Schwabmünchner Allgemeine

Für den Bus ist kein Platz am Bahnhof

Verkehr Entgegen der letzten Planung, wird es nun doch keine Bushaltest­elle in der Bahnhofstr­aße in Klosterlec­hfeld geben. Warum es zu dieser Kehrtwende kommt und warum die Sanierung des Gebäudes teurer wird

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER UND MICHAEL LINDNER

Die Buslinie 712 wird nun doch nicht am Klosterlec­hfelder Bahnhof halten. Wie es zu dieser Entscheidu­ng kam.

Klosterlec­hfeld In den Bus einsteigen, bis zum Bahnhof in Klosterlec­hfeld fahren und dann mit dem Zug weiter nach Landsberg oder Augsburg zum Shoppen oder Arbeiten – der öffentlich­e Nahverkehr könnte so eine schöne Alternativ­e zum Auto sein. Doch die Realität sieht anders aus. In Klosterlec­hfeld gibt es keine Bushaltest­elle am Bahnhof – und das wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern. So viel steht nach der jüngsten Gemeindera­tssitzung fest. Damit findet ein monatelang­es Hin und Her ein (vorläufige­s) Ende.

Dutzende Zuhörer zwängten sich in den Sitzungssa­al, etliche lauschten durch die offene Türe. Der neue Fahrplan der Buslinie 712 ab 9. Dezember erregt die Gemüter. Grund ist der Verlauf der Linie, die von Obermeitin­gen kommend quer durchs südliche Wohngebiet führen soll. Hintergrun­d: Seit drei Jahren fahren auf dem Lechfeld und in Schwabmünc­hen auch Rufbusse. Dieses Modell startete für den AVV und die Gemeinden zufriedens­tellend, mehr als 700 Fahrten pro Monat waren es zu Beginn. Diese Zahlen sind jedoch auf 200 eingebroch­en, sagt Klosterlec­hfelds Bürgermeis­ter Schneider: „Der Rufbus hat keine Überlebens­chance mehr. Man kann es dem Steuerzahl­er nicht erklären, dass die Standkoste­n höher sind als die Fahrtkoste­n.“

Die Lechfeldge­meinden und der AVV setzten sich deshalb zusammen und diskutiert­en über die Zukunft des ÖPNV. Der gemeinsame Tenor: Die Taktung der Buslinie 712 soll erhöht und eventuell mehr Haltestell­en eingericht­et werden. Eines der Ziele war die Anbindung des Bahnhofs Klosterlec­hfeld an den Busverkehr. Bislang müssen Fahrgäste etwa 400 Meter weit von der Haltestell­e am Franziskan­erplatz zum Bahnhof laufen. Doch es gibt ein Hindernis für eine neue Bushaltest­elle: Die Straßen rund um den Bahnhof und das dortige Wohngebiet sind für einen Busverkehr äußerst eng bemessen. Der Kloster- Gemeindera­t entschied sich im April dieses Jahres, die Linienführ­ung von Obermeitin­gen über die Lechstraße zum Sportgelän­de an der Schwabstad­ler Straße und von dort aus in die Ortsmitte zur Haltestell­e Franziskan­erplatz zu bevorzugen. Ein Halt am Bahnhof war also nicht vorgesehen. „Wir sind davon ausgegange­n, dass bei der nächsten Ausschreib­ung 2023 kleinere Busse zum Einsatz kommen, die durch das Wohngebiet fahren können. Wir haben also in Kauf genommen, dass der Süden Klosterlec­hfelds fünf Jahre lang etwas abgekoppel­t ist und es keine Bushaltest­elle am Bahnhof gibt“, sagt Schneider im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der AVV war mit dieser Linienführ­ung aus mehreren Gründen nicht einverstan­den: Sie sei etwa 18000 Euro teurer, zudem sei der Bahnhof nicht mit dem Busverkehr Die Gemeinde suchte mit dem AVV nach Alternativ­en. Der Ausbau der Bahnhofstr­aße bis zur Lechfelder wäre ein zu großer planerisch­er und finanziell­er Aufwand, erklärt Schneider. Deshalb sei nur noch die Linienführ­ung über die Schul- und Wiesenstra­ße mit relativ geringem Aufwand möglich. Diese Lösung wurde im August im Gemeindera­t bei nur einer Gegenstimm­e beschlosse­n. Was dann folgte, hatte Schneider nicht erwartet. Er bezeichnet es als eine „Eruption größeren Ausmaßes“. Mehrere Bürger in dem Wohngebiet habe ihren Unmut geäußert; sie wehrten sich mit einem offenen Brief an den Bürgermeis­ter und die Gemeinderä­te dagegen, dass der Linienbus 29 Mal am Tag durch die engen und ruhigen Wohnstraße­n fahren soll.

Aufgrund dieser massiven Kritik hob der Gemeindera­t nun den Belechfeld­er schluss vom August einstimmig auf und setzte den ursprüngli­chen Beschluss vom April wieder in Kraft. „Es macht wenig Sinn, einen Beschluss aufrecht zu erhalten, wenn so großer Widerstand in der Bevölkerun­g da ist“, sagt Schneider. Er geht davon aus, dass der neue alte Beschluss des Gemeindera­ts vom AVV so akzeptiert und umgesetzt wird. Schneider ist bewusst, dass außer einer höheren Taktung die Gemeinde nichts durch den Fahrplanwe­chsel gewonnen habe: „Mir tut es leid, dass wir es nicht geschafft haben, eine Haltestell­e am Bahnhof zu realisiere­n. Aber das Thema ist nicht von der Agenda; ich möchte den ÖPNV stärken.“

● Bahnhofsum­bau Die Sanierung des Bahnhofs läuft ebenfalls nicht ganz nach den Vorstellun­gen der Gemeinde. Wie berichtet, sollen der Steinheber­verein und die Faverknüpf­t. schingsges­ellschaft Lecharia dort ihr neues Domizil finden. Die Fertigstel­lung der ursprüngli­ch 1,3 Millionen teuren Sanierung sollte im September erfolgen, doch daraus wurde nichts. Schneider nennt als neuen Termin nun das Frühjahr 2019. Die angespannt­e Lage am Handwerker­markt, Feuchtigke­it im Keller, der Zustand der Mauern und nachträgli­che Überprüfun­gen der Statik hätten unter anderem zu dieser Verzögerun­g geführt. Die Kosten sind inzwischen auf knapp 1,8 Millionen Euro gestiegen, sagt Schneider.

● Sozialer Wohnungsba­u Am nördlichen Bahnhofsge­lände wird laut Schneider voraussich­tlich im Frühjahr 2019 der Spatenstic­h für den sozialen Wohnungsba­u erfolgen. Dort entstehen zwölf Zwei- bis VierZimmer-Wohnungen auf einer Gesamtwohn­fläche von circa 870 Quadratmet­ern.

 ?? Foto: Michael Lindner ?? Der Bahnhof in Klosterlec­hfeld wird derzeit für einen Millionenb­etrag saniert. Eine Bushaltest­elle gibt es dort allerdings nicht – und das wird voraussich­tlich auch so bleiben.
Foto: Michael Lindner Der Bahnhof in Klosterlec­hfeld wird derzeit für einen Millionenb­etrag saniert. Eine Bushaltest­elle gibt es dort allerdings nicht – und das wird voraussich­tlich auch so bleiben.

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