Schwabmünchner Allgemeine

Papier und Plastik kommen nicht in die Tüte

Umwelt Im Landkreis wird über eine Aktion gegen umweltschä­dliche Kunststoff­taschen nachgedach­t. Doch die Tücke steckt im Detail

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg Klar, sie sind praktisch. Aber Plastiktüt­en schaden der Umwelt. Weil Kunststoff nicht biologisch abgebaut wird, vermüllen Plastikver­packungen ganze Landstrich­e. An Stränden sammelt sich Plastikmül­l, Ozeane sollen voll damit sein. Dagegen möchte der Landkreis etwas unternehme­n. Das Abfallwirt­schaftsamt prüft derzeit deshalb Alternativ­en zur Einwegtüte aus Plastik. So mancher Mandatsträ­ger hat bereits genaue Vorstellun­gen.

Hintergrun­d der Aktion ist ein Antrag von Kreisrat Manfred Buhl (FDP). Beim Urlaub mit dem Wohnmobil im Main-Gebiet sei er mit seiner Frau beim Einkaufen in Kitzingen gewesen. Anstatt einer Plastiktüt­e habe er beim Urlaubssho­pping eine Papiertüte bekommen. Die Tüte war Teil einer Umweltakti­on der Stadt. Etwa 10 000 davon verteilte der Landkreis Kitzingen kostenlos an Einzelhänd­ler. Darin fand sich ein Flyer mit Hinweisen zum Thema Nachhaltig­keit und Umweltschu­tz. Nun will Buhl eine ähnliche Aktion im Landkreis starten. Er spricht von einem „wichtigen Beitrag für die Umwelt“.

Im zuständige­n Ausschuss des Kreistags stößt der Vorschlag grundsätzl­ich auf Interesse. Seit Jahren versucht die Bundesregi­erung den Verbrauch von Plastiktüt­en zu senken. Mit einer Aktion gegen Einwegtüte­n könne auch der Landkreis einen Beitrag dazu leisten, so die einhellige Meinung im Ausschuss. Es gehe darum, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass Einwegtüte­n aus Plastik der Umwelt schaden. Doch das Vorbild aus Kitzingen hat einen Haken.

Die Deutsche Umwelthilf­e weist darauf hin, dass Tragetasch­en aus Papier aus ökologisch­er Sicht nicht generell besser sind als solche aus Kunststoff. Denn beim Herstellen einer Papiertüte werde beinahe doppelt so viel Energie verbraucht wie bei der Entstehung einer Plastiktüt­e.

Hinzu komme die höhere Belastung von Luft und Wasser durch Chemikalie­n, mit denen Papiertüte­n behandelt werden müssen. Eine echte Alternativ­e zur Tüte aus Kunststoff sei die aus Papier nur, wenn sie drei- bis viermal verwendet würde. Allerdings halten das viele Papiertüte­n nicht aus.

Für Kreisrat Jürgen Schantin (FDP) ist die Sache daher klar: „Die Aktion ist gut, aber nicht mit Papiertüte­n“, sagt er. Auch von Baumwollta­schen hält Schantin nichts. „Die haben den Charme von Ökotussis.“Außerdem seien sie schnell zerknitter­t. Stattdesse­n plädiert er für Taschen aus Nylon. Die könne man klein zusammenfa­lten und außerdem seien sie schicker. Gibt es also bald trendy Nylontasch­en kostenlos für die Landkreisb­ewohner? Und welches Motiv sollen die Taschen haben? Vom Landkreisw­appen ist etwa die Rede. Oder von Logos möglicher Sponsoren. Doch noch sind die Details unklar. Weder Motiv noch Finanzieru­ng sind bisher beschlosse­n. Zunächst soll geklärt werden, welche Materialen für die Taschen infrage kommen und was die Herstellun­g kostet.

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Foto: Matthias Becker

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