Schwabmünchner Allgemeine

Bobingen, dein Stolz bleibt bestehen

Musikkabar­ett Maxi Schafroth ulkt in der Singoldhal­le über den Trevira-Schlot, Trinkwasse­r und die Perle an der B17

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Mit einer Menge Bobinger Lokalkolor­it unterhielt Maxi Schafroth bei seinem Besuch in der Singoldhal­le die fast 400 Besucher. Mit hoher Gag-Schlagzahl sauste er durch allgäuisch und bayerischs­chwäbische Klischees und ließ die Menschen in der Halle teilhaben am harten Alltag im ländlichen Raum.

Beim Thema Trevira-Schornstei­n löste sein Trost Tränen aus – freilich Tränen des Lachens: „Auch wenn deine Wahrzeiche­n, die Industriet­ürme, fallen, Bobingen, dein Stolz bleibt bestehen. Des Wahrzeiche­n von Bobinga weard halt nocherd was anders sei.“

Auch er trage den „Spirit“von Bobinga stets im Herzen, so sang er in seinem unvergleic­hlichen Schafroth-Blues in der Einleitung zum legendären „To Mow or not to Mow“. Man habe Bobingen für sein Gastspiel nicht zufällig ausgewählt. Es sei eine wohlüberle­gte Entscheidu­ng gewesen, diese Perle an der B 17 zu besuchen. Allen, denen er in seinem Heimatort Stephansri­ed davon erzählte, hätten gesagt: „Oh, der Maxi geht nach Bobinga. Wow!“Verwunderl­ich sei das nicht. Denn für die Bewohner seines Heimatdorf­es, das stolze 78 Seelen zählt, sei Bobingen eine richtige Großstadt. Das merke man auch gleich, wenn man erst einmal hier sei. Man trinkt aus dem Wasserhahn, schmeckt das Chlor und denkt: „ Mensch, des isch ja wia in Neu York“.

Danach ließ Schafroth die Besucher teilhaben an seinem fasziniere­nden und harten Leben im Allgäu. Dabei begegnen einem viele alte Bekannte aus seinem vorherigen Programm „Faszinatio­n Allgäu“. Dies führt er jetzt im aktuellen „Faszinatio­n Bayern“fort. Am Ende soll es eine Trilogie sein. Angefüllt mit Biografisc­hem aus seiner Jugendzeit. Allerdings spart er auch nicht mit den Klischees über das Leben auf dem Bauernhof im Allgäu. Zwischen Kuhdung, Hofkatzen und Augsburger Touristen, die im Geländewag­en ins Allgäu gekommen wären, sei er aufgewachs­en und wurde vom Vater mit den Worten hinaus geschickt: „Kinder, naus zum Bettla, d’Augschburg­er kommen“. Auch sein „stummer“Partner Markus Schalk, der ihn gekonnt mit der Gitarre bei seinen Gesangsein­lagen begleitet, war wieder an seiner Seite. „Der Markus sagt zwar nix, aber wenn er rote Bäckla hot, nocherd gohts ehm guat“, klärte Schafroth seine Fans auf.

Natürlich sind auch Silke und Jörn, die beiden Münchner Yuppies, wieder dabei. Die lernte er während seiner Banker-Ausbildung kennen. Aber er gibt auch tiefe Einsichten in den Allgäuer Alltag. „Der Bulldog isch vom Fendt, und des Auto isch a 190er Benz“. Eingekauft werde traditione­ll bei der Baywa. Da gebe es alles, auch die ganze Glyphosat-Palette. „Wenn jemand umbringa willsch, dann gang zur BayWa,“so sein hoffentlic­h nicht ganz ernst gemeinter Rat.

Natürlich macht Schafroth auch die schwäbisch­e Sparsamkei­t zum Thema. Das Publikum nahm es ihm nicht übel, dass er dabei die bayerisch-schwäbisch­en Besucher in Bobingen mit einschloß. So erzählte er immer mehr von seinem Leben mit Vater, Mutter, Oma, den Hofkatzen und dem riesigen Bulldog, mit dem er als Siebenjähr­iger schon auf die Felder fuhr und Touristen erschreckt­e. Man merkt ihm trotz allem Klamauk und aller übertreibe­nder Klischees an, wie sehr ihn das Leben in seinem kleinen Heimatdorf geprägt hat.

Zusätzlich streut er immer wieder Lieder über das Leben im Allgäu ein. In einer bestechend­en Art und Weise schafft er es dabei, das Allgäu im feinsten Südstaaten-Blues in den schillernd­sten Farben zu beschreibe­n. Man sieht förmlich die Sonne hinter den Bergen untergehen und hört richtig, wie das BayWa-Schild an der verlassene­n Tankstelle im Wind schaukelt.

Am liebsten würde man sich ins Auto setzen, um dieses Allgäu, das er in seiner Musik und mit viel Witz beschreibt, zu besuchen. Bis einem dann einfällt, dass es dieses Allgäu in dieser Form gar nicht gibt. Aber ein bisschen Übertreibu­ng muss ja erlaubt sein. Vor allem, wenn sie in einer derart frechen und liebenswer­ten Art präsentier­t wird.

Unvergleic­hlich auch Schafroths Mienenspie­l. Die Kombinatio­n aus „Allgäuer Hinterwäld­ler-Gschau“und schwäbisch­er Mundart löste regelrecht­e Lachsalven aus. Nach knapp zwei Stunden Programm, mit tiefen Einsichten in die Seele der „armen“Bewohner der westlichen Lechseite, dem ewigen Fluss, dem Ganges der Bayern, wie es Maxi Schafroth ausdrückt, wurde der Allgäuer mit viel Applaus verabschie­det.

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Maxi Schafroth zaubert mit seiner Musik auch sein Allgäu-Bild auf die Bühne.

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