Der Highway durch Königsbrunn
Zentrum Beim Bürgergespräch zur Neugestaltung der Bgm.-Wohlfarth-Straße fordern die Planer die Fantasie der Bürger. Doch die zerbrechen sich erst einmal den Kopf über naheliegende Aspekte
Königsbrunn Um mehr über das „neue Gesicht der BürgermeisterWohlfarth-Straße“zu erfahren, waren knapp 150 Bürger am Donnerstagabend in den Infopavillon „955“gekommen. Zu sehen gab es da aber erst mal ein Modell der jetzigen Straße – und fünf „Visionen“, mit denen das beauftragte Planungsbüro Steinbacher-Consult die Fantasie der Teilnehmer an diesem Gespräch zur Stadtentwicklung anregen wollte. Ob das gelingt, wird sich erst in einigen Wochen zeigen.
Denn wer wollte, konnte eine Platte im Maßstab 1:500 aus diesem Modell mitnehmen und kann darauf nun eigene Ideen ausprobieren. Jene, die bis zum 13. November im Rathaus eingehen, werden ausgewertet und bei einer Sitzung des Bauausschusses am Donnerstag, 29. November, präsentiert.
Einige Eckpunkte hat der Stadtrat schon 2017 fixiert: Eine möglichst schmale Fahrbahn, bis maximal 6,50 Meter, klar abgegrenzt von den übrigen Bereichen, Kurzparkplätze und ein Parkraumkonzept für das Zentrum.
Das lässt noch viel Raum für Kreativität auf dem knapp einen Kilometer Straße zwischen den Kreisverkehren. Bürgermeister Franz Feigl hob die Breite hervor: „21 Meter – das ist richtig viel, viel mehr, als sämtliche Nachbarorte haben!“Er erläuterte auch, warum sich seit den ersten Workshops im Herbst 2015 so wenig getan hat. Die Stadt wollte erst sehen, wie sich das Thema Straßenausbaubeiträge entwickelt. Die Landesregierung hat sie 2017 abgeschafft, Grundstücksanlieger müssen also keine Kosten übernehmen. Auch das trug zur entspannten Atmosphäre des Abends bei.
Inzwischen wurde SteinbacherConsult beauftragt, die Neugestaltung zu planen und bis 2020 umzusetzen. „Es soll aber nicht unsere Lösung sein, sondern Ihre, weil Sie diesen Raum jeden Tag hoffentlich gerne nutzen“, erläuterte Bettina Steinbacher, weshalb sie zum Auftakt auf Anregungen von Seiten der Bürger setzt. Um die Ideenproduktion anzuregen, präsentierte sie fünf pointierte „Visionen“. Die reichten von der „längsten Einkaufsmeile Schwabens“über einen „Highway to Augsburg“bis zur „grünen Oase“oder einer ganz auf den Radverkehr zugeschnittenen Gestaltung. Um ein Motto für die Neugestaltung anzuregen, spielte sie mit markanten Begriffen wie etwa „Brunnen“oder „König“. In der fast 90-minütigen Aussprache ging von Bürgerseite aber niemand darauf ein.
„Wir sind halt nun mal keine Residenzstadt“, stellte der evangelische Pfarrer Ernst Sperber fest und erhielt spontanen Applaus. Die Beiträge der Bürger blieben meist näher an der Realität, stellten Überlegungen an, wie das Zentrum aus ihrer Sicht attraktiver gestaltet werden könnte. Hier ein Überblick:
● Autoverkehr Hier war man sich einig, dass der deutlich reduziert werden muss. Nur dann werde die Aufenthaltsund Lebensqualität im Zentrum steigen. Doch in ein attraktives Zentrum werden die Bürger mit dem Pkw fahren wollen, bemerkten einige. Zu beachten sei auch, wohin sich der Durchgangsverkehr verlagert. Tempo 50 auf der Wertachstraße sei wenig hilfreich, so Fritz Wohlfarth.
● Radler und Fußgänger Mehreren Redner war wichtig, dass Radler und Kfz nicht auf einer Fahrbahn unterwegs sind. „Die Autofahrer ignorieren mich beim Abbiegen“, beklagte ein älterer Herr. Ein anderer forderte auch klar markierte Bereiche für Fußgänger: „Auf gemischtem Areal fühle ich mich nicht wohl.“Falls die Stadt einen Schnellfahr-Radweg ausweist, so Gerhard Mühsam, dann sollte der nicht durchs Zentrum führen. Dagegen regten er und andere an, eine Buslinie direkt auf der alten B 17 zu führen und eine Haltestelle zum Beispiel beim Kino zu planen.
● Einkaufen Kein Zweifel: Zu einem belebten Zentrum gehören attraktive Geschäfte. Ein Redner plädierte für eine H+M-Filiale, andere für Fachgeschäfte. „Wenn Augsburg das nicht schafft, wie soll das dann Königsbrunn schaffen?“, fragte ein Fachmann für Handel. Geschäfte könne man mit vielen Parkplätzen anlocken, regte einer an.
● Aufenthaltsqualität Die werde auch durch freie Räume zwischen den Gebäuden befördert, sagte ein Bürger. „Ruhe und Kleinteiligkeit“seit wichtig, so Architekt Peter Braunmandl, nicht nur für ihn gilt: „Verkehrsberuhigung ist die große Herausforderung.“
Ein Bürger merkte an, man dürfe die Planung der Neugestaltung nicht nur auf Bgm.-Wohlfarth-Straße konzentrieren, sondern müsse auch die angrenzenden Bereiche wie das Thermenareal betrachten. Alwin Jung und Werner Lohmann betonten, das habe die Stadt im Blick und verwiesen auf das „Integrierte Stadtentwicklungs-Konzept“, das in den nächsten 18 Monaten erarbeitet wird.