Die letzte Hilfe
Soziales Mit einem neuen Kurs wagt sich die Volkshochschule an ein schwieriges Thema: Wie können Angehörige todgeweihten Menschen beistehen?
Landkreis Augsburg Seit der Diagnose ihrer Mutter hat Bettina gemeinsam mit ihrer Familie bereits viel organisatorische Vorarbeit leisten können, um für die letzten Monate und Wochen im Leben ihrer sterbenskranken Mutter gewappnet zu sein. Doch bis dato weiß sie nicht, mit welchen seelischen und auch körperlichen Veränderungen sie konfrontiert werden wird. Und das macht ihr Sorgen.
Um Bettina mit eben diesen Sorgen und Gedanken nicht alleine zu lassen, bieten Silvia Regner und Silvia Seitz einen Vhs-Kurs an, der ein Tabuthema aufgreift. Beim „Letzte Hilfe Kurs“können sich die Teilnehmer einen Eindruck davon verschaffen, was auf sie zukommen kann, wenn sie einer Person auf der letzten Wegstrecke des Lebens zur Seite stehen. Auch werden die Teilnehmer des Kurses darüber informiert, wo sie vor Ort Hilfe und Unterstützung erhalten können. Der gedankliche Vater der „Letzten Hilfe“, Dr. Georg Bollig, sieht als Ziel, Leiden zu lindern und Lebensqualität zu erhalten.
Im Kurs sollen den Teilnehmern unter anderem die seelischen Veränderungen nähergebracht werden, die ein sterbenskranker Mensch durchläuft. „Für diese Phasen gibt es keine festgelegte Reihenfolge“, erklären die ausgebildeten Letzte- Hilfe-Kursleiterinnen. Direkt nach einer Diagnose ist die menschliche Psyche mit eben dieser häufig überfordert. Der Arzt habe sich geirrt, die Ergebnisse wurden vertauscht oder ähnliche Annahmen dienen dem Schutz der Psyche vor diesem einschneidenden Erlebnis. Auch Wut und Ärger darüber, dass das Schicksal einen selbst getroffen hat, sind eine ganz typische Reaktion. Silvia Seitz und Silvia Regner raten den Angehörigen an dieser Stelle: „Beziehen Sie diese Wut nicht auf sich.“
Manch Sterbenskranker beginnt mit sich selbst zu verhandeln. Wenn beispielsweise ein großes Ereignis ansteht, wie etwa die Hochzeit des Enkels oder etwas ähnliches, lässt sich beobachten, dass manche Menschen eine Art Pakt schließen. Dürfen sie die Hochzeit noch erleben, versprechen sie im Gegensatz dazu etwas, vielleicht eine Spende oder eine ähnliche große Tat. Zudem können Verhandlungen dieser Art auch Kraft bei dem Kranken mobilisieren, erklären die Kursleiterinnen.
Die Phase der Depression ist für viele Angehörige eine große Herausforderung. Bis zum Tod sind Angehörige vor allem damit gefordert, auszuhalten, dass es keine Lösung gibt. Und dieser Fakt bleibt auch bestehen, wenn die Phase einer gewissen Akzeptanz eintritt.
Neben den seelischen Veränderungen, die ein Sterbenskranker durchläuft, wissen die Fachkrankenschwestern der Palliative Care auch, welche körperlichen Veränderungen ein Sterbenskranker durchmachen kann. Die sogenannte Rasselatmung stimmt viele Angehörige besorgt, ist aber insofern ein normaler Vorgang, weil sich Schleim bildet, die Atmung sich verschlechtert und ein Abhusten körperlich nicht mehr möglich ist. Die Marmorierung der Haut muss niemanden ängstigen, und auch die Tatsache, dass Sterbenskranke aufhören zu essen und zu trinken, gehört zum Prozess des Sterbens dazu.