Für den Bus ist kein Platz am Bahnhof
Verkehr Entgegen der letzten Planung, wird es nun doch keine Bushaltestelle in der Bahnhofstraße in Klosterlechfeld geben. Warum es zu dieser Kehrtwende kommt und warum die Sanierung des Gebäudes teurer wird
Die Buslinie 712 wird nun doch nicht am Klosterlechfelder Bahnhof halten. Wie es zu dieser Entscheidung kam.
Klosterlechfeld In den Bus einsteigen, bis zum Bahnhof in Klosterlechfeld fahren und dann mit dem Zug weiter nach Landsberg oder Augsburg zum Shoppen oder Arbeiten – der öffentliche Nahverkehr könnte so eine schöne Alternative zum Auto sein. Doch die Realität sieht anders aus. In Klosterlechfeld gibt es keine Bushaltestelle am Bahnhof – und das wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern. So viel steht nach der jüngsten Gemeinderatssitzung fest. Damit findet ein monatelanges Hin und Her ein (vorläufiges) Ende.
Dutzende Zuhörer zwängten sich in den Sitzungssaal, etliche lauschten durch die offene Türe. Der neue Fahrplan der Buslinie 712 ab 9. Dezember erregt die Gemüter. Grund ist der Verlauf der Linie, die von Obermeitingen kommend quer durchs südliche Wohngebiet führen soll. Hintergrund: Seit drei Jahren fahren auf dem Lechfeld und in Schwabmünchen auch Rufbusse. Dieses Modell startete für den AVV und die Gemeinden zufriedenstellend, mehr als 700 Fahrten pro Monat waren es zu Beginn. Diese Zahlen sind jedoch auf 200 eingebrochen, sagt Klosterlechfelds Bürgermeister Schneider: „Der Rufbus hat keine Überlebenschance mehr. Man kann es dem Steuerzahler nicht erklären, dass die Standkosten höher sind als die Fahrtkosten.“
Die Lechfeldgemeinden und der AVV setzten sich deshalb zusammen und diskutierten über die Zukunft des ÖPNV. Der gemeinsame Tenor: Die Taktung der Buslinie 712 soll erhöht und eventuell mehr Haltestellen eingerichtet werden. Eines der Ziele war die Anbindung des Bahnhofs Klosterlechfeld an den Busverkehr. Bislang müssen Fahrgäste etwa 400 Meter weit von der Haltestelle am Franziskanerplatz zum Bahnhof laufen. Doch es gibt ein Hindernis für eine neue Bushaltestelle: Die Straßen rund um den Bahnhof und das dortige Wohngebiet sind für einen Busverkehr äußerst eng bemessen. Der Kloster- Gemeinderat entschied sich im April dieses Jahres, die Linienführung von Obermeitingen über die Lechstraße zum Sportgelände an der Schwabstadler Straße und von dort aus in die Ortsmitte zur Haltestelle Franziskanerplatz zu bevorzugen. Ein Halt am Bahnhof war also nicht vorgesehen. „Wir sind davon ausgegangen, dass bei der nächsten Ausschreibung 2023 kleinere Busse zum Einsatz kommen, die durch das Wohngebiet fahren können. Wir haben also in Kauf genommen, dass der Süden Klosterlechfelds fünf Jahre lang etwas abgekoppelt ist und es keine Bushaltestelle am Bahnhof gibt“, sagt Schneider im Gespräch mit unserer Zeitung.
Der AVV war mit dieser Linienführung aus mehreren Gründen nicht einverstanden: Sie sei etwa 18000 Euro teurer, zudem sei der Bahnhof nicht mit dem Busverkehr Die Gemeinde suchte mit dem AVV nach Alternativen. Der Ausbau der Bahnhofstraße bis zur Lechfelder wäre ein zu großer planerischer und finanzieller Aufwand, erklärt Schneider. Deshalb sei nur noch die Linienführung über die Schul- und Wiesenstraße mit relativ geringem Aufwand möglich. Diese Lösung wurde im August im Gemeinderat bei nur einer Gegenstimme beschlossen. Was dann folgte, hatte Schneider nicht erwartet. Er bezeichnet es als eine „Eruption größeren Ausmaßes“. Mehrere Bürger in dem Wohngebiet habe ihren Unmut geäußert; sie wehrten sich mit einem offenen Brief an den Bürgermeister und die Gemeinderäte dagegen, dass der Linienbus 29 Mal am Tag durch die engen und ruhigen Wohnstraßen fahren soll.
Aufgrund dieser massiven Kritik hob der Gemeinderat nun den Belechfelder schluss vom August einstimmig auf und setzte den ursprünglichen Beschluss vom April wieder in Kraft. „Es macht wenig Sinn, einen Beschluss aufrecht zu erhalten, wenn so großer Widerstand in der Bevölkerung da ist“, sagt Schneider. Er geht davon aus, dass der neue alte Beschluss des Gemeinderats vom AVV so akzeptiert und umgesetzt wird. Schneider ist bewusst, dass außer einer höheren Taktung die Gemeinde nichts durch den Fahrplanwechsel gewonnen habe: „Mir tut es leid, dass wir es nicht geschafft haben, eine Haltestelle am Bahnhof zu realisieren. Aber das Thema ist nicht von der Agenda; ich möchte den ÖPNV stärken.“
● Bahnhofsumbau Die Sanierung des Bahnhofs läuft ebenfalls nicht ganz nach den Vorstellungen der Gemeinde. Wie berichtet, sollen der Steinheberverein und die Faverknüpft. schingsgesellschaft Lecharia dort ihr neues Domizil finden. Die Fertigstellung der ursprünglich 1,3 Millionen teuren Sanierung sollte im September erfolgen, doch daraus wurde nichts. Schneider nennt als neuen Termin nun das Frühjahr 2019. Die angespannte Lage am Handwerkermarkt, Feuchtigkeit im Keller, der Zustand der Mauern und nachträgliche Überprüfungen der Statik hätten unter anderem zu dieser Verzögerung geführt. Die Kosten sind inzwischen auf knapp 1,8 Millionen Euro gestiegen, sagt Schneider.
● Sozialer Wohnungsbau Am nördlichen Bahnhofsgelände wird laut Schneider voraussichtlich im Frühjahr 2019 der Spatenstich für den sozialen Wohnungsbau erfolgen. Dort entstehen zwölf Zwei- bis VierZimmer-Wohnungen auf einer Gesamtwohnfläche von circa 870 Quadratmetern.