Schwabmünchner Allgemeine

Grüne retten den Schwarzen

Volker Bouffier regiert wohl weiter. Zu verdanken hat er das dem Koalitions­partner

- VON CHRISTIANE WARNECKE

Ein paar Minuten, bevor die ersten Zahlen kommen, herrscht bei den Grünen schon ausgelasse­ne Vorfreude. Auf der Wahlparty der hessischen CDU hingegen steigt die Anspannung ins Unermessli­che. Nach 19 erfolgsver­wöhnten Jahren geht es für sie um mehr als die Prozentzah­l. Es geht um die Zukunft als Volksparte­i. Als der Zeiger dann endlich auf 18 Uhr springt, macht sich Schockstar­re breit. Riesige Verluste für die Christdemo­kraten. Doch wenig später folgt ein Moment der Erleichter­ung: Es könnte für eine Fortsetzun­g der schwarz-grünen Koalition reichen – dank der furiosen Grünen. „Und wenn es doch nicht reicht, dann halt mit der FDP, sagt Frankfurts Ex-Oberbürger­meisterin Petra Roth.

Von Jubel trotzdem keine Spur. Kein Vergleich zur Situation vor 19 Jahren, als Roland Koch überrasche­nd das sozialdemo­kratisch geprägte Hessen gewann. Und schon gar kein Vergleich zum Wahlabend 2003, als Koch die absolute Mehrheit für seine

CDU holte. Doch immerhin kam es nicht ganz so schlimm, wie es letzte Umfragen erwarten ließen.

Von „einem

Abend mit einer gemischten Botschaft“, sprach dann auch Ministerpr­äsident Volker Bouffier, als er vor seiner Fraktion auf die Bühne trat. „Die CDU kann als stärkste Fraktion erneut den Anspruch erheben, eine Regierung zu bilden“, ruft der CDU-Chef seinen Anhängern zu, und räumt dann ein: „Die Menschen haben uns gezeigt, dass es im Bund anders werden muss mit weniger Streit.“

Ganz anders sieht es bei den Grünen aus: Spitzenkan­didat Tarek AlWazir bedankt sich bei der Bundesvors­itzenden Annalena Baerbock im Publikum „für den Rückenwind aus Berlin“. In den Fraktionsr­äumen kennt der Jubel keine Grenzen. Menschen liegen sich in den Armen. Hier feiern die großen Gewinner dieses Wahlabends. Die Partei, ohne die nichts gehen wird bei der Bildung einer neuen Landesregi­erung.

Nicht ganz unwesentli­ch könnte auch die Rolle der FDP sein, der eine Zitterpart­ie wie 2013 erspart bleibt. Damals war erst weit nach Mitternach­t entschiede­n, dass die Liberalen es über die FünfProzen­t-Hürde und damit in den Landtag geschafft hatten. Lange blieb offen, ob es für eine hauchdünne schwarz-grüne Mehrheit reicht oder die FDP zu einer Jamaika-Koalition mit ins Boot geholt wird. So ist anzunehmen, dass trotz der Verluste auch der künftige Ministerpr­äsident Volker Bouffier heißen wird.

Mit einer Mischung aus Trauer und Durchhalte­parolen vernehmen die Sozialdemo­kraten das Ergebnis. „Das ist nicht ansatzweis­e das Ergebnis, das wir wollten“, sagt Spitzenkan­didat Thorsten SchäferGüm­bel, der schon zum dritten Mal seinen Hut in den Ring geworfen hatte. Der Spitzenkan­didat sprach von einem „schweren und bitteren Abend“. Der Bundestren­d sei „übermächti­g“gewesen, „dagegen hatten wir keine Chance“, betont Schäfer-Gümbel. Was er dann sagt, klingt wie eine Drohung: „Wir müssen in Berlin Konsequenz­en ziehen, die Debatte darüber muss morgen ernsthaft beginnen.“

Die AfD schafft mit Hessen auch den Einzug in das 16. Landesparl­ament. Wieder vertreten sein wird die Linke.

AfD schafft es auch in das 16. Landesparl­ament

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Al-Wazir, Grüne
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Rahn, AfD
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Schäfer-Gümbel, SPD
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Bouffier, CDU

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