Der erste Tag in der Studentenbude
Wohnanlage Im Wohnheim an der Bürgermeister-ulrich-straße wurde der zweite Trakt in Betrieb genommen. Am Montag zogen viele Studenten ein – und es gab auch Geschenke
80 blütenweise, neue Papierkörbe samt Duschvorhang und Gutschein für ein Mensa-essen stehen bei den Hausmeisterinnen der Studentenwohnanlage Bürgermeister-ulrichstraße des Studentenwerks Augsburg bereit. Einen nach dem anderen geben Martina Luffi und Claudia Puglia an diesem Montagmorgen an Neueinzügler aus – nebst Schlüsseln, Übernahme-protokoll und guten Ratschlägen auf Fragen wie „Wo kann ich zum Ausladen parken?“, „Darf ich mein eigenes Bett ins Zimmer stellen?“oder „Wie muss ich das bügeln?“
Aber heute geht es vor allem um Praktisches. So neu wie sämtliche Papierkörbe sind auch 132 der insgesamt 433 Zimmer des Wohnheims an der Bürgermeister-ulrich-straße. Pünktlich zum Start des Wintersemesters ist der zweite Bauabschnitt bezugsfertig. Während zwei Männer die Container abholen, in denen die Bauleitung Unterschlupf gefunden hatte, und andere Handwerker noch Wege anlegen oder Fahrradständer montieren, rollen Autos aus Ravensburg, Hannover oder Rumänien über Schotter und durch Schlammpfützen zwischen den Gebäuden.
Alles ist in warmen Tönen gehalten, das Konzept des Stuttgarter Büros „Drei Architekten“vom 2011 bezogenen ersten Bauabschnitt fortgeführt: Elf bestehende und fünf neue Gebäude mit zwei bis vier Stockwerken gruppieren sich um grüne Plätze oder solche, die es dank der frischen Raseneinsaat im kommenden Jahr werden sollen. Autos dürfen nur zum Einzug ausnahmsweise bis an die Häuser heranfahren.
In einem Polo hat Madeleine Prüfer zwei Umzugskisten und drei große Taschen von Stuttgart nach Augsburg transportiert. Nach einem Auslandssemester in Frankreich und einem Praktikum beim Veranstaltungsmanagement von Porsche Motorsport zieht sie für das siebente Semester International Management an der FH zurück in die Fuggerstadt. Trotz früheren guten Wgerfahrungen wurde es nun das Wohnheim, weil da „alles unkom- pliziert und schnell geklappt hat und ich von Kommilitonen viel Positives über diese Anlage gehört hatte“. Als höheres Semester konnte sie sogar ihr Zimmer im zweiten Stock aussuchen. Jetzt ist der Schreibtisch am Fenster mit Blick auf viel Grün und das Landesamt für Umwelt schon wohnlich mit Kakteen, Spruchkarten und einer Papierlampe bestückt, Fotos ihrer Lieben stehen in der Regalwand rund um das Bett und die kuschelige Bettwäsche war das Erste, was sie ausgepackt hatte, um den weißen Möbeln auf dem grauen Linoleum Atmosphäre zu geben. Jetzt macht sie sich fertig, um mit Freundinnen das Wiedersehen auf dem Oktoberfest zu feiern.
So weit ist Katerina Bompodakis noch nicht. Sie unterzieht mithilfe von Mutter und Schwester erst alles einer gründlichen Reinigung. Als Erstsemester Grundschullehramt an der Universität Augsburg ist die Ulmerin glücklich, über Losverfahren einen Platz im Neubau ergattert zu haben. „Seit Januar habe ich auch nach Wg-zimmern geschaut, aber das ist so kompliziert oder teuer, dass ich sonst gependelt wäre.“
Die Mischung aus funktionaler Einrichtung und Platz für Persönliches in ihrem 20-Quadratmeterreich inklusive Kochnische und Bad für 315 Euro warm gefällt ihr. „Aber es ist auch komisch, denn ich bin ein Familienmensch und bisher habe ich mir mit meiner Schwester ein Zimmer geteilt.“Deshalb darf die später eine neue Kommode bei IKEA mit aussuchen.
Währenddessen ist Sophie Hewelt noch von Wegberg bei Mönchengladbach aus unterwegs zu ihrem „Blind Date“mit dem neuen Zimmer – sie kommt zum Rechtswissenschafts-studium heute zum allerersten Mal nach Augsburg. Nach Zusagen mehrere Universitäten hat sie sich über Recherchen im Internet für den Studienort entschieden und war „noch nie im Leben so erleichtert“wie über die Zusage des Studentenwerks. Die Zimmersuche aus 500 Kilometern Entfernung „war heftig, oft bekommt man gar keine Antwort oder soll ständig kurzfristig zur Bewerbung um ein Wg-zimmer anreisen“.
Auch über die Anlage hat sie sich online auf den Seiten des Studentenwerks informiert und findet das Biotop auf dem Gelände klasse, „weil ich mich auch für Umweltrecht interessiere. In der Notlage hätte ich auch etwas anderes genommen, aber natürlich ist so ein heller, moderner Neubau toll“. Also werden Sachen aus sieben Umzugskartons, ein Fahrrad sowie der Design-sessel, den ihre Mutter ihr zum Studienstart geschenkt hat, nun in der Bürgermeister-ulrich-straße stehen. Als erst 17-jähriger Neuling und weil Familie, Freunde und ihr Pferd Cara weit weg sind, freut Hewelt sich auf die Kontaktmöglichkeiten im Wohnheim – und auf Ratschläge der netten Hausmeisterinnen.