In die Werbefalle getappt
Werbeopfer. Laut Duden gibt es den Begriff nicht. Dabei tummeln sich hierzulande viele solcher Spezies. Ich bin eine von ihnen. Ein Werbeopfer, das nicht vorbeigehen kann, wenn Verkäufer auf Volksfesten ihre Waren präsentieren. Lappen zum Fensterputzen zum Beispiel, Gemüseschneider, Fleckenentferner. Alle Versuche, mich von den Ständen wegzuzerren, scheiterten. Am Ende landet mindestens ein Produkt in der Tasche. In den Werbepausen ist die Faszination ähnlich. „Wer glaubt den Blödsinn?“Bei der Frage schaue ich gerne teilnahmslos zu Boden. Im Inneren schreit es: „Ich, ich, ich!“Die neue Wimperntusche aus dem Werbespot zum Beispiel. Die mit der neuesten Rezeptur, dem tiefsten Schwarz, der gebogensten Bürste – die für den perfekten Augenaufschlag. Können doch nicht alles Lügen sein. Wir sollten mehr vertrauen, weniger misstrauen. Das denke ich zumindest, bevor ich mich aus den Fängen der Werbemaschinerie befreien kann.
Zuletzt hatten mich die Deo-Hersteller in ihren Klauen. Sie warben mit einem Deo, das garantiert keine weißen Rückstände hinterlässt: „Invisible for Black and White.“Wer sein Deo so nennt, muss recht haben. Natürlich habe ich es ausprobiert. Nicht nur einmal. Gelingt’s beim ersten nicht, liegt’s an der Marke. Gelingt’s beim zweiten nicht, hab ich nicht kräftig genug geschüttelt. Und beim dritten Deo hätte ich doch bloß den Sprühkopf genau 30 Zentimeter entfernt halten müssen. Am Ende gebe ich auf. „Tschüss Deoflecken“– waren das nicht die Worte der Hersteller? Von wegen! Nächstes Mal bin ich stark, wenn ein Marktschreier mir sein Wundermittel verkaufen will oder die Beauty-Falle versucht, zuzuschnappen. Ade Werbeopfer. Nur die Weißer-Macher-Zahncreme, die muss ich noch ausprobieren.