderbuchstart für die neuen Marktleiter in Langerringen. Mehr als 100 Stände bieten in der Dorfmitte Kunst und Handwerkliches feil
Die neuen Marktleiter Tina Weißig und Karl Reute müssen einen sehr guten Draht zum Wetter haben, denn schon ihr Debüt beim Langerringer Kunst- und Handwerkermarkt gleicht einem Bilderbuchstart. Bereits eine Stunde vor der Eröffnung füllen sich bei schönstem Wetter die Parkplätze und Besucher bevölkern die Marktstraßen in der Dorfmitte. Mehr als 100 Stände bieten Kunst und Handwerkliches fürs Auge, aber auch handgemachte Seifen, Marmeladen oder Pflanzen und Gartendekoration an. Einer der Anziehungsmagnete scheint dabei der Büchermarkt vor dem Gemeindezentrum zu sein, zumal es dort Kaffee und Kuchen gibt. Um 10 Uhr, pünktlich zu den Glockenschlägen von St. Gallus, gibt Bürgermeister Konrad Dobler zusammen mit den beiden Marktleitern das Zeichen für die Salven der Böllerschützen aus Langerringen und Hurlach.
Marktleiter Reute steht unter dem Baldachin des Marktständles – seinem Freiluftbüro – in der Pfarrgasse und klärt letzte organisatorische Fragen mit Sanitätern und einer Marktbeschickerin. 107 Stände kann er präsentieren.
Zwischen Rathaus und der katholischen Kirche steht ein Stand, dessen Betreiber in Portugal auf die Idee stießen, Kork zu alltagstauglichen Produkten zu verarbeiten. Es fasziniert, wie leicht sich Schiebermützen, Schuhe oder auch Handtaschen aus diesem Naturmaterial anfühlen. Es sei pflegeleicht und normal widerstandsfähig. Die Betreiber aus Ellgau im nördlichen Landkreis Augsburg erzählen, dass daraus schon ein Brautkleid nach Maß angefertigt worden sei. Seit rund vier Jahren ist Gabriele Roth mit ihrer ausgefallenen Ware auf kleineren Märkten vertreten. Am Nebenstand wird hauptsächlich Gartendekorati- on angeboten. Diese trendigen angerosteten Metallskulpturen, Flaggen und Fackeln sind über viele Anbieterstände verteilt immer wieder zu finden. Manche sind zusätzlich mit Sinnsprüchen versehen oder einfach nur schön anzuschauen. Währenddessen ballen sich vor dem Gemeindezentrum die Marktbesu- am Bücherstand. Hier verkaufen die Gallusfrauen zusammen mit den Ministranten und der Pfadfindergruppe im Rahmen einer Benefizaktion bereits gelesene Bücher zum Kilopreis von einem Euro. Stolze 820 Euro können sie später zugunsten einer Langerringer Familie mit einem schwerkranken Sohn verbuchen, der an einer Form des Muskelschwunds leidet.
Eine Dorfstraße weiter stehen die beiden siebenjährigen Buben Niklas und Lukas am Eierstand der Langerringer Familie Botzenhardt. Wie ein Profi bietet Niklas mit seinem besten Freund frische Eier an und wer neugierig ist, kann sich den vom Vater entworfenen und selbst gebauten Stallwagen anschauen. Offen hat auch die HaarLounge in einer der gesperrten Dorfstraßen. Hier zeigt Chefin Angi zusammen mit Patricia und Angel, wie eine professionelle Haarverlängerung oder Haartattoos aussehen können. Wer möchte, bekommt dazu Sekt oder Saft serviert. Patricia aus Augsburg hat sich bereits vergangenes Jahr als Modell zur Verfügung gestellt und ist so überzeugt, dass sie dieses Jahr zur Unterstützung kam. Angel präsentiert mit ihrem Haartattoo die Möglichkeiten der Frisurenmode. Beim Weiterbummeln entlang der vielen Marktstände zum anderen Ende im Norden der Dorfmitte becher gegnet man gelegentlich der Trommlergruppe der Musikschule oder hört den evangelischen Posaunenchor durch die Geräuschkulisse des Marktgeschehens. Zum Langerringer Kunst- und Handwerkermarkt gehören auch die Oldtimer, deren Ausstellung der Langerringer Johannes Veit organisiert hat. Das älteste Fahrzeug ist ein Traktor der heute noch existierenden Marke Fendt im Originalzustand aus dem Jahr 1938. Neben dem amerikanischen Jeep sind zwei liebevoll restaurierte und fahrbereite BMW Isetta die Stars im Hof.
Kräuter verkauft Dagmar Templin. Mit einem Korb wandert sie durch die sonnigen Marktstraßen und bietet selbst gefertigte Kräutersäckchen an. Bei einem Kaffee im Gemeindezentrum erfährt man von der erfahrenen Marktfrau Monika Hohberg, was es bedeutet, wenn die „Marine“auf dem Markt unterwegs sei – das seien nämlich „Sehleute“, die nur schauen würden. Allerdings stamme dieses Wortspiel nicht von ihr und dann geht sie langsam am Stock zu ihrem Keramikstand zurück. Aber auch für die kleinen Marktbesucher gibt es erlebbare Attraktionen: Das handbetriebene Kettenkarussell zum Beispiel, die nostalgische Eisenbahn zum Mitfahren oder die Luftballons am Stand vor der Kirche.
Zurück am Rathaus beweist sich einmal mehr die Anziehungskraft der Essensstände. An Kasse und Ausgabe bilden sich lange Schlangen; die Plätze unter dem Schatten spendenden Baldachin und auf den Bänken sind heiß begehrt, um mit Grillsteak, Currywurst oder einer Fischsemmel auszuruhen. Kaffee und Kuchen locken dann gegenüber im Gemeindezentrum oder im evangelischen Gemeindehaus.
Mehr Fotos vom Kunsthandwerkermarkt in Langerringen gibt es unter schwabmuenchner allgemeine.de