Endlich Herbstblues!
W Wie sich die Zeiten ändern. Früher wünschte man sich in dieser Jahreszeit ein paar Sonnenstrahlen, heutzutage ist man schon fast froh darum, dass es richtig Herbst wird und wenigstens ein paar Tage trüb und grau daherkommen. Als Melancholiker hatte man ja bei so einem Übermaß an Wärme und Licht schon Probleme, seine Herbstdepression vor sich selbst fachlich sauber zu begründen.
Endlich darf man auch wieder an seiner Lieblingsschokolade knabbern, weil sie die Produktion des stimmungsaufhellenden Serotonin ankurbelt, das in lichtarmen Zeiten fehlt. Und auch den Kaminofen darf man einschüren und ins Feuer starren und sich mit seiner Liebsten aufs Sofa kuscheln. Alles natürlich auf streng medizinischer Basis, um den Seelenblues zu vertreiben.
Dieser Prima-Laune-Sommer hatte ja schon fast amerikanische Westküsten- oder Florida-Dimensionen, so gut waren alle drauf. Selbst als permanent griesgrämiger AfDler und professioneller Stinkstiefel konnte man weder Merkel noch Seehofer fürs schlechte Wetter verantwortlich machen (obwohl, auch das ist Leiden). Vielleicht, liebe Politikwissenschaftler, ist das gute Wetter sogar ein Grund, warum es die Rechtspopulisten in Bayern kaum über die zehn Prozent geschafft haben.
Die Gefahr, dass es nur mehr Somer bleibt, ist in Bayern aber zunächst gebannt, ganz so wild treibt es der Klimawandel noch nicht. In den Straßen der Städte wird ja nun schon die Adventsbeleuchtung angebracht. Da stellt man sich vor seinem inneren Auge den ersten Glühweinabend vor und die süßen Leckereien. Für uns Herbstmelancholiker ist das der fließende Übergang zur Weihnachtsvorfreude.