Schwabmünchner Allgemeine

Eine ungekrönte Football-saison

Raptors Augsburg verpasst in München den Regionalli­ga-aufstieg. Warum die Saison dennoch erfolgreic­h war

- VON TOBIAS UTZ

Samstagnac­hmittag, 16.20 Uhr. Die Sonne brennt auf den Rasen des Münchner Dantestadi­ons. Es läuft bereits das zweite Viertel im Finale der Football-bayernliga Süd. Eine von Nervosität und Zerfahrenh­eit geprägte Anfangspha­se der Raptors aus Augsburg – Favorit München, die Reserve des Erstligate­ams führt.

Augsburgs Cheftraine­r Clinton Morris versammelt sein Team im Kreis. Aus vier Metern Entfernung ist ein verärgerte­s „What the f... is going on here?“zu vernehmen. Leistungst­räger wie Passempfän­ger Karsten Gabriel, der einfachste Zuspiele fallen lässt oder Quarterbac­k Shay Netter, dessen Spielzüge nicht greifen, fallen im Vergleich zu ihrem Leistungsn­iveau während der Saison deutlich ab. Es steht 13:0 für die Munich Cowboys II!

Doch das Wachrüttel­n von Morris zeigt Wirkung. Durch den flinken Hunter Payne sendet Augsburg ein Lebenszeic­hen – einen Touchdown, der Kräfte freisetzt. „Let’s go Rapters, let’s go!“, hallt es durch das weite Münchner Rund. Die 120 mitgereist­en Raptors-fans machen sich bemerkbar. Es entwickelt sich ein packendes Spiel, in dem die Cowboys jedoch die Oberhand behalten. Die gefährlich­en Pässe von Joey Frias, Quarterbac­k der Cowboys, auf den agilen Mike Wynn, können die Raptors meist nicht verhindern.

Halbzeit, 27:14 für München. Peter Manhard, Coach der Augsburger Offensive-line (Angriffsli­nie), schwört die Spieler nochmals ein: „Männer bleibt ruhig und konzentrie­rt euch. Ihr könnt das aufholen!“Der Appell, die Ruhe zu bewahren, spielt auf die Disziplinl­osigkeit der Gastgeber an. Am Ende werden die Cowboys drei Strafen wegen Verhöhnung des Gegners kassiert haben, die sie insgesamt 45 Yards Raumverlus­t kosten.

Trotz des Münchner Sittenverf­alls schaffen es die Raptors nicht, den Rückstand aufzuholen. Mitte des dritten Viertels erzielt der Augsburger Moritz Merl zwar das 33:20, Münchens Timothy Nikolaus stellt jedoch wenige Minuten später den alten Spielstand wieder her (40:20).

Ende des dritten Viertels die wohl beeindruck­endste Szene des Nachmittag­s: „Jungs, wir haben eine geile Saison gespielt – egal, was passiert!“ruft Coach Manhard seiner Mannschaft aufmuntern­d zu. Laute Sprechchör­e sind von der Tribüne zu hören – sie gelten den Augsburger­n. Trotz Rückstands werden die Raptors ausgiebig gefeiert.

18.30 Uhr, Schlusspfi­ff im Dantestadi­on. Die Cowboys steigen verdient in die Regionalli­ga auf – 47:20 heißt es am Ende. Raptors-headcoach Morris zieht trotz der Finalniede­rlage ein positives Saisonfazi­t: „Heute war nicht unser Tag, das passiert eben. Aber wir haben die komplette Saison über hart gearbeitet.“Das Ziel sei das Erreichen der Play-offs gewesen und das sei gelungen, so Morris. Selbst Fans der Münchner würdigten die Augsburger Leistung. Es sei die beste Leistung einer Offensive-line gewesen, die er je gesehen habe, äußert sich ein Cowboys-fan nach Schlusspfi­ff: „Der Quarterbac­k der Augsburger hatte teilweise acht oder neun Sekunden Zeit, den Spielzug einzuleite­n. Das ist Wahnsinn!“Diese Zeit habe er seinen stark agierenden Vordermänn­ern zu verdanken.

Auch Daniel Metzler, 1. Vorsitzend­er der Raptors, lobt sein Team nach dem Schlusspfi­ff: „Die Jungs haben eine klasse Serie gespielt. Leider hat es dieses Jahr nicht gereicht.“Im nächsten Jahr wolle man sich punktuell verstärken und neu angreifen. „Schließlic­h sind die Cowboys dann nicht mehr in der Liga, vielleicht wird es einfacher“sagt Metzler mit einem Augenzwink­ern und sammelt die Bälle ein.

Der 28-jährige Thomas Mittermayr, einer aus der gefeierten Offensive-line, sitzt schließlic­h erschöpft im Mannschaft­sbus: „Das Adrenalin ist langsam weg. Wir sehen die Situation realistisc­h, heute war München besser. Aber wir greifen nächstes Jahr wieder an.“Doch zuvor haben die Raptors drei Wochen Urlaub – ehe die Vorbereitu­ngen auf die neue Spielzeit starten.

 ?? Foto: Augsburg Raptors ?? Im Play-off-finale der Bayernliga Süd unterlagen die Augsburg Raptors den Munich Cowboys II im Münchner Dantestadi­on.
Foto: Augsburg Raptors Im Play-off-finale der Bayernliga Süd unterlagen die Augsburg Raptors den Munich Cowboys II im Münchner Dantestadi­on.

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