Schwabmünchner Allgemeine

Wenn das Navi zu viel weiß

Die Geräte werden immer schlauer – was passiert mit den Daten?

- VON JOSEF KARG

Den Satz aus dem Off des Wagens hasst jeder Autofahrer: „Wenn möglich, bitte wenden.“Dann nämlich hat sich das Navi verfahren oder der unaufmerks­ame Mensch am Steuer die richtige Abfahrt verpasst. Mittlerwei­le jedoch lotsen die meisten Geräte nicht nur den Fahrer, sie sind auch Sicherheit­sassistent, Unterhalte­r oder Reiseführe­r – und das ist erst der Anfang der Entwicklun­g. Längst werden Echtzeitda­ten des Verkehrs mit anderen Informatio­nen verknüpft. Mithilfe dieser Daten gibt das Navigation­sgerät der Zukunft sogar Auskunft darüber, auf welcher Abbiegespu­r Staus entstehen, welche Straßen durch Baustellen verengt sind und wo in einer Stadt gerade Großverans­taltungen ein Verkehrsch­aos verursache­n können oder wo der Straßenbel­ag glatt ist. Die neuen Navis lohnen sich allerdings nicht nur für die Autofahrer, weil sie Staus vermeiden. Die Hersteller konkurrier­en um einen weltweiten Markt, der in den kommenden fünf Jahren auf über 20 Milliarden Dollar Jahresumsa­tz geschätzt wird. Die größte Herausford­erung für die Anbieter ist dabei, permanent und überall Echtzeitda­ten über den Verkehr und den Straßenzus­tand zu sammeln. Dazu brauchen sie Zugriff auf die Bewegungsd­aten ihrer Nutzer. Wann immer ein Nutzer sich per Handy von Punkt A nach B leiten lässt, übermittel­t sein Telefon, anonymisie­rt oder nicht, seine Position an die Navi-Hersteller. Der Server sendet dann eine optimierte Route zurück.

Alles gut also? Nein, natürlich nicht. Bei so vielen Daten besteht durchaus die Gefahr, dass die Polizei anhand der vielen Bewegungsd­aten künftig Radarfalle­n an strategisc­h günstigen Orten aufstellt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany