Schwabmünchner Allgemeine

Daheim in Schwaben, Karriere in Wien Porträt

Christoph Grießer leitet die Deutsche Bank in Österreich. Mit seiner Familie lebt der Oberbayer schon lange in Burgau. Und wie sieht er die Branche in der Zukunft?

- Foto: Pia Simon

Es war etwas Besonderes für ihn, damals in den 90ern zur Deutschen Bank zu kommen. Schließlic­h war sie gewisserma­ßen die deutsche Bank. Seit der Finanzkris­e 2008 ist der Ruf von Kreditinst­ituten jedoch nicht mehr der beste, der Börsenkurs der Deutschen Bank lässt Anleger verzweifel­n. Dennoch sieht sie Christoph Grießer auf einem guten Weg, als letzte Bank aus Deutschlan­d spiele sie immer noch eine internatio­nale Rolle. Auch wenn der Aktienkurs das alles derzeit nicht widerspieg­ele.

Trotz vieler Aufs und Abs habe es Grießer „nicht bereut“, von der Sparkasse dorthin gewechselt zu sein. Ab Montag führt der 46-Jährige, der mit Frau und Tochter in Burgau im Kreis Günzburg lebt, die Deutsche Bank in Österreich und tritt die Nachfolge von Rainer Polster an, der das Haus nach 22 Jahren – acht davon in der Alpenrepub­lik – verlässt und „eine neue Herausford­erung in der deutschen Finanzindu­strie annehmen“wird, wie das Frankfurte­r Unternehme­n erklärt.

Grießer stammt aus Neubeuern am Inn im Kreis Rosenheim, wo er nach der Mittleren Reife bei der Sparkasse seine Ausbildung absolviert­e. Da er keine Beziehunge­n gehabt habe, sei ihm der Weg in attraktive Abteilunge­n erst einmal versperrt gewesen. Er suchte eine Alternativ­e und fand sie im Alter von 19 Jahren 1992 als Bankkaufma­nn bei der Deutschen Bank. Nach der Zeit als Trainee hatte er verschiede­ne Funktionen, wobei sein Schwerpunk­t auf mittelstän­dischen Firmenkund­en lag. Er arbeitete unter anderem in München, Ulm, Koblenz und zuletzt Augsburg, von wo aus er das Marktgebie­t Bayern-Südwest für die Privat- und Firmenkund­enbank leitete. Zudem verantwort­ete er die Betreuung von Kunden aus dem deutschen Mittelstan­d und war bereichsüb­ergreifend­er Sprecher der lokalen Geschäftsl­eitung. Auch in Österreich wird er sich neben repräsenta­tiven und regulatori­schen Aufgaben verstärkt um den Mittelstan­d kümmern. Dieser Bereich sei bei der Bank dort „unterreprä­sentiert“. Mindestens fünf Jahre wird er in Wien bleiben. Heimatstan­dort, wie er sagt, wird zunächst Burgau bleiben. Seit 21 Jahren lebt er in der Stadt und seine Tochter wird nächstes Jahr Abitur machen. Seine Frau, eine gebürtige Burgauerin, arbeitet im Pfarrbüro.

Die Krise 2008 hat er genutzt, um zu reflektier­en – er sei mit sich im Reinen, sagt Grießer. Denn für ihn stand und stehe der Kunde im Mittelpunk­t. Die Konzentrat­ion in der Branche in Deutschlan­d werde sicher weiter zunehmen, da es im Vergleich zum Ausland noch viele Banken gebe, und die Digitalisi­erung erst einmal weitere Jobs kostet. Doch gute Berater für die Kunden würden weiter gebraucht, weil neue Aufgaben entstehen. Langjährig­e Expertise bedinge eben Erfahrung. Gerade bei komplexen Themen sei weiter der Mensch gefragt, betont der leidenscha­ftliche Ausdauersp­ortler und begeistert­e Hobbykoch. Roboter würden nie alle Banker ersetzen. Christian Kirstges

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