Insektenschwarm löst Feueralarm aus
Spaziergänger wollen Qualm am Turm der Klosterkirche Oberschönenfeld gesehen haben. Die Schwestern wähnen das Kulturdenkmal in höchster Gefahr. Dann kommt die Entwarnung. Doch es bleiben Rätsel
Einen nervenaufreibenden Abend haben die Schwestern im Kloster Oberschönenfeld hinter sich. „Wir waren gerade vom Kapitelsaal auf dem Weg zum Abendgebet in der Kirche, als es überraschend an der Pforte klingelte“, erzählt Schwester Martha Schmitz. Draußen stand ein Ehepaar. Es berichtete: An der Turmspitze der Kirche sei Qualm zu sehen. „Und tatsächlich haben wir dann auch gesehen, dass es oben aussieht wie Rauch“, so Schwester Martha, die als „Ökonomin“des Klosters für alle Wirtschaftsangelegenheiten zuständig und auch Ansprechpartnerin für die Feuerwehr ist. Eilig wurde der Hausmeister gerufen, der zugleich bei der Feuerwehr ist. Der stieg sofort in den Turm, konnte aber keinen Brand feststellen. Gemeinsam mit der Rettungsleitstelle wurde dann beratschlagt, was nun zu tun sei. Das Problem: Immerhin ist der Kirchturm 42 Meter hoch – eine so lange Drehleiter für Löscharbeiten besitzt keine Feuerwehr weit und breit. Dennoch lief der Einsatz an: „Innerhalb weniger Minuten rückten dann die Rettungskräfte an mit Polizei und Feuerwehr“, schildert Schwester Martha. Sie hatte noch lebhaft die Berichte über den Großbrand im Kloster Rottenbuch bei Ein Blick durchs Fernglas brachte die Auflösung Schongau vor knapp zwei Wochen in Erinnerung und war voller Anspannung, ob nun auch in Oberschönenfeld eine Katastrophe drohte. Undenkbar, wenn eines der bedeutendsten schwäbischen Kulturdenkmäler abbrennen würde. Kein Wunder also, dass die Feuerwehr anrückte. Aus Neusäß kam laut Kreisbrandrat Alfred Zinsmeister die Drehleiter. Dass sie nicht über den Zwiebelturm reicht, sei klar gewesen. Die meisten Feuerwehren seien für einen Brand in dieser Höhe nicht gerüstet. Zinsmeister: „Das kann dann schwierig werden.“In der Regel werden die Drehleitern für die Personenrettung gebraucht. Die Neusässer Leiter kommt auf etwa 23 Meter bei zwölf Meter Ausladung. Eine der höchsten Drehleitern hat übrigens die RWE-Werksfeuerwehr in Eschweiler in NordrheinWestfalen: Sie reicht bis in die Höhe von 90 Metern. Das Spezialfahrzeug hat allerdings einen schwindelerregenden Preis: Rund 1,4 Millionen kostet das Spezialfahrzeug. Ausnehmend günstig war in der Zisterzienserinnenabtei dagegen das Fernglas, mit dem der vermeintliche Brandherd entdeckt wurde: Was die goldene Kugel auf dem Zwiebelturm fast schwarz färbte und im gleißenden Gegenlicht der untergehenden Herbstsonne in eine scheinbar rußige Wolke hüllte, war ein Insektenschwarm. „Ich denke, es waren vielleicht Fliegen“, sagt Schwester Martha, denn auch die Räume und Fenster im Kloster selbst sind derzeit voll davon. „Das ist zwar bei diesem schwülwarmen Wetter öfter so, aber so schlimm habe ich es noch nie erlebt.“Auch am Tag danach waren die Insekten immer noch da und färbten die Turmspitze teilweise schwarz. Welcher Art die Insekten sind, darüber wird immer noch spekuliert. Museumsleiterin Beate Spiegel will jüngst vermehrt Feldwanzen auf dem Klosterareal beobachtet haben. Die Wanzen hat Johannes Enzler vom Bund Naturschutz in Gessertshausen jedoch weniger im Verdacht. „Sie kommen eigentlich nicht in so massiven Ansammlungen vor.“Er tippt eher auf Fliegen, zumal die Insekten wärmebedürftig sind und sich jetzt im Herbst warme Plätze suchen – da käme theoretisch so eine sonnenbeschienene Kirchturmspitze gerade recht. Dennoch hat BNKreisvorsitzende von solch einer Beobachtung in Oberschönenfeld noch nie gehört und hält es für einen Einzelfall.