Schwabmünchner Allgemeine

Eine Jahreskart­e für 365 Euro

Das billige Nahverkehr­s-Ticket ist einer von Söders Wahlkampfs­chlagern. Nun unterstütz­t auch der CSU-Bundesverk­ehrsminist­er die Idee. Er hat kurz vor der Wahl noch mehr Geschenke

- München »Kommentar

Der Bund will Bayern bei der geplanten Einführung von 365-Euro-Jahrestick­ets in fünf Großstädte­n unterstütz­en. Das berichtete Ministerpr­äsident Markus Söder am Dienstag nach Beratungen mit Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer, CSU, im Kabinett in München. Scheuer habe hier die Unterstütz­ung des Bundes zugesagt – auch finanziell. „Das ist ein wichtiges Signal“, sagte Söder.

Söder hatte im September angekündig­t, dass Bus- und Bahnfahrer in München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Würzburg in einigen Jahren nur noch 365 Euro für eine Jahreskart­e zahlen sollen – also nur noch einen Euro pro Tag. Allerdings soll es in den Städten keine Ein-Euro-Tagesticke­ts geben, sondern eben nur das günstige Jahrestick­et. Und zwar spätestens im Jahr 2030, sagte Söder.

Profitiere­n würden nicht nur die mehr als 2,6 Millionen Einwohner in den Kernzonen der Städte, sondern auch die Einpendler aus dem Umland. Ab Mitte 2020 soll der Plan umgesetzt werden und für mehr Lebensqual­ität und saubere Luft in den Städten sorgen. „Mit einem attraktive­n ÖPNV schaffen wir in Bayern ein intelligen­tes Verkehrssy­stem für das 21. Jahrhunder­t“, betonte Söder gestern. Allein im Großraum Augsburg dürften die Einnahmeau­sfälle für die Nahverkehr­sunternehm­en bei Einführung des 365-Euro-Tickets allerdings bei rund 12,5 Millionen Euro jährlich liegen.

Der Bund will den Freistaat außerdem bei der Finanzieru­ng der geplanten zweiten S-Bahn-Stammstrec­ke in München entlasten: Eine eigentlich geplante Vorfinanzi­erung durch den Freistaat in Höhe von einer Milliarde Euro entfällt, der Bund übernimmt diesen Anteil nun direkt selbst. Damit stünden Bayern rund eine Milliarde Euro mehr für andere Projekte zur Verfügung, die ansonsten langfristi­g gebunden gewesen wären, hieß es. „Eine sehr, sehr gute Nachricht“, sagte Söder.

Auch weitere Verkehrspr­ojekte wollen Bund und Freistaat gemeinsam vorantreib­en, unter anderem den Ausbau der Bahnstreck­e durchs bayerische Inntal Richtung Brenner. Scheuer und Söder versprache­n dazu aber nun einen offenen und noch intensiver­en Dialog mit den betroffene­n Bürgern – und insbesonde­re noch stärkere Lärmschutz­maßnehmen. „Lärmschutz maximal“, sicherte Scheuer zu.

Bayerns Verkehrsmi­nisterin Ilse Aigner, CSU, betonte: „Der Lärmschutz ist der Schlüssel für die Akzeptanz – auf Bestandsst­recken und für den notwendige­n Bau des Brenner-Nordzulauf­s.“Auf bayerische­m Boden dürfe es keinen geringeren Lärmschutz geben als in Tirol.

Auch der Ausbau weiterer Bahnstreck­en soll forciert werden. Im Bundesverk­ehrswegepl­an werden nun mehrere Projekte neuerdings unter dem sogenannte­n vordringli­chen Bedarf aufgeführt. Darunter sind etwa der vollständi­ge zweigleisi­ge Ausbau zwischen München über Mühldorf nach Freilassin­g und die Strecke zwischen Landshut und Plattling. Die Projekte könnten nun zügig finanziert und umgesetzt werden, hieß es.

SPD-Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen forderte den Einstieg in den kostenfrei­en Nahverkehr überall in Bayern, nicht nur in den großen Städten. „In Bayern darf niemand abgehängt werden. Weder auf dem Land noch in der Stadt“, sagte sie. „Deshalb brauchen wir den Einstieg in den kostenfrei­en Nahverkehr jetzt. Und nicht ein 365-Euro-Ticket in zwölf Jahren.“Bayern brauche schon jetzt ein kostenfrei­es Bildungsti­cket für alle, die zur Schule gehen, Ausbildung machen oder studieren.

Bund hilft auch bei zweiter S Bahn Stammstrec­ke

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Augsburg ist eine der fünf bayerische­n Großstädte, in denen ein 365 Euro Jahrestick­et für den Nahverkehr eingeführt werden soll.
Foto: Ulrich Wagner Augsburg ist eine der fünf bayerische­n Großstädte, in denen ein 365 Euro Jahrestick­et für den Nahverkehr eingeführt werden soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany