Eine ungekrönte Football-saison
Raptors Augsburg verpasst in München den Regionalliga-aufstieg. Warum die Saison dennoch erfolgreich war
Samstagnachmittag, 16.20 Uhr. Die Sonne brennt auf den Rasen des Münchner Dantestadions. Es läuft bereits das zweite Viertel im Finale der Football-bayernliga Süd. Eine von Nervosität und Zerfahrenheit geprägte Anfangsphase der Raptors aus Augsburg – Favorit München, die Reserve des Erstligateams führt.
Augsburgs Cheftrainer Clinton Morris versammelt sein Team im Kreis. Aus vier Metern Entfernung ist ein verärgertes „What the f... is going on here?“zu vernehmen. Leistungsträger wie Passempfänger Karsten Gabriel, der einfachste Zuspiele fallen lässt oder Quarterback Shay Netter, dessen Spielzüge nicht greifen, fallen im Vergleich zu ihrem Leistungsniveau während der Saison deutlich ab. Es steht 13:0 für die Munich Cowboys II!
Doch das Wachrütteln von Morris zeigt Wirkung. Durch den flinken Hunter Payne sendet Augsburg ein Lebenszeichen – einen Touchdown, der Kräfte freisetzt. „Let’s go Rapters, let’s go!“, hallt es durch das weite Münchner Rund. Die 120 mitgereisten Raptors-fans machen sich bemerkbar. Es entwickelt sich ein packendes Spiel, in dem die Cowboys jedoch die Oberhand behalten. Die gefährlichen Pässe von Joey Frias, Quarterback der Cowboys, auf den agilen Mike Wynn, können die Raptors meist nicht verhindern.
Halbzeit, 27:14 für München. Peter Manhard, Coach der Augsburger Offensive-line (Angriffslinie), schwört die Spieler nochmals ein: „Männer bleibt ruhig und konzentriert euch. Ihr könnt das aufholen!“Der Appell, die Ruhe zu bewahren, spielt auf die Disziplinlosigkeit der Gastgeber an. Am Ende werden die Cowboys drei Strafen wegen Verhöhnung des Gegners kassiert haben, die sie insgesamt 45 Yards Raumverlust kosten.
Trotz des Münchner Sittenverfalls schaffen es die Raptors nicht, den Rückstand aufzuholen. Mitte des dritten Viertels erzielt der Augsburger Moritz Merl zwar das 33:20, Münchens Timothy Nikolaus stellt jedoch wenige Minuten später den alten Spielstand wieder her (40:20).
Ende des dritten Viertels die wohl beeindruckendste Szene des Nachmittags: „Jungs, wir haben eine geile Saison gespielt – egal, was passiert!“ruft Coach Manhard seiner Mannschaft aufmunternd zu. Laute Sprechchöre sind von der Tribüne zu hören – sie gelten den Augsburgern. Trotz Rückstands werden die Raptors ausgiebig gefeiert.
18.30 Uhr, Schlusspfiff im Dantestadion. Die Cowboys steigen verdient in die Regionalliga auf – 47:20 heißt es am Ende. Raptors-headcoach Morris zieht trotz der Finalniederlage ein positives Saisonfazit: „Heute war nicht unser Tag, das passiert eben. Aber wir haben die komplette Saison über hart gearbeitet.“Das Ziel sei das Erreichen der Play-offs gewesen und das sei gelungen, so Morris. Selbst Fans der Münchner würdigten die Augsburger Leistung. Es sei die beste Leistung einer Offensive-line gewesen, die er je gesehen habe, äußert sich ein Cowboys-fan nach Schlusspfiff: „Der Quarterback der Augsburger hatte teilweise acht oder neun Sekunden Zeit, den Spielzug einzuleiten. Das ist Wahnsinn!“Diese Zeit habe er seinen stark agierenden Vordermännern zu verdanken.
Auch Daniel Metzler, 1. Vorsitzender der Raptors, lobt sein Team nach dem Schlusspfiff: „Die Jungs haben eine klasse Serie gespielt. Leider hat es dieses Jahr nicht gereicht.“Im nächsten Jahr wolle man sich punktuell verstärken und neu angreifen. „Schließlich sind die Cowboys dann nicht mehr in der Liga, vielleicht wird es einfacher“sagt Metzler mit einem Augenzwinkern und sammelt die Bälle ein.
Der 28-jährige Thomas Mittermayr, einer aus der gefeierten Offensive-line, sitzt schließlich erschöpft im Mannschaftsbus: „Das Adrenalin ist langsam weg. Wir sehen die Situation realistisch, heute war München besser. Aber wir greifen nächstes Jahr wieder an.“Doch zuvor haben die Raptors drei Wochen Urlaub – ehe die Vorbereitungen auf die neue Spielzeit starten.