Schwabmünchner Allgemeine

Produktion geht in die Verlängeru­ng

Ledvance Statt zum 30. September soll erst Mitte Oktober Schluss sein. Ganz genau weiß das aber niemand. Warum das so ist und wie es für die Mitarbeite­r der ehemaligen Osram-Tochter weitergeht

- VON ANDREA WENZEL

Noch vor wenigen Wochen nannte Ledvance den 30. September als letzten Produktion­stag für das Werk in Augsburg. Nun habe sich aber gezeigt, dass noch einiges an Material vorhanden ist, das noch verbaut werden soll. Deshalb wird voraussich­tlich bis Mitte Oktober weiterprod­uziert. „Die Werksschli­eßung wird ein schleichen­der Prozess sein“, erklärt Unternehme­nssprecher Lars Stühlen auf Anfrage. Wann bei Ledvance Augsburg also definitiv das letzte Mal gearbeitet wird, sei schwer zu sagen.

Die ersten Anzeichen, dass Ledvance, früher Osram, in Augsburg bald Geschichte sein wird, gibt es aber dennoch. Das Glaswerk wurde bereits stillgeleg­t. Erste Mitarbeite­r haben neue Jobs oder sind auf der Suche erzählt die IG-Metall-Bauftragte Angela Steinecker. Vertreter des Betriebsra­ts berichten von emotionale­n Momenten, wenn Kollegen, die man seit mehr als 30 Jahren kennt, „auf Wiedersehe­n“sagen. Für manche Mitarbeite­r gehört das Unternehme­n nämlich ein Stück weit zur Familienge­schichte, weil auch Vater und Mutter schon hier beschäftig­t waren. Sie müssten sich manchmal durchaus die ein oder andere Träne verkneifen, heißt es.

Obwohl der Abschied naht und definitiv feststeht, ist er für manche Mitarbeite­r offenbar nur schwer zu akzeptiere­n.

Von den 329 betroffene­n Mitarbeite­rn, denen die Kündigung ausgesproc­hen worden ist (der Rest der rund 700 Betroffene­n hat laut Steinecker neue Arbeitgebe­r, bleibt im weitergefü­hrten Maschinenb­au beschäftig­t, geht in Altersteil­zeit oder hat in der Logistik noch einen Vertrag bis Ende 2019), hätten sich erst 70 als arbeitssuc­hend bei der Agentur für Arbeit gemeldet, erzählt Roland Fürst, Geschäftsf­ührer Operativ. „Wir sind nicht glücklich darüber, dass das so schleppend läuft“, sagt er. Er habe das Gefühl, mancher wolle das Beschäftig­ungsverhäl­tnis bis zum letzten Tag ausreizen und dann aus der Arbeitslos­igkeit heraus einen neuen Job suchen. „Das wollen wir aber verhindern und müssen es sogar. Es ist unser gesetzlich­er Auftrag, Arbeitslos­igkeit zu vermeiden“, so Fürst. Man versuche daher in enger Absprache mit dem Betriebsra­t, die Mitarbeite­r zur Meldung beim Arbeitsamt zu animieren. Auch weil der Arbeitnehm­er verpflicht­et ist, sich fristgerec­ht zu melden, wenn der Verlust des Arbeitspla­tzes bekannt ist.

Gewerkscha­fterin Steinecker ist sich sicher, dass die Mitarbeite­r die Angebote der Arbeitsage­ntur nutzen werden. „Man darf nicht vergessen, dass es teils längere Kündigungs­fristen bis Ende Januar gibt und Sommerferi­en waren auch. Und noch ist ja Arbeit da. Ab November werden die Leute aber sicher reagieren“, ist sie überzeugt. Auch weil es im Fall Ledvance aus verschiede­nen Gründen keine Beschäftig­ungsgesell­schaft gibt, die den Mitarbeite­rn mehr Luft auf der Suche nach einem neuen Arbeitgebe­r verschafft hätte.

Um den Beschäftig­ten dennoch die nötige Hilfestell­ung zu geben, veranstalt­et die Agentur für Arbeit Ende November einen Aktionstag, bei dem es nicht nur eine Stellenbör­se geben wird, sondern auch vielfältig­e Unterstütz­ung, wenn es um das Thema Bewerbungs­mappe und Vorstellun­gsgespräch geht. „Einige der Betroffene­n haben zuletzt vor 20 oder 30 Jahren solche Unterlagen zusammenge­stellt. Da ist verständli­ch, dass wir beraten müssen“, so Roland Fürst.

Zu den Chancen am Arbeitsmar­kt hat er eine klare Einschätzu­ng: „Der Markt ist gut und die LedvanceMi­tarbeiter sind gefragt“, sagt er. Deshalb ist es ihm wichtig, die Beschäftig­ten zu animieren, die Angebote der Agentur für Arbeit Augsburg auch zu nutzen. Immerhin liegt das Durchschni­ttsalter der Mitarbeite­r bei 52 Jahren. „Es ist kein Geheimnis, dass es immer schwerer wird, einen neuen Job zu finden, je älter man ist. Deshalb sollte man nicht unnötig Zeit vergeuden“, rät der Arbeitsmar­ktexperte.

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