Ein Abschied, der ihm nicht leicht fällt
Nach 33 Jahren geht der Buchloer Stadtbaumeister Herbert Wagner in den Ruhestand
Hiltenfingen/Buchloe Zugeben, dass ihm etwas schwerfällt, fällt ihm nicht leicht. Dieses Mal kommt er nicht drumherum. „Das Aufhören fällt mir tatsächlich nicht ganz leicht“, sagt Buchloer Stadtbaumeister Herbert Wagner aus Hiltenfingen. Nach 33 Jahren geht er in den Ruhestand. Wagner ist damit der dienstälteste Stadtbaumeister, den Buchloe je hatte; sein Vorgänger, Otto Gast, hatte es seit der Stadterhebung 1954 auf 31 Jahre gebracht.
Es scheint eine Lebensaufgabe zu sein, die Entwicklung Buchloes im Hoch- und im Tiefbau entscheidend zu begleiten. „Es war mir immer eine Herzensangelegenheit, die Stadt voranzubringen“, meint denn auch Herbert Wagner und beginnt, aufzulisten, wo er städtebauliche Akzente gesetzt hat: beim Ausbau des Bahnhofsareals etwa, der Anlage von mittlerweile zehn Kreisverkehren, beim Bau des zweiten Autobahnanschlusses 1998/99 oder des Tangentensystems. Das entlaste die Innenstadt und schließe das Gewerbegebiet im Nord-Westen gut an. Somit erübrigt sich für Wagner die Frage, ob Gewerbe und Industrie einst zu weit entfernt von der Autobahn an der richtigen Stelle angesiedelt wurden. „Mit der Verlegung des Schlachthofes 1984 hat sich das so ergeben. Das Gewerbegebiet ist historisch gewachsen“, sagt der 65-Jährige.
Überhaupt: Buchloe habe sich in den vergangenen Jahrzehnten „sehr positiv zu einer lebens- und liebenswerten Stadt entwickelt“. Von 1985 – Wagners Antrittsjahr – bis heute wuchs die Zahl der Bevölkerung von 8400 auf jetzt 13 000. Etliche Baugebiete wurden neu ausgewiesen. Dabei habe die Stadtspitze „nie überhitzt reagiert“, auch innerstädtisch sei viel verdichtet worden. Bewährt habe es sich, dass die Kommune ab etwa 1995 erst dann neue Baugebiete ausgewiesen hat, wenn sie selbst in Besitz der Grundstücke war. „Dadurch konnten wir mitgestalten und die Grundstücke kamen sofort auf den Markt“, erklärt Wagner.
32 Jahre war er alt, als er den Posten des Stadtbaumeisters übernommen hat. Aufgewachsen in Hiltenfingen und bis heute dort wohnend, studierte Wagner an der Fachhochschule in Augsburg Bauingenieurwesen. Ab 1978 arbeitete er bei der Bundesbahn, war dort vor allem mit Tiefbauarbeiten betraut. Die Stadt Buchloe war ihm daher nicht fremd, führte ihn doch seine Tätigkeit bei der DB immer wieder dorthin. „Die Arbeit war mir aber zu spezifisch. Ich schätzte mehr die Vielfalt der Tätigkeiten, die sich in Buchloe bot.“Mit dem Neubau des Bahnhofs schließt sich für Wagner nun ein Kreis. Der Platz davor werde eine „hervorragende Qualität“bekommen, ist er sicher.
Doch nicht den Neubau des Bahnhofs und dessen Umfeld, sondern das Gymnasium bezeichnet er als „das Sahnehäubchen“seiner Laufbahn in der Gennachstadt. „Das Gymnasium bringt Buchloe gewaltig voran.“Dass dem leidenschaftlichen Fußballfan der Abschied schwerfällt, hat auch damit zu tun, dass er das „harmonische Miteinander“in der Stadtverwaltung zu schätzen gelernt hat: „Meine Bürotür stand immer offen; sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Bürger.“
In vielen öffentlichen Sitzungen erlebte man Wagner hingegen das ein oder andere Mal als harten Verfechter seines Standpunkts. Er war einer der wenigen, der dem Bürgermeister und den Stadträten des Öfteren widersprochen hat – und das über sechs Wahlperioden hinweg: „Das hatte nichts mit Sturheit zu tun. Ich musste einfach die fachliche Sicht der Dinge klarstellen.“
Wohl wissend, dass es auch um die Wasserversorgung der Stadt gut bestellt ist, dass die Sanierung der Kläranlage auf den Weg gebracht wurde und auch die Renaturierung der Gennach ihrem Ende entgegengeht, könne er nun „guten Gewissens loslassen“.
Dass man ihn in Zukunft trotzdem immer wieder in Buchloe zu sehen bekommt, hat private Gründe: Eine seiner drei Töchter hat in Lindenberg gebaut. Und dort wird der bald zweifache Großvater sicher das ein oder andere Mal gebraucht – vielleicht bei der Aufsicht seiner Enkel am Wasserspiel auf dem Bahnhofsplatz. Aber vor allem wird man Wagner häufiger in Hiltenfingen, seinem Heimort, sehen.
Für die bauliche Entwicklung der Gennachstadt ist ab Oktober Stephan Müßig verantwortlich. Sein Schreibtisch steht bereits seit März im Buchloer Rathaus, wo er von seinem Vorgänger eingearbeitet wurde. „Ich bin wirklich froh, dass wir ihn gefunden haben und denke, er wird seine Arbeit gut machen“, betont Wagner.