Ein Obelisk als Mahnmal
Der neue Obelisk in Klosterlechfeld steht in einer großen Tradition und ist zugleich ein aktuelles Denkmal für Frieden und Freiheit. Ein Lechfelder Weg führt damit weiter
Der neue Obelisk in Klosterlechfeld erinnert an kriegerische Zeiten am Lechfeld und wechselvolle Epochen deutscher Geschichte.
Klosterlechfeld Sehr bekannte Obelisken in den großen Städten der Welt erinnern an die Geschichte der jeweiligen Region. Ebenso mahnen Friedenssäulen in aller Welt mit bildhaften Darstellungen oder Symbolen zur Bewahrung der Gemeinsamkeit im staatlichen Leben. Beispiele stehen in Rom, in Washington, München oder Berlin. Der neue Friedensobelisk im Rathausgarten von Klosterlechfeld steht in einer kleineren und moderneren Version in dieser großen Tradition und zeigt in seinen sieben Abschnitten die Geschichte der vergangenen 188 Jahre bis heute.
Zum 200-jährigen Bestehen der Gemeinde leistet sich Klosterlechfeld dieses Zeichen. Es erweitert den bestehenden Friedensweg am Lechfeld. Der Friedensengel bei der Kirche St. Martin und das Nagelkreuz bei der evangelischen Versöhnungskirche in Lagerlechfeld bilden den Anfang.
Die Mahnung zum Frieden kommt hier nicht von ungefähr. Erlebte der heimische Raum doch unmittelbar die Auswirkung wechselvoller Zeiten. Angefangen von den Feldzügen zwischen Frankreich und Deutschland und der Errichtung des Militärstützpunktes am Lechfeld Mitte des 19. Jahrhunderts über die Weltkriege und die Teilung Deutschlands bis zur Bewahrung der Demokratie heute.
Der Klosterlechfelder Künstler Willi Walch erschuf die 5,30 Meter hohe Säule aus Stahl und Stein. Sie stellt einen nach oben offenen Zeitstrahl dar. Die sich am Stahl bildende Rostpatina symbolisiert die Vergänglichkeit aller Dinge, auch der Staaten. Der von innen beleuchtete Obelisk soll zugleich Mahnmal und Denkmal sein zur Erinnerung an alle Menschen, die ihren Einsatz für Einigkeit, Recht und Freiheit mit Verfolgung, Gefängnis, Verletzung oder mit ihrem Leben bezahlt haben. Die Botschaft des heiligen Franziskus „Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“wird durch die neue Franziskuslinde am Franziskanerplatz vor der Kirche lebendig gehalten. Der 3. Oktober wurde nicht zufällig für die Enthüllung gewählt. Die neue Station des Friedensweges steht unter dem Motto „Zusammengewachsen was zusammengehört“und erinnert auch an die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands.
Die sieben Abschnitte symbolisieren einzelne Abschnitte der vergangenen 188 Jahre.
● Der Sockel steht für die Zeit 1830 bis 1871. Diese Epoche wird durch neun Granitstelen versinnbildlicht, je eine Stele steht für die Königreiche Preußen, Bayern, Württemberg und Sachsen und eine für die sechs Großherzogtümer, je eine Stele für die fünf Herzogtümer und die sieben Fürstentümer, eine Stele für die drei Hansestädte sowie eine für Elsaß-Lothringen, das 1873 dem Reich einverleibt wurde. Auf den Stelen befinden sich Messingplatten mit den eingravierten Namen dieser Teilstaaten, aus denen das zweite deutsche Kaiserreich gebildet worden war.
● Das zweite deutsche Kaiserreich (1871 - 1918) wird durch die Kaiserkrone als Sinnbild der monarchischen Staatsform dargestellt. Der Erste Weltkrieg mit seinen 17 Millionen Opfern wird durch Kreuze symbolisiert.
● Die Weimarer Republik (1918 bis 1933) folgt im dritten Abschnitt: Das erste Deutschland mit einer demokratisch gewählten Regierung.
● Das Dritte Reich mit seiner NSDiktatur (1933 bis 1945) wird durch mit Stacheldraht umschlossenen Fenstern und einer umlaufenden Kette gezeigt. Dies steht für die Gefängnisse und Konzentrationslager. Der rund 70 Millionen Kriegstoten in Europa wird wieder durch Kreuze gedacht.
● An die Besatzungszeit (1945 bis 1949) erinnern die Flaggen der vier alliierten Sieger- und Besatzungsmächte (USA, UdSSR, Frankreich und England).
● Der gespaltene sechste Abschnitt des Obelisken stellt das geteilte Deutschland dar (1949 bis 1990). Die Teile sind durch Gitterstäbe, welche den Eisernen Vorhang darstellen, getrennt.
● Das wiedervereinigte Deutschland (ab 1990) bildet die Spitze des Obelisken. Auf der Vorderseite befinden sich die Schlagworte: Einigkeit, Recht, Freiheit – der Leitspruch des wiedervereinigten, demokratisch gebildeten deutschen Nationalstaates. Am Fuß die Staatsfarben Schwarz-Rot-Gold.