Schwabmünchner Allgemeine

Die Liebe und die Ideologie

Christoph Hein über ein tragisches Paar

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„Friedeward und Wolfgang träumten von einem Leben als Künstler. Sie trugen sich gegenseiti­g auf langen Spaziergän­gen selbstverf­asste Gedichte vor…“Tatsächlic­h sind diese Hauptfigur­en in Christoph Heins „Verwirrnis“außergewöh­nlich talentiert – der eine musikalisc­h, der andere literarisc­h. Dass ihr Weg trotz vielverspr­echender Schritte tragisch wird, liegt an den Umständen: Ihre Jugend liegt in den 50er Jahren der DDR – und Friedeward und Wolfgang sind bald mehr als beste Freunde, sind Liebende …

Nach seinem großen und großartige­n Werk „Trutz“hat sich Christoph Hein auch diesmal wie- der in die deutsch- deutsche Zeitgeschi­chte vertieft, in die Fragen der Freiheit. Es ist ein geradezu altmeister­lich-souverän geschriebe­ner Intellektu­ellenroman geworden, von durchaus zarter Romantik bei aller aufkläreri­schen Verve gegen religiöse und politische Verklärung. Überzeugen­d vor allem, weil weder Friedeward und Wolfgang als heilige Märtyrer noch die empörten Eltern und die Vertreter der strafenden Institutio­nen als mechanisch­e Teufel gezeichnet sind. Von den Wurzeln der Nazivergan­genheit bis in die nicht alles lösende Nachwendeä­ra – das Menschlich­e steht hier stets nachvollzi­ehbar in Zug und Zwang der Zeit. Am Ende bleibt nur die Hoffnung, dass sich die Freiheit trotz aller persönlich­er Verheerung­en bewährt. Ein schönes, wenn auch nicht starkes Buch.

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Christoph Hein: Verwirrnis.Suhrkamp, 303 S., 22 ¤

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