Krank, aber warum nur?
Gregor R. nahm 30 Kilogramm ab und fühlte sich schlecht. Die Suche nach der Ursache verlief lange ohne Ergebnis. Geholfen hat ihm ein neues psychosomatisches Angebot am Bezirkskrankenhaus
Der Einrichtungsstil: puristischmodern und gemütlich zugleich. Auf der Couch haben es sich die Bewohner für einen Fernsehabend bequem gemacht. Was aussieht wie ein gemütliches Wohnzimmer, ist in Wirklichkeit ein Gemeinschaftsraum der Station G 3 im Bezirkskrankenhaus Augsburg. Das Innendesign der Station für Psychotherapie und Psychosomatik ist nicht zufällig gewählt. Weite Gänge und weiche, warme Farbtöne sollen sich positiv auf die Verfassung der Patienten auswirken.
Einer der Patienten: Gregor R. (Name von der Redaktion geändert). Bis er ins BKH kam, lag eine lange Odyssee hinter ihm. „Innerhalb von drei Monaten habe ich 20 Kilo abgenommen“, berichtet der Patient. Kein stolzer Bericht über das Ergebnis einer Diät, sondern ein Krankheitsbild, was nicht nur dem Betroffenen Rätsel aufgab. Vom Hausarzt bis zu Fachärzten blieb die Ursache für die drastische Gewichtsabnahme im Dunklen. Mit den Kilos schwand bei Gregor R. auch die Lebensfreude. Unter anderem aus Sorge, dass eine tödliche Krankheit hinter dem Gewichtsverlust stecken könnte. „Ich habe Ängste entwickelt und fand nicht mehr aus den Grübelphasen heraus“, berichtet der 61-Jährige. Das Blutbild war unauffällig. Eine Essstörung lag auch nicht vor. Dennoch blieb neben der Symptomatik auch die psychische Belastung. Der ärztliche Direktor des Bezirkskrankenhauses, Prof. Dr. Max Schmauß, machte Gregor R. den entscheidenden Vorschlag: ein stationärer Aufenthalt in der Station G3, die auf Psychosomatik spezialisiert ist.
Die Station G3 ist eine von drei neuen Stationen des Krankenhauses an der Stadtgrenze zu Neusäß. Das vom bayerischen Staat geförderte und finanzierte Projekt hat 14 Millionen Euro gekostet. Während die G1 und G2 seit Ende 2017 bei Depressionen helfen sollen, ist die im Januar 2018 eingeweihte Station G 3 der richtige Ort für Patienten, deren seelische Belastungen sich in körperlichen Beschwerden ausdrücken. Dazu zählen unter anderem Burnout, Angst-, Ess- und Schlafstörungen, Zwangserkrankungen, posttraumatische Belastungsstörungen, stressbedingte Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen.
Gregor R. ist frühpensioniert. „Das Ende der Berufstätigkeit ist eine gewaltige Zäsur“, sagt Oberarzt Dr. Igor Djukic: „Jahrelange war man in gewohnten Fahrwassern, nun muss man sich in einer neuen Situation zurechtfinden.“Häufig gehe das mit einer psychischen Krise einher. Dass viel Zeit vergeht, bis die Wurzel des Leidens gefunden wird, ist typisch für psychosomatische Erkrankungen. Als Gregor R. von Arzt zu Arzt ging, war das Resümee: „Sie haben nichts.“Oberarzt Djukic widerspricht: „Das stimmt so nicht. Patienten wie Herr R. leiden, aber man findet keine organische Ursache.“
Im Bezirkskrankenhaus stelle sich dann oft heraus, dass die Beschwerden ihren Ursprung im beruflichen oder familiären Umfeld haben. Häufig steckt hinter dem körperlichen Symptom ein mangelhaftes Stressmanagement oder Konflikte. „Der Körper will mit den Symptomen etwas sagen“, erklärt Dr. Djukic. Häufig sei es so, dass der Betroffene die Grenzen der eigenen Belastbarkeit nicht erkennt. „Dann signalisiert der Körper, dass die Stressbelastung zu viel war“, so der Oberarzt. Die körperlichen Reaktionen sind dabei individuell – von Durchfall über Verspannungen oder Schwindel bis zu Kopfschmerzen und Tinnitus.
Die Abteilung für Psychotherapie und Psychosomatik könne als Akutkrankenhaus schnell und unkompliziert Hilfe anbieten. Sind die gemeinsamen Therapieziele gefunden, liegt die Verweildauer in der Regel bei sieben bis acht Wochen. „Unser Angebot ist einzigartig in der Region, wenn es darum geht, Patienten stationär und heimatnah zu versorgen“, so Djukic. 22 Behandlungsplätze in Einzel- und Doppelzimmern stehen zur Verfügung. „Ein multiprofessionelles Team ist für die Patienten da“, erklärt Stationsleiterin Petra Bindl. Oberarzt, Stationsarzt, Psychologen, dazu verschiedenste Therapeuten. Angeboten werden unter anderem Ergo-, Kunst-, Sport-, Musik-, Arbeitsund Physiotherapie. Biofeedback, progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Befindlichkeitsrunde, Ausflüge, Spaziergänge, Sport und persönliche Gespräche mit dem Bezugspfleger – die Angebote sind vielfältig, um jeden Patienten individuell behandeln zu können.
Mittlerweile hat R. seine Therapie abgeschlossen. Als „angenehm und erfolgreich“hat er seine Zeit im BKH in Erinnerung. „Man fühlt sich aufgehoben.“Was er im Krankenhaus erlebte, helfe ihm auch
Patienten leiden, aber es fehlt die körperliche Ursache
heute noch im Alltag. „Davor habe ich nicht einmal gemerkt, wenn ich gestresst war.“Heute könne er mit der erlernten Atemtechnik und anderen kognitiven Methoden im Alltag entspannter sein. Die Lebensfreude hat Gregor R. ebenfalls zurückgewonnen. Zugenommen habe er seitdem nicht, doch das sei auch kein Wunder, bei seinem Lebenswandel: „Der Aufenthalt im BKH hat meine Freude am Sport wieder geweckt.“ Deutschen Frauenbund. Weitere Informationen zur Altersvorsorge erhalten Interessierte auf der Internetseite des Verbraucher-Service Bayern unter: www.verbraucherservice-bayern.de oder in der Beratungsstelle in Augsburg unter Telefon 0821/157031.