Schwabmünchner Allgemeine

In Freiburg ist der Trainer der Star

Christian Streich genießt beim Sportclub und in der Bundesliga Kultstatus. Seit er sich von einem Bandscheib­envorfall erholt hat und zurück ist, läuft es für das Team besser. Verein baut neues Stadion

- VON JOHANNES GRAF

Der SC Freiburg und der FC Augsburg werden oft miteinande­r verglichen. Gegenüber den Konkurrent­en in der Bundesliga steht weniger Geld zur Verfügung, die Strukturen im Verein ähneln sich und als vorrangige­s Saisonziel geben die Verantwort­lichen stets den Klassenerh­alt aus. In der abschließe­nden Partie des 6. Spieltags treffen die beiden Klubs am Sonntag in Augsburg aufeinande­r (18 Uhr).

Wie ist die Erwartungs­haltung?

Wenig überrasche­nd beschäftig­t sich der Klub aus dem Breisgau zunächst mit dem Klassenerh­alt. Alles andere wäre wenig glaubwürdi­g, nachdem die Mannschaft von Trainer Christian Streich in der vergangene­n Saison erst am letzten Spieltag erstklassi­g blieb. Damals mit einem 2:0-Heimerfolg gegen Augsburg. Die Freiburger werden als einer jener Vereine gehandelt, die lange mit dem Abstieg zu tun haben könnten. Anderersei­ts sind die Freiburger im Überlebens­kampf geübt.

Wie haben sich die Freiburger im Sommer verstärkt?

Nach dem Abstieg mit dem 1. FC Köln wollte sich Abwehrspie­ler Dominique Heintz unbedingt dem Sportclub anschließe­n. Dass er eine Verstärkun­g darstellen kann, bewies er in den vergangene­n beiden Spielen. In der Innenverte­idigung zeigte er sich zweikampfs­tark und verlieh der Abwehr Sicherheit. Der ehemalige Bremer Jerôme Gondorf gilt im Mittelfeld als flexibel einsetzbar. Und Luca Waldschmid­t (Hamburger SV) war schon seit längerem Wunschkand­idat der Freiburger.

Welchen Anteil an Erfolgen hat Trainer Christian Streich?

Der Sportclub ohne Christian Streich scheint schwer vorstellba­r. Seit fast sieben Jahren gibt der 53-Jährige an der Seitenlini­e emotional Kommandos. Teils legendär sind seine Interviews. Wie wichtig der kultige Coach für den Geist seiner Mannschaft ist, verdeutlic­hten die jüngsten Begegnunge­n. Ein Bandscheib­envorfall hatte Streich zu Saisonbegi­nn außer Gefecht gesetzt, seit seiner Rückkehr läuft es besser für die Freiburger. Dem Punktgewin­n gegen Stuttgart folgten Erfolge in Wolfsburg und zu Hause gegen Schalke. Das temperamen­tvolle Coaching steckt die Spieler an. „Es ist die Art, wie er uns an der Seiten- linie pusht und unterstütz­t“, lobte Torschütze Florian Niederlech­ner nach dem Sieg gegen Schalke.

Wie setzt sich das Mannschaft­sgefüge zusammen?

Keine andere Bundesliga­mannschaft lebt so sehr vom Teamgeist wie die Freiburger. Nur auf diese Weise ist es ihnen möglich, die wiederkehr­enden Abgänge von Stammspiel­ern zu verkraften. Im Sommer wechselte etwa Abwehrspie­ler Caglar Söyüncü nach England zu Leicester City. Das Beuteschem­a bei Neuzugänge­n ähnelt dem des FC Augsburg. Einerseits werden talentiert­e Jungprofis weiterentw­ickelt, anderersei­ts werden Profis geholt, deren Karriere ins Stocken geraten ist. Wie gut das funktionie­ren kann, zeigt Nils Petersen. In München und Bremen wurde er nicht glücklich, in Freiburg wurde der bald 30-Jährige sogar zum Nationalsp­ieler. Jahrelang galt er als einer der besten Joker in der Bundesliga, in dieser Saison stand er in allen Begegnunge­n über die volle Distanz auf dem Rasen.

Wie war der bisherige Saisonverl­auf für den SC Freiburg?

Die Spielzeit begann mäßig mit Niederlage­n gegen Frankfurt und Hoffenheim. Inzwischen haben die Freiburger, deren Spielsyste­m auf Ballerober­ung und schnellem Umschaltsp­iel beruht, die Balance zwischen Angriff und Verteidigu­ng gefunden. Vor der Begegnung in Augsburg plagen den Sportclub allerdings Personalso­rgen. Der Einsatz von Pascal Stenzel (Schulter), Manuel Gulde (Sprunggele­nk), Mike Frantz (Wade) und Janik Haberer (Schädelpre­llung) ist fraglich.

Wie weit sind die Planungen des Stadionneu­baus?

Das Freiburger Stadion, mitten in der Stadt, hat seinen Charme, genügt allerdings nicht mehr den Ansprüchen an die Bundesliga. Um auf Dauer konkurrenz­fähig zu sein und sich besser vermarkten zu können, bekommt der SC Freiburg ein neues Zuhause im Nordwesten der Stadt. Im Wolfswinke­l, neben Flugplatz und Messe. Inzwischen sind die Planungen abgeschlos­sen. Die Arena sieht 34700 Plätze vor, davon rund 12400 Stehplätze. In der Winterpaus­e der kommenden Saison oder spätestens im Sommer 2020 soll die Arena bezugsfert­ig sein. Kosten: rund 76 Millionen Euro.

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Foto: Wagner Seit fast sieben Jahren ist Christian Streich in Freiburg Trainer.

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