Lernziel: Säen, jäten, ernten
Mit einem Gartenprojekt bietet die Ulrich-Grundschule Kindern die Möglichkeit, die Natur nicht nur aus Unterrichtsbüchern kennenzulernen
Schwabmünchen Der Holzpavillon zwischen dem Gebäude der Schwabmünchner Sankt-UlrichGrundschule und dem Wasserturm strahlt wie eine edle Partyhütte im Sonnenlicht. Er ist jedoch das Zentrum des Schulgartens, der seit 2013 von Günther Sprau betreut wird. Der 68-jährige Gartenbauingenieur hat maßgeblich an der Gestaltung und Umsetzung dieses Projektes mitgewirkt.
„Über die Freiwilligenagentur bin ich nach meinem Zuzug nach Schwabmünchen auf das Projekt gestoßen. Eigentlich wollte ich mich an der Hausaufgabenhilfe beteiligen“, erinnert sich der Gartenbauingenieur. Christoph Wiegand, Jugendsozialarbeiter der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe an der Sankt-Ulrich-Grundschule, habe dann aufgrund seines Berufes die Idee gehabt, einen Schulgarten anzulegen, berichtet er. Nachdem ein möglicher Platz an der Grundschule gefunden wurde, kam die erste Überraschung. „Ich habe versucht, mit dem Spaten in den Boden zu stechen. Halb Steine, halb knochentrockener Boden. Mithilfe von Mitarbeitern der Stadtverwaltung konnten wir 2014 den vorhandenen Boden gegen Mutterboden austauschen und das Gelände entspre- chend herrichten“, erzählt Sprau sehr dankbar für diese Unterstützung.
Die erste Gestaltung, vier Ecken mit jeweils einer Pflanzenart, wurde verworfen, da vier Kinder in einem Eck mit der gleichen Tätigkeit nicht kontrollierbar gewesen wären. So entstand die heutige Zusammenstellung. Vier Eckbeete mit identischem Bewuchs. Für jeweils eine Ecke ist ein Kind zuständig. „Wenn auch alle Bereiche gleich gestaltet sind, wächst nicht alles zum selben Zeitpunkt. Die Natur ist da schon gemein“, berichtet er mit sichtlicher Freude. Um möglichst vielen Kindern die Mitarbeit zu ermöglichen, führt Sprau pro Schuljahr vier Kurse, wobei die Arbeit in den Winter- monaten ruht. Sein Wohnort an der Schlesierstraße hilft ihm beim Bewirtschaften des Schulgartens sehr. „In bestimmten Stadien einer Kultur muss man schauen, dass die Pflanzen genügend Wasser bekommen. Bei einer Witterung wie dieses Jahr hilft ein naher Wohnort sehr“, erläutert er mit einem liebevollen Lächeln.
Die Kinder aus der Ganztagsklasse kommen immer dienstags in der Mittagspause. Zum reibungslosen Ablauf sei es unabdingbar, dass alles gut vorbereitet ist, damit die Kinder sofort anfangen könnten, sagte er, als Sonja, Ruben, Emma und Sebastian aus der Schultür in den Garten stürmen. Sprau bremst die Junggärtner in ihrem Tatendrang, in dem er sie erst einmal zum Himbeerpflücken an die Wand des Wasserturms schickt. Auch hier überlässt der Gartenbauer nichts dem Zufall, die Sammelbehältnisse sind schon vorbereitet.
Im Pavillon liegen Scheren, Gartengeräte und weitere Behältnisse bereit. „Heute werden wir die restlichen Bohnen ernten und dann verdorrte Pflanzen entfernen“, kündigt er an und gibt Anweisungen, wie die Arbeiten ablaufen sollen. Die Kinder können die Worte kaum abwarten und stehen schon startklar an ihren Beeten.
„Es ist eine Freude zu sehen, wie intensiv und mit Herz die Kinder dabei sind. Die Zufriedenheit und Gelassenheit, die sie ausstrahlen, ist unbeschreiblich“, kommentiert Rektorin Ursula Timmler beim Blick aus ihrem Bürofenster auf die Geschehnisse im Garten. Bei allem Verständnis für die notwendigen Kenntnisse der Technik sollten die Kinder auch wissen, wie Natur funktioniere, ergänzt die Pädagogin. Deshalb solle nach ihren Wünschen der Schulgarten lange leben.
Dazu braucht es jedoch weiteres Engagement. „So langsam machen meine Knochen dies nicht mehr mit. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Unterstützung bekäme“, sagt Günther Sprau, der sich zwischenzeitlich eine kurze Pause gönnen kann. Schulsekretärin Sabine Weindel ist aus ihrem Büro zur helfenden Aufsicht zu den Junggärtnern dazugestoßen. „Wer über Geschick an der Arbeit mit Grundschulkindern verfügt, zwischen zwei bis vier Stunden pro Woche übrig hat und Lust am Umgang mit Pflanzen verspürt, kann sich gerne bei mir melden. Ich würde alles Weitere in die Wege leiten“, sagt Sprau und muss die ungezähmte Kraft der Kinder beim Entfernen von verwelkten Pflanzen bremsen.