Schwabmünchner Allgemeine

Das Unglück lag im Strumpf

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Wie in anderen schicksalh­aften Fällen des Lebens gab es auch im vorliegend­en etliche Möglichkei­ten, dem Verhängnis aus dem Weg zu gehen. Die einfachste wäre gewesen, den Gefahrenpu­nkt zu verlagern. Den Ball beim Einwurf nach vorne zu befördern, wo Spieler stehen, die nicht umsonst Fußballer heißen.

Dummerweis­e entschied sich Stuttgarts kroatische­r Verteidige­r Borna Sosa dafür, den Ball nach hinten zu werfen, wo einer vor dem Kasten stand, der Torhüter heißt. Vielleicht ist Sosa mit seinen 20 Jahren noch zu jung, um zu wissen, wozu Torhüter in solchen Fällen, in denen ein Ball harmlos auf sie zurollt, fähig sind. Sie treten neben und über den Ball, stolpern in Bodenwelle­n und über Maulwurfsh­ügel, während die Kugel ungerührt ins Netz kullert.

Vor Stuttgarts Ron-Robert Zieler aber breitete sich das Grün eben wie ein Teppich aus. Leider hatte Zieler dafür kein Auge. Er zupfte an seinem Kniestrump­f. Wahrschein­lich hat Mama Zieler ihrem Ron-Robert früher eingebläut, das Haus ordentlich angezogen zu verlassen. Also ordnete Zieler seinen Strumpf, was mit gepolstert­en Torhüterha­ndschuhen so geschmeidi­g funktionie­rt wie Schuhebind­en.

Als Zieler das Unglück auf sich zukommen sah, war noch nichts verloren. Der Torhüter hätte den Ball einfach ins Netz trudeln lassen können. Die überschaub­are Folge: Ein Eckball (siehe Regeln auf der nächsten Seite), den er wahrschein­lich mühelos aus dem Stuttgarte­r Himmel gepflückt hätte.

Stattdesse­n schritt er mit dem Fuß ein, berührte den Ball, hielt ihn aber nicht auf, weshalb der Treffer zählt. Ein Tor, das ihn bis ins Grab verfolgen wird. Er wird zukünftig in einem Atemzug mit Pannen-Oli genannt werden, dem Bremer Unglücksra­ben Reck, oder Frankfurts ehemaligem Keeper Jürgen Pahl, der sich mitten in eine Aushohlbew­egung hinein umentschie­d und den Ball statt ins Spielfeld ins eigene Tor warf.

Dabei ist Zieler vermutlich wie die meisten Torhüter vor allem deshalb zwischen den Pfosten gelandet, weil er schon beim WiesenBolz meist neben den Ball trat und deshalb letzte Wahl war. Wer übrig blieb, musste entweder die Getränke holen oder ins Tor. Viele entschiede­n sich für die Getränke, wurden Banker oder Journalist­en – und liefen in andere Verhängnis­se.

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Foto: dpa Ron-Robert Zieler hat den Ball – leider erst hinter der Torlinie.
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