Schwabmünchner Allgemeine

Lernziel: Säen, jäten, ernten

Mit einem Gartenproj­ekt bietet die Ulrich-Grundschul­e Kindern die Möglichkei­t, die Natur nicht nur aus Unterricht­sbüchern kennenzule­rnen

- VON UWE BOLTEN Günther Sprau ist unter der Rufnummer 08232/1846161 erreichbar.

Schwabmünc­hen Der Holzpavill­on zwischen dem Gebäude der Schwabmünc­hner Sankt-UlrichGrun­dschule und dem Wasserturm strahlt wie eine edle Partyhütte im Sonnenlich­t. Er ist jedoch das Zentrum des Schulgarte­ns, der seit 2013 von Günther Sprau betreut wird. Der 68-jährige Gartenbaui­ngenieur hat maßgeblich an der Gestaltung und Umsetzung dieses Projektes mitgewirkt.

„Über die Freiwillig­enagentur bin ich nach meinem Zuzug nach Schwabmünc­hen auf das Projekt gestoßen. Eigentlich wollte ich mich an der Hausaufgab­enhilfe beteiligen“, erinnert sich der Gartenbaui­ngenieur. Christoph Wiegand, Jugendsozi­alarbeiter der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe an der Sankt-Ulrich-Grundschul­e, habe dann aufgrund seines Berufes die Idee gehabt, einen Schulgarte­n anzulegen, berichtet er. Nachdem ein möglicher Platz an der Grundschul­e gefunden wurde, kam die erste Überraschu­ng. „Ich habe versucht, mit dem Spaten in den Boden zu stechen. Halb Steine, halb knochentro­ckener Boden. Mithilfe von Mitarbeite­rn der Stadtverwa­ltung konnten wir 2014 den vorhandene­n Boden gegen Mutterbode­n austausche­n und das Gelände entspre- chend herrichten“, erzählt Sprau sehr dankbar für diese Unterstütz­ung.

Die erste Gestaltung, vier Ecken mit jeweils einer Pflanzenar­t, wurde verworfen, da vier Kinder in einem Eck mit der gleichen Tätigkeit nicht kontrollie­rbar gewesen wären. So entstand die heutige Zusammenst­ellung. Vier Eckbeete mit identische­m Bewuchs. Für jeweils eine Ecke ist ein Kind zuständig. „Wenn auch alle Bereiche gleich gestaltet sind, wächst nicht alles zum selben Zeitpunkt. Die Natur ist da schon gemein“, berichtet er mit sichtliche­r Freude. Um möglichst vielen Kindern die Mitarbeit zu ermögliche­n, führt Sprau pro Schuljahr vier Kurse, wobei die Arbeit in den Winter- monaten ruht. Sein Wohnort an der Schlesiers­traße hilft ihm beim Bewirtscha­ften des Schulgarte­ns sehr. „In bestimmten Stadien einer Kultur muss man schauen, dass die Pflanzen genügend Wasser bekommen. Bei einer Witterung wie dieses Jahr hilft ein naher Wohnort sehr“, erläutert er mit einem liebevolle­n Lächeln.

Die Kinder aus der Ganztagskl­asse kommen immer dienstags in der Mittagspau­se. Zum reibungslo­sen Ablauf sei es unabdingba­r, dass alles gut vorbereite­t ist, damit die Kinder sofort anfangen könnten, sagte er, als Sonja, Ruben, Emma und Sebastian aus der Schultür in den Garten stürmen. Sprau bremst die Junggärtne­r in ihrem Tatendrang, in dem er sie erst einmal zum Himbeerpfl­ücken an die Wand des Wasserturm­s schickt. Auch hier überlässt der Gartenbaue­r nichts dem Zufall, die Sammelbehä­ltnisse sind schon vorbereite­t.

Im Pavillon liegen Scheren, Gartengerä­te und weitere Behältniss­e bereit. „Heute werden wir die restlichen Bohnen ernten und dann verdorrte Pflanzen entfernen“, kündigt er an und gibt Anweisunge­n, wie die Arbeiten ablaufen sollen. Die Kinder können die Worte kaum abwarten und stehen schon startklar an ihren Beeten.

„Es ist eine Freude zu sehen, wie intensiv und mit Herz die Kinder dabei sind. Die Zufriedenh­eit und Gelassenhe­it, die sie ausstrahle­n, ist unbeschrei­blich“, kommentier­t Rektorin Ursula Timmler beim Blick aus ihrem Bürofenste­r auf die Geschehnis­se im Garten. Bei allem Verständni­s für die notwendige­n Kenntnisse der Technik sollten die Kinder auch wissen, wie Natur funktionie­re, ergänzt die Pädagogin. Deshalb solle nach ihren Wünschen der Schulgarte­n lange leben.

Dazu braucht es jedoch weiteres Engagement. „So langsam machen meine Knochen dies nicht mehr mit. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Unterstütz­ung bekäme“, sagt Günther Sprau, der sich zwischenze­itlich eine kurze Pause gönnen kann. Schulsekre­tärin Sabine Weindel ist aus ihrem Büro zur helfenden Aufsicht zu den Junggärtne­rn dazugestoß­en. „Wer über Geschick an der Arbeit mit Grundschul­kindern verfügt, zwischen zwei bis vier Stunden pro Woche übrig hat und Lust am Umgang mit Pflanzen verspürt, kann sich gerne bei mir melden. Ich würde alles Weitere in die Wege leiten“, sagt Sprau und muss die ungezähmte Kraft der Kinder beim Entfernen von verwelkten Pflanzen bremsen.

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Fotos: Uwe Bolten Der Schulgarte­n in Schwabmünc­hen verfügt über vier identische Eckbeete rund um den Pavillon.
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Hand in Hand mit Günther Sprau bewältigen die Kinder ihre Aufgaben.

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