Wahlkampf unter freiem Himmel
Die Freien Wähler stellen auf der Königsbrunner Ulrichshöhe ihre Argumente für den Wahlkampf-Endspurt vor. Der Spitzenkandidat spricht vor allem über regionale Themen und der Ortsverein feiert sein Jubiläum
Königsbrunn Mit einem Gipfeltreffen auf der Königsbrunner Ulrichshöhe haben die Freien Wähler ihren regionalen Wahlkampfendspurt eingeläutet. Rund 250 Besucher machten sich an den Aufstieg, um dabei zu sein.
Unter ihnen war auch Dieter Goller, der sich als noch unentschlossener Wähler zu erkennen gab und daher die Möglichkeit nutzte, mit dem Direktkandidaten für den Landtag, Dr. Fabian Mehring, ins Gespräch zu kommen. „Mit wem würden Sie eine Koalition im Landtag eingehen?“, wollte Goller wissen. Denn da gäbe es ja durchaus Möglichkeiten: Je nachdem, wie die anderen Parteien abschneiden, sind auch Szenarien vorstellbar, in der die CSU nicht mehr regiert beziehungsweise mitregiert. Mehring antwortete schnell und deutlich: „Da kommt nur die CSU und eventuell zusätzlich die FDP infrage, je nach Mehrheiten.“Bayern stehe gut da, da könne die CSU nicht alles falsch gemacht haben. Die FDP habe sich nach den Bundestagswahlen nicht als verlässlicher Partner erwiesen, deshalb sei das keine Wunschoption für ihn.
Im Vordergrund sollte aber nicht nur der Wahlkampfendspurt sondern auch die 70-Jahr-Feier der Freien Wähler Königsbrunn sein. Deshalb fasste sich der Kreistagsfraktionschef Mehring auch kurz und wollte den Zuhörern nur einige seiner am Herzen liegenden Themen nahebringen.
Wirtschaftlich sei die Region Augsburg eine „Boom-Region“, durchaus auf Augenhöhe mit Mün- chen und Nürnberg, sagte Mehring. Dazu trügen auch heimische mittelständische Unternehmen bei. Umso verwunderlicher sei es, dass es in Debatten hauptsächlich um Großkonzerne gehe. Als Beispiel nannte er die Diskussion um BMW auf dem Lechfeld. Da hätten die Freien Wähler für ihre Haltung gegen die Ansiedelung viel Kritik eingesteckt. „Der Konzern ist bis heute nicht da, dafür gibt es einen irrsinnigen Flächenverbrauch für ein australisches Unternehmen mit Steuerabgaben an Sydney“, sagte Mehring. Das stehe in keiner Relation.
Verkehrskollaps und Flächenfraß gehören bei Mehring zum Thema vernünftige Infrastruktur und er sagte: „Wir brauchen Gleise.“Ob da Straßenbahnen oder Züge rollen, sei nicht die entscheidende Frage. Eine bessere Verbindung zwischen Mering und Bobingen über Königsbrunn wäre ein Projekt für die Zukunft. Das 365-Euro-Ticket im Jahr für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel sei auch ein Vorschlag der Freien Wähler, jetzt eine Forderung von Markus Söder, CSU. Dies zeige, dass man auch aus der Opposition Landespolitik machen könne, wenn man es denn kann. Die schwindende medizinische Gesundheitsversorgung in der Region sei auch ein Punkt, der zum Handeln auffordere. Die Geburtshilfe in den Wertachkliniken müsse wieder eröffnet werden. In der Universitätsklinik werde geforscht, in den Krankenhäusern die Bürger medizinisch versorgt. Klar artikulierte sich Mehring über die AfD und deren sogenannte Protestwähler: „Wer wählt denn Politiker, die bisher in keinem Dorf ein Rathaus von innen gesehen haben, und meint, diese können etwas verändern, und zwar ohne jede politische Erfahrung?“Diese Erfahrung brächten die anderen Kandidaten der Freien Wähler mit, die sich ebenfalls kurz vorstellten: die Stadträte aus Königsbrunn Helmut Schuler (Bezirkstag), Ludwig Fröhlich (Landtag) und Bobingens Vizebürgermeister Rainer Naumann (Bezirkstag).
Nach den Reden gab es Freibier und Brezen als Eröffnung der Festivitäten zum Jubiläum der Ortsgruppe. Zuhörer Gerhard Tuffentsammer fasste seinen Eindruck zusammen: „Das war eine außergewöhnliche Wahlkampfveranstaltung.“