Eine Lesung der anderen Art
Dascha von Waberer bringt den Zuhörern das Leben der Expressionistin Frida Kahlo näher. Das Publikum in Schwabmünchen erfährt Vieles über eine exzentrische Künstlerin
Morbides Lebensgefühl in Mexiko
Immer wieder etwas Neues lässt sich Hans Grünthaler von der Buchhandlung Schmid in Schwabmünchen für seine kulturbeflissenen Kunden einfallen. Diesmal war es eine Lesung der anderen Art: spezielle Texte, spezielle Aufmachung, spezielle Musik. Begeistert waren zunächst einmal die Zuschauer, die das Thema des Abends anscheinend bestens kannten. „Ganz genau wie Frida Kahlo“, meinten einige, als sie Dascha von Waberer nur sahen. Und damit waren auch die übrigen Gäste in der Buchhandlung Schmid noch mehr gespannt, was sie erwartet. Die anderen wussten es. Es ging um eine exzentrische Künstlerin mit einem extrem schwierigen, schlimmen und wechselhaften Lebenswandel. Frida Kahlo wurde in Mexiko geboren, erlitt Kinderlähmung, musste einen schlimmen Unfall mit bösen lebenslangen Folgen verkraften, kämpfte sich durch zwei Ehen und viele Liebschaften, litt an künstlerischer Missachtung und starb jung an einer Lungenembolie. Stoff genug für ein Buch? Natürlich. Doch es wurde ein Besonderes: Briefe aus ihrem Leben. Und aus ihnen las Dascha von Waberer exemplarisch vor: einfühlsam, prägnant, poentiert. Da war von Liebe, Glück, Sorgen, Ängsten, und vor allem vielen psychischen Problemen die Rede. Kahlo schreibt sich ihre Gefühle von der Seele, an ihren Ehemann, an ihre Liebhaber, an ihre Freunde, an ihren Vater und und und. Die Expressionistin versucht die Bewältigung ihrer Probleme mit malen, toben, streiten, lieben, Depressionen, Alkohol und Flucht vor sich selbst zu begegnen. Erfolglos. Sie stirbt allein, ohne berufliche Anerkennung. All das verstand die Schauspielerin und Musikerin Dascha von Waberer dem Publikum in Schwabmünchen mit viel Gefühl und Ausdrucksstärke zu vermitteln. Verstärkt wurden der Inhalt ihrer verlesenen Texte durch die Klänge der dazu passenden und einfallsreichen Musik. Titus Waldenfels: „Wir fühlen, hören die Texte und spielen dazu assoziative Lieder.“Ihm und den drei anderen Musiker gelang es, das Gefühl von Leben und Tod und deren Nähe durch vorrangig mexikanische Klänge rüberzubringen. „In Mexiko besteht ein ganz anderes morbides Lebensgefühl als in unseren Breiten“, be- tonte er und brachte dies auch durch sein „Totenkopfhemd“zum Ausdruck. „Wir finden die Atmosphäre in dieser Buchhandlung toll. Vor 60 Leuten so ein spezielles Programm bieten zu dürfen, und das auch noch mit so viel Anerkennung, die wir erfuhren, das ist schon toll.“ Wer Titus von Waldenfels und andere möglichst bald wiedersehen und -hören möchte, allerdings mit einem anderen Programm, der hat ganz in der Nähe die Möglichkeit dazu: Der Berufsmusiker spielt mit Anna Holzhauser am Freitag, 19. Oktober, im Foyer der Bobinger Stadthalle.