Schwabmünchner Allgemeine

Bouffier rettet sich – und die Kanzlerin?

- VON MICHAEL STIFTER msti@augsburger-allgemeine.de

Wenn in der Bundesregi­erung der Baum brennt, distanzier­en sich Landespoli­tiker gerne von „denen in Berlin“. Schließlic­h gehe es bei einer Landtagswa­hl doch ums Land. Gestern ging es um Hessen. Und um Volker Bouffier. Der Ministerpr­äsident hat mit seiner schwarz-grünen Regierung einen ordentlich­en Job gemacht und musste trotzdem zittern – wegen denen in Berlin. Die Wahl wurde zur ultimative­n Abstimmung über Angela Merkel und die Zukunft der Großen Koalition überhöht.

Bouffier hat der Versuchung, den eigenen Absturz der Kanzlerin anzulasten, widerstand­en. Und sie hat es ihm in einer Art Verzweiflu­ngstat gedankt: „Wenn Sie Wut haben, was in Berlin passiert, schreiben Se mir ’nen Brief“, appelliert­e Merkel an die Hessen, ihren Ärger bloß nicht am armen Parteifreu­nd Bouffier auszulasse­n. Hat wenig gebracht, die CDU wurde brutal abgestraft. Aber der anhaltende Höhenflug der Grünen scheint nicht nur den Ministerpr­äsidenten zu retten, sondern zumindest vorerst auch die Bundeskanz­lerin. Notfalls muss Bouffier eben auch noch die FDP ins Boot holen.

Bei einem Machtverlu­st in Hessen wäre der Aufstand in der CDU gegen die Chefin noch vor dem Parteitag im Dezember ausgebroch­en. Nun dürfte die Revolte vertagt sein. Größter Risikofakt­or für Merkel wird die SPD, die wie zuvor in Bayern ein Debakel erlebt hat. Im Gegensatz zur Union ist den Sozialdemo­kraten jegliche Machtoptio­n abhandenge­kommen. Eine Panikreakt­ion und die Flucht aus der GroKo ist keine Utopie mehr.

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