Papier und Plastik kommen nicht in die Tüte
Umwelt Im Landkreis wird über eine Aktion gegen umweltschädliche Kunststofftaschen nachgedacht. Doch die Tücke steckt im Detail
Landkreis Augsburg Klar, sie sind praktisch. Aber Plastiktüten schaden der Umwelt. Weil Kunststoff nicht biologisch abgebaut wird, vermüllen Plastikverpackungen ganze Landstriche. An Stränden sammelt sich Plastikmüll, Ozeane sollen voll damit sein. Dagegen möchte der Landkreis etwas unternehmen. Das Abfallwirtschaftsamt prüft derzeit deshalb Alternativen zur Einwegtüte aus Plastik. So mancher Mandatsträger hat bereits genaue Vorstellungen.
Hintergrund der Aktion ist ein Antrag von Kreisrat Manfred Buhl (FDP). Beim Urlaub mit dem Wohnmobil im Main-Gebiet sei er mit seiner Frau beim Einkaufen in Kitzingen gewesen. Anstatt einer Plastiktüte habe er beim Urlaubsshopping eine Papiertüte bekommen. Die Tüte war Teil einer Umweltaktion der Stadt. Etwa 10 000 davon verteilte der Landkreis Kitzingen kostenlos an Einzelhändler. Darin fand sich ein Flyer mit Hinweisen zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Nun will Buhl eine ähnliche Aktion im Landkreis starten. Er spricht von einem „wichtigen Beitrag für die Umwelt“.
Im zuständigen Ausschuss des Kreistags stößt der Vorschlag grundsätzlich auf Interesse. Seit Jahren versucht die Bundesregierung den Verbrauch von Plastiktüten zu senken. Mit einer Aktion gegen Einwegtüten könne auch der Landkreis einen Beitrag dazu leisten, so die einhellige Meinung im Ausschuss. Es gehe darum, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass Einwegtüten aus Plastik der Umwelt schaden. Doch das Vorbild aus Kitzingen hat einen Haken.
Die Deutsche Umwelthilfe weist darauf hin, dass Tragetaschen aus Papier aus ökologischer Sicht nicht generell besser sind als solche aus Kunststoff. Denn beim Herstellen einer Papiertüte werde beinahe doppelt so viel Energie verbraucht wie bei der Entstehung einer Plastiktüte.
Hinzu komme die höhere Belastung von Luft und Wasser durch Chemikalien, mit denen Papiertüten behandelt werden müssen. Eine echte Alternative zur Tüte aus Kunststoff sei die aus Papier nur, wenn sie drei- bis viermal verwendet würde. Allerdings halten das viele Papiertüten nicht aus.
Für Kreisrat Jürgen Schantin (FDP) ist die Sache daher klar: „Die Aktion ist gut, aber nicht mit Papiertüten“, sagt er. Auch von Baumwolltaschen hält Schantin nichts. „Die haben den Charme von Ökotussis.“Außerdem seien sie schnell zerknittert. Stattdessen plädiert er für Taschen aus Nylon. Die könne man klein zusammenfalten und außerdem seien sie schicker. Gibt es also bald trendy Nylontaschen kostenlos für die Landkreisbewohner? Und welches Motiv sollen die Taschen haben? Vom Landkreiswappen ist etwa die Rede. Oder von Logos möglicher Sponsoren. Doch noch sind die Details unklar. Weder Motiv noch Finanzierung sind bisher beschlossen. Zunächst soll geklärt werden, welche Materialen für die Taschen infrage kommen und was die Herstellung kostet.