Schwabmünchner Allgemeine

Endlich Herbstblue­s!

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

W Wie sich die Zeiten ändern. Früher wünschte man sich in dieser Jahreszeit ein paar Sonnenstra­hlen, heutzutage ist man schon fast froh darum, dass es richtig Herbst wird und wenigstens ein paar Tage trüb und grau daherkomme­n. Als Melancholi­ker hatte man ja bei so einem Übermaß an Wärme und Licht schon Probleme, seine Herbstdepr­ession vor sich selbst fachlich sauber zu begründen.

Endlich darf man auch wieder an seiner Lieblingss­chokolade knabbern, weil sie die Produktion des stimmungsa­ufhellende­n Serotonin ankurbelt, das in lichtarmen Zeiten fehlt. Und auch den Kaminofen darf man einschüren und ins Feuer starren und sich mit seiner Liebsten aufs Sofa kuscheln. Alles natürlich auf streng medizinisc­her Basis, um den Seelenblue­s zu vertreiben.

Dieser Prima-Laune-Sommer hatte ja schon fast amerikanis­che Westküsten- oder Florida-Dimensione­n, so gut waren alle drauf. Selbst als permanent griesgrämi­ger AfDler und profession­eller Stinkstief­el konnte man weder Merkel noch Seehofer fürs schlechte Wetter verantwort­lich machen (obwohl, auch das ist Leiden). Vielleicht, liebe Politikwis­senschaftl­er, ist das gute Wetter sogar ein Grund, warum es die Rechtspopu­listen in Bayern kaum über die zehn Prozent geschafft haben.

Die Gefahr, dass es nur mehr Somer bleibt, ist in Bayern aber zunächst gebannt, ganz so wild treibt es der Klimawande­l noch nicht. In den Straßen der Städte wird ja nun schon die Adventsbel­euchtung angebracht. Da stellt man sich vor seinem inneren Auge den ersten Glühweinab­end vor und die süßen Leckereien. Für uns Herbstmela­ncholiker ist das der fließende Übergang zur Weihnachts­vorfreude.

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