Schwabmünchner Allgemeine

„Das will ich nicht noch einmal erleben“

Interview Der Augsburger Rapper Errdeka bringt an diesem Freitag sein viertes Album heraus. Inzwischen ist er beim Major-label Sony unter Vertrag. Daneben gibt es noch weitere Veränderun­gen in seinem Leben

-

Das ging schnell: Nach Ihrem Album „Solo“, das Anfang des Jahres erschienen ist, kommt am 5. Oktober bereits Ihr nächstes Album „Liebe“auf den Markt.

Errdeka: Das stimmt. Und das war auch gar nicht so geplant. Nach meinem letzten Album habe ich mit einem Augsburger Freund angefangen, an Songs zu arbeiten. Wir haben einfach Beats gebaut, daraus wurden Songs. Erst wollten wir daraus ein Mix-tape machen – dann waren es plötzlich 15 Tracks.

Wie kommt es zu dem Output?

Errdeka: Ich weiß, es ging diesmal superschne­ll. Es hat einfach nur Spaß gemacht und wir haben sogar bereits fünf neue Tracks aufgenomme­n. Ich glaube, es liegt daran, dass ich jetzt wieder in meinem gelernten Beruf, also als Grafiker, arbeite.

Wie meinen Sie das?

Errdeka: Zwischen meinem zweiten Album „Rapunderdo­g“und „Solo“lagen zwei Jahre Pause. Da lief irgendwann nichts mehr ungezwunge­n ab. Nach einem Jahr befand ich mich in einem Denkkreis und dachte die ganze Zeit darüber nach, dass nun schon ein Jahr kein neues Album draußen ist… Das blockiert.

Von Blockade ist auf Ihrem neuen Album nichts mehr zu spüren. Es sind teils sehr chillige Songs dabei.

Errdeka: Ja, aber auch straighter Rap. Es ist wieder ganz anders als mein letztes Album. Das ist das, was ich will. Ich will mich entwickeln. Meine Musik soll eine Wundertüte sein. Das finde ich dann selber geil, auch wenn es bedeutet, dass manche Fans das nicht mehr gut finden. Dann kommen Neue.

Jetzt haben Sie Ihren Kopf also wieder frei?

Errdeka: Ja. Durch die Arbeit kann ich meine Miete zahlen und muss mir darüber schon einmal keine Gedanken machen. Die Musik mache ich in meiner Freizeit. Das läuft total ungezwunge­n ab. Es gibt kein Stress mehr und mein Kopf ist frei von dem Gedanken, dass ich darauf angewiesen bin.

Sie haben vier Alben herausgebr­acht, waren auf großen Tourneen. Kann man von der Musik nicht leben?

Errdeka: 2014 habe ich meinen Job als Grafiker an den Nagel gehängt und habe danach vier Jahre für und von der Musik gelebt. Das ging. Aber gerade in dieser zweijährig­en Pause wurde es dann schon eng. Das will ich nicht noch einmal erleben.

Jetzt hat sich einiges verändert in Ihrem Leben. Neuer Job, neues Album, neues Label…

Errdeka: Ja, ich bin jetzt bei Sony.

Glückwunsc­h. Das ist doch das, wovon alle träumen.

Errdeka: Das stimmt. Bei einem Major-label unter Vertrag zu sein, ist schon ein Riesending. Es ist wieder alles sehr unerwartet passiert. Ich habe einen Freund, der bei Sony als Talentscou­t arbeitet, auf dem Modular-festival in Augsburg getroffen. Ihm habe ich erzählt, dass ich von meinem früheren Label „Keine Liebe“weg bin. Dort hatte ich den Deal, drei Alben herauszubr­ingen erfüllt und wollte dort nicht länger bleiben, weil ich mich nicht mehr so gut aufgehoben fühlte. Wenige Tage später rief mich meine Managerin an, um mir zu sagen, dass Sony an mir dran sei. Sie haben mich für zwei Alben unter Vertrag genommen.

Was ändert sich dadurch?

Errdeka: Es gibt mehr Kohle. Davon hätte ich mir jetzt eine Rolex kaufen können (lacht). Aber das habe ich nicht gemacht. Durch den Produktion­svorschuss und das Marketingb­udget konnte ich das Album produziere­n und einige Videos mit einem guten Filmteam drehen. Da habe ich einen hohen Anspruch.

In Ihrem Video „Liebe“ist auch Produzent Daniel Bortz alias Danny Drama zu sehen. Außerdem spielt Augsburg eine Rolle.

Errdeka: Augsburg ist meine Heimat. Die Stadt muss man nicht verstecken. Mit Daniel, den viele als Elektro-dj kennen, verbindet mich eine lange Freundscha­ft. Was die wenigsten wissen ist, dass er als Danny B schon immer auch Rapmusik gemacht hat und sich im Deutsch-rap teilweise besser auskennt als ich. Die Tracks haben wir in seinem Studio aufgenomme­n. Das liegt mit dem Fahrrad von mir nur wenige Minuten entfernt.

Wie kommt man auf die Zeile „Macht mehr Liebe, rettet Bienen…“?

Errdeka: Das fand ich einfach lustig, wobei es natürlich schon einen ernsten Hintergrun­d hat. Insekten und Bienen sterben, irgendwann sind die Menschen dran.

Ihr neues Album heißt „Liebe“. Warum?

Errdeka: Das hat keinen tieferen Sinn. Ich wollte einen Albumnamen mit einem Wort. Früher war ich bei „Keine Liebe“, jetzt eben „Liebe“. Das hat auch etwas von einem Neustart.

Vielleicht steckt auch ein wenig Heimatlieb­e drin. Das Video zu dem Track „Repeat“haben Sie ebenfalls größtentei­ls in Augsburg gedreht.

Errdeka: Das stimmt. Wir haben in der Tabledance-bar Apollo gedreht und nachts verschiede­ne Aufnahmen von den Brunnen gemacht. Außerdem sind wir in der Nacht mit einem fetten Pick-up durchs Bismarckvi­ertel gefahren. Das wird ganz schön düster, aber auch ganz schön gut.

Was ist Ihr Ziel?

Errdeka: Ich will einfach Mucke machen.

 ?? Foto: Ewelina Bialoszews­ka ?? Die Kreativblo­ckade ist überwunden: Der Augsburger Rapper Errdeka, der mit bürgerlich­em Namen Raphael Endraß heißt, veröffentl­icht mit „Liebe“bereits das zweite Album in diesem Jahr.
Foto: Ewelina Bialoszews­ka Die Kreativblo­ckade ist überwunden: Der Augsburger Rapper Errdeka, der mit bürgerlich­em Namen Raphael Endraß heißt, veröffentl­icht mit „Liebe“bereits das zweite Album in diesem Jahr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany