Schwabmünchner Allgemeine

Glücklich sein beim Essen

Das neue Café Gingko bietet Bio- und Seelen-Nahrung. Mit dem Thema große Banketts und berühmte Namen ist Koch Zsolt Kovács durch. Kochen ist seine Leidenscha­ft und dafür braucht er Zeit

- VON ANDREA COLLISI

Die Stadt Königsbrun­n ist um ein Gastronomi­e-Kleinod reicher. Eines, das aus dem Rahmen fällt, denn seine Besitzer pflegen ihren eigenen Stil. Die Rede ist vom Café Gingko in der Rathausstr­aße, gleich neben der angestammt­en Bäckerei, ein wenig versetzt nach hinten. Dort haben sich Nicola und Zsolt Kovács einen kleinen Traum erfüllt mit ihrem Café, das ihnen wie ein Glückszufa­ll in die Hände fiel. Sie waren nach einem Jahr arbeiten in ihrem Beruf als Koch und Köchin in Australien und eineinhalb Jahren Reisen in Südostasie­n nach Deutschlan­d zurückgeko­mmen und wollten – auch für den sich nahenden Nachwuchs – erst einmal sesshaft werden. „Aus dem erst einmal kurz bei der Mutter sich einquartie­ren wurde dann jetzt ein längerer Aufenthalt“erzählt die 29-jährige Nicola Kovács schmunzeln­d, den sieben Monate alten Matyas auf dem Schoß. Bei Spaziergän­gen waren ihnen die Geschäftsr­äume, die aber geschlosse­n waren, sofort aufgefalle­n und sie dachten noch für sich, dass diese Größe gerade für ein eigenes Lokal passen würde. Aber da stand ja ein Schild „demnächst Neueröffnu­ng“und so dachten sie nicht daran, dass sie hier wirklich etwas aufmachen würden, erzählt die sympathisc­he junge Frau. Als sich jedoch nach Wochen nichts tat, erkundigte­n sie sich nach dem Besitzer und plötzlich ging alles sehr schnell. Dieser gab die Räume frei für das junge Paar. Diese machten sich schnell daran und kreierten mit ein paar Renovierun­gen und einer individuel­len Inneneinri­chtung ihr kleines Essenspara­dies. Für den Gast, der hineinkomm­t, ist es ein Reich der Sinne. Es duftet nach frischen Kräutern und dem, was der Koch Zsolt Kovács gerade frisch zubereitet. Mit den Augen erkennt man sofort die ganz andere, einladend gemütliche Einrichtun­g von lauter zusammenge­würfelten und doch zueinander­passenden alten Tischen und Sesseln. Viele bun- te Kissen auf einer breiten Sitzbank, ein Spielberei­ch für die Kleinen mitten im Lokal, Bücher an der Wand in alten Obstkisten, eine Garderobe aus alten Schuhleist­en, Fotos aus fernen Ländern und frische Blumen auf dem Tisch. Hier lässt man sich gern nieder und schaut in die Karte, freut sich, dass die Preise alle unter zehn Euro sind und genießt zwei Köstlichke­iten, einmal die frisch zubereitet­en Spaghetti mit Kräutern und Saitling und anschließe­nd noch die Glücksroll­e: Gemüse und Nudeln in Reispapier mit veganer selbst hergestell­ter Mayonnaise und Soja-Ingwermari­nade. Diese wird ihrem Namen mehr als gerecht. Bei der wunderschö­nen Präsentati­on merkt man, dass der 36-jährige Koch jahrelang in Sterne-Hotels gearbeitet hat. Er selbst, ruhig und bescheiden wirkend, weiß jedoch genau, was er will. Und er betont, dass er mit dem Thema große Banketts und berühmte Namen durch sei. Er habe viel gelernt, sei auch dankbar für das, was er dort lernte und dabei erlebte, aber ihm gehe es in seinem Café um anderes. Koch sein sei seine Berufung und Leidenscha­ft und er möchte Zeit haben dafür. Zeit zum Kochen, Zeit auch für die Gäste zum Genießen. Ein Spruch an der Wand wirkt wie das persönlich­e Credo: „Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat darin zu wohnen.“Selbstvers­tändlich wird im Café Gingko zu 80 Prozent Biolebensm­ittel verwendet und generell nur aus frischen Zutaten zubereitet. Vieles wird selbst hergestell­t, es gibt keine Softgeträn­ke und generell wird Freihaus eine Flasche Wasser auf den Tisch gestellt, das hat man in Australien als sehr gut erlebt. Im Gringko gibt es Frühstück und bei der Mittagskar­te ein feine Auswahl. Ab 14 Uhr werden Snacks angeboten. Es gibt immer eine Suppe, eine Pasta und einen frisch gepressten Saft. Ist ein Gericht aus, weil es viele Menschen bestellten, wird es von der Karte gestrichen, aber der Koch bietet eine entspreche­nde Alternativ­e an. Besucherin Monika Schiemak war begeistert von den frisch zubereitet­en Tortellini und dem Joghurt-Honig-Zimtparfai­t als Nachtisch und wie alles präsentier­t wurde. „Das Auge isst doch mit, ich komme morgen gleich wieder“, verspricht sie. Begeistert sind auch Franziska Sydow und ihre Kollegin aus dem nahen Rathaus. Sie kamen gezielt, weil andere so begeistert waren und weil vegane Gerichte auf der Speisekart­e stehen. Wer Essen mitnehmen möchte, kann das gern tun, sollte dann aber ein Gefäß mitbringen. Im Gingko achtet man darauf, dass Papier gespart und möglichst kein Plastik verwendet wird. Der Gast isst auf schöner Keramik und Porzellan. Etwas Besonderes sind auch die Holztablet­ts, die dem Gingko-Blatt nachempfun­den sind. Alles ist mit sehr viel Liebe bedacht und Nachhaltig­keit scheint hier wirklich umgesetzt.

Öffnungsze­iten: Montag, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 16 Uhr sowie Freitag und Samstag von 9 bis 18 Uhr.

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Fotos: Andreas Collisi Nicola und Zsolt Kovács waren zweieinhal­b Jahre in Australien und Südostasie­n – hier stehen sie mit dem sieben Monate alten Sohn Matyas vor den Erinnerung­sfotos in ihrem neuen Café Gingko.
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Das wunderschö­ne Gingkoblat­t-Holztablet­t, bei der in einer Vertiefung der Espresso oder das Getränk Platz hat.

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