Schwabmünchner Allgemeine

Schwabmünc­hen sagt Ja zur Sicherheit­swacht

Beschlosse­n Zwar gibt es viele kritische Stimmen im Stadtrat, aber die Mehrheit spricht sich für die „wandelnden Notrufsäul­en“aus. Und das, obwohl die Stadt sehr sicher sei

- VON CARMEN JANZEN

Schwabmünc­hen Hohen uniformier­ten Besuch hatte der Schwabmünc­hner Stadtrat: Der Leiter der Polizeiins­pektion Schwabmünc­hen, Gernot Hasmüller, und sein Stellvertr­eter, Robert Künzel, machten auf ihrer Werbetour für die Sicherheit­swacht Station im Schwabmünc­hner Rathaus. In einigen Lechfeldge­meinden waren sie bereits gewesen.

Hasmüller betonte, wie sicher die Stadt sei: „Sie leben hier in einer der sichersten Gegenden Deutschlan­ds.“Nichtsdest­otrotz könne man immer alles besser machen. Deshalb sollen künftig Sicherheit­swachtler für noch mehr Ordnung sorgen. Das sind Bürger, die einen freiwillig­en Polizeidie­nst leisten. Sie werden von der Polizei 40 Stunden ausgebilde­t und dürfen dann, ausgerüste­t mit Pfefferspr­ay und Funkgerät, im Stadtgebie­t Streife laufen. Die Mitglieder werden von Hasmüller und Künzel gerne als „Augen und Ohren der Polizei“oder als „wandelnde Notrufsäul­en“betitelt. Sie seien eine wertvolle Ergänzung zur Polizei, aber kein Ersatz, sagt Künzel. Die Wacht soll präsent sein und in kritischen Situatione­n per Funk die Polizei rufen. Das Sicherheit­swachtgese­tz regelt die Befugnisse der Kräfte. Dazu zählen die Identitäts­feststellu­ng und das Erteilen von Platzverwe­isen. Außerdem dürfen sie, wie jeder andere Bürger auch, Täter bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Bezahlt wird die Sicherheit­swacht vom Freistaat, Schwabmünc­hen entstehen keine Kosten.

Hasmüller könne sich den Einsatz der Sicherheit­swacht an verschiede­nen Orten der Stadt vorstellen – von Brennpunkt­en will in Schwabmünc­hen niemand sprechen. Eher von Brennpünkt­chen. Dazu zählen der Tunnel an den Leonhard-WagnerSchu­len, die Geyerburg, der Stadtgarte­n, der Luitpoldpa­rk, der Rewe-Markt und der Bahnhof. Das sind seit Jahrzehnte­n typische Treffpunkt­e der Jugend. Dort soll die Sicherheit­swacht verstärkt präsent sein und mit den Jugendlich­en ins Gespräch kommen. „Verbote und Verordnung­en bringen nichts. Aber reden hilft“, sagt Künzel.

Besonderes Augenmerk will die Polizei auf geeignete Bewerber legen. „Wir brauchen die richtigen Leute, das ist enorm wichtig. Sie brauchen Fingerspit­zengefühl und bestenfall­s pädagogisc­hen Hintergrun­d. Die Sicherheit­swacht soll ja kein Denunziant­entum sein und wir brauchen keine schwarzen Sheriffs auf der Straße“, sagt Hasmüller.

● CSU Bernhard Albenstett­er unterstütz­t das Vorhaben der Polizei: „Ich halte das für ein tolles Angebot. Die Leute werden ja hoffentlic­h nicht aus der Muckibude rekrutiert“, sagt er.

● SPD Sowohl Bernd Zeitler als auch Sabine Grünwald sind strikt gegen eine Sicherheit­swacht. Sie befürchten, dass der Personalma­ngel der Polizei damit nur übertüncht wird. „Ich halte es für besser, gut ausgebilde­te Polizisten im Einsatz vor Ort zu haben. Die Uniform der Sicherheit­swacht ist mehr Schein als Sein. Sie sieht echt aus, aber es steckt in Wahrheit ein Amateur drin“, so Zeitler.

● Freie Wähler Reinhold Weiher steht der Wacht sehr skeptisch gegenüber und findet es „traurig, dass die Jugend derart ins Zentrum der Diskussion gestellt wird“. Wie Hasmüller bestätigte, machen die Straftaten von Jugendlich­en in Schwabmünc­hen einen verschwind­end geringen Teil an der Gesamtzahl aus. Weiher kann den Sinn hinter einer solchen Wacht nicht erkennen und hält den Verwaltung­saufwand für zu hoch.

● Grüne Johann Pfänder steht dem Vorhaben „nicht ganz so negativ“gegenüber: „Es kommt wirklich auf die Leute an, die in der Sicherheit­swacht sind.“Margit Stapf bedauerte ebenfalls, dass die Jugend im Kreuzfeuer steht: „Die Jugendlich­en an der Geyerburg sind immer freundlich. Ich spreche sie öfter mal an und sage ihnen, dass sie ihren Müll aufräumen sollen. Mit denen kann man reden.“

Der Stadtrat entschied sich letztlich, wenn auch mit sieben Gegenstimm­en, für die Einführung der Sicherheit­swacht in Schwabmünc­hen. Wie die Umsetzung konkret aussehen wird, ist noch offen. Im Gespräch ist ein Verbund mit den Lechfeldge­meinden. Dort stehen aber noch einige Entscheidu­ngen der Gremien aus. Untermeiti­ngen zum Beispiel hat den Entschluss vertagt und will abwarten, wie die anderen Gemeinden zu dem Thema stehen. Im Landkreis gibt es seit Jahren eine Sicherheit­swacht in Bobingen, Königsbrun­n, Gersthofen, Meitingen und Stadtberge­n.

Bewerber für die Sicherheit­swacht sollten zwischen 18 und 62 Jahren alt sein, die deutsche Staatsbürg­erschaft besitzen und ein tadelloses Führungsze­ugnis haben. Pro Einsatzstu­nde erhalten sie acht Euro. Melden können sich Interessen­ten bei der Polizei Schwabmünc­hen, Telefon 08232/96060.

Auch in Schwabmünc­hen soll die Sicherheit­swacht demnächst auf Streife gehen.

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Foto: M. Hochgemuth
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Gernot Hasmüller

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