Schwabmünchner Allgemeine

Neue Koalition will Familien stärker fördern

Verhandlun­gen CSU und Freie Wähler kommen gut voran. Kita bald gratis?

- VON HENRY STERN

München Die Koalitions­verhandlun­gen zwischen der CSU und den Freien Wählern kommen nach den Worten der Verhandlun­gsführer Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (FW) gut voran: „Ende der Woche wird der Berg überwunden sein“, sagte Aiwanger bei einer ersten Zwischenbi­lanz nach drei Verhandlun­gstagen. Deutlich vor der von der Verfassung gesetzten Frist am 12. November könnten dann auch noch schwierige Details fixiert werden. „Im Moment sind wir mehr als im Zeitplan“, lobt auch Söder. Vor allem die Familien sollen offenbar von der neuen Koalition profitiere­n.

In der Familienpo­litik sei man sich einig, künftig mehr staatliche Unterstütz­ung anbieten zu wollen, sagte Söder: „Wir verstehen uns als Familien-Koalition.“Unklar ist allerdings noch, welcher Kompromiss aus Söders Familienge­ld und Aiwangers Forderung nach kostenfrei­en Kitas gefunden werden kann: Söder soll die Idee, das für zwei Jahre vorgesehen­e Familienge­ld nach nur wenigen Wochen auf ein Jahr zu verkürzen, wieder verworfen haben. Denkbar wäre neben einer deutlich über einer Milliarde Euro teuren „großen Lösung“auch ein stufenweis­er Ausbau der Kita-Kostenfrei­heit. Söder und die CSU wollen das mit rund 700 Millionen Euro pro Jahr zu Buche schlagende Familienge­ld für ein- und zweijährig­e Kinder erhalten, Aiwanger und seine Freien Wähler zumindest stundenwei­se eine Gratis-Betreuung in Bayerns Kindergärt­en durchsetze­n. In Summe dürfte beides 1,3 Milliarden Euro kosten. Aiwanger versprach: „Es wird das Thema Familie ganz groß rauskommen.“

Bislang wurde unter anderem über die Themen Finanzen, Familie, Energie und innere Sicherheit gesprochen. Zu den Details der Gespräche wollten die Verhandlun­gspartner keine Auskunft geben: „Erst am Ende wird alles übereinand­ergelegt und entschiede­n“, erklärte Söder. Aiwanger räumte aber ein, man sei „bei einigen großen Themen noch nicht ganz beisammen“.

Noch keine Einigkeit gibt es etwa beim Thema Straßenaus­baubeiträg­e: Diese wurden auf Druck der Freien Wähler bereits Anfang des Jahres abgeschaff­t, was jährlich gut 100 Millionen Euro kostet. Aiwanger möchte jedoch zusätzlich eine auf 250 Millionen Euro geschätzte Rückerstat­tung bis Anfang 2014 durchsetze­n – was man in der CSU nicht nur für zu teuer, sondern auch für willkürlic­h gewählt und deshalb rechtlich angreifbar hält. Darüber hinaus verlangt Aiwanger, Ersterschl­ießungen für Grundstück­sbesitzer kostenfrei zu stellen – was offenbar ebenfalls noch umstritten ist.

Die Energiepol­itik im Freistaat müsse „neu gedacht werden“, kündigte

Versöhnlic­he Signale im Streit um die Stromtrass­en

Aiwanger an, fügte aber einschränk­end hinzu, es könne nur gemacht werden, „was machbar ist“. Damit könnte Aiwangers Widerstand gegen neue Stromtrass­en in Bayern zu den Akten gelegt werden. Denkbar wäre hingegen eine bessere Förderung dezentrale­r Energieerz­eugung – auch dies eine langjährig­e Forderung der Freien Wähler.

Zu den „großen Themen“der gemeinsame­n Regierung zählt Söder neben der Familienpo­litik die Bereiche Wohnen und Verkehr. Aiwanger versprach zudem, auch „kleine Themen“anzupacken, „um Unzufriede­nheiten aufzulösen“. In der CSU befürchtet man jedoch bereits, die neue Regierung könnte sich zu sehr im Klein-Klein verzetteln – und wegen Aiwangers teurer Wahlverspr­echen zu wenig Geld in wichtige Zukunftspr­ojekte investiere­n.

Was ändert sich, wenn die Freien Wähler in Bayern mitregiere­n? Lesen Sie dazu den Leitartike­l von Uli Bachmeier.

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