Mehr als 70 Millionen Euro für ein Gymnasium
Warum das Projekt in Gersthofen die bisherigen Rekorde in der Region sprengt
In Gersthofen dürfte bald das teuerste Gymnasium im Großraum Augsburg stehen. Bauherr ist aber nicht die finanzkräftige Kleinstadt im Norden Augsburgs, sondern der Landkreis Augsburg. Er will ab 2021 auf dem Gersthofer Festplatz für geschätzte 73 Millionen Euro das Paul-Klee-Gymnasium neu bauen. Rund 1000 Schüler sollen dort unterrichtet werden.
Das Vorhaben ist das kostspieligste in einer ganzen Reihe großer Investitionen im Augsburger Land. Für den Neubau der Beruflichen Schulen in Neusäß und des Schmuttertal-Gymnasiums in Diedorf wurden zusammengenommen rund 80 Millionen Euro hergenommen, im kommenden Jahrzehnt soll auch das Neusässer Gymnasium generalsaniert
werden. Hier ist von Kosten von 40 Millionen Euro die Rede – auch das bislang eine Schätzung.
Wie schnell diese Annahmen überholt sein können, zeigt nun nämlich das Projekt in Gersthofen.
Für das Gymnasium mit 47 Klassenzimmern, Turnhalle, Fachräumen und Tiefgarage wurden zunächst gut 60 Millionen Euro veranschlagt – wobei damals schon abzusehen war, dass dies nicht reichen würde,
weil die Prognosen für die Schülerzahlen stiegen.
Nun hat der Bauboom den Planern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Firmen sind kaum mehr zu bekommen und die mangelnde Konkurrenz lässt die Preise in die Höhe schießen, sagt Kreisbaumeister Frank Schwindling. Mit fast fünf Prozent Preissteigerung pro Jahr wird gerechnet. Bis die Schule fertig ist, könnte sie deshalb 72, 95 Millionen Euro kosten.
Wie finanziert der Landkreis das, den Landrat Martin Sailer (CSU) oft mit dem Schlagwort „Bildungslandkreis“bewirbt und dafür auch politisch die Weichen stellt? Antwort: Trotz guter Wirtschaftslage und hoher Zuschüsse auch mit Schulden. Innerhalb von zehn Jahren stiegen die Verbindlichkeiten von 29 Millionen Euro auf knapp 68 Millionen.