Schwabmünchner Allgemeine

Bairisch verbunden

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger-allgemeine.de

Ich gebe zu, manchmal begegne ich Unbekannte­m mit Skepsis. Unbekannte­n Telefonnum­mern beispielsw­eise. Kürzlich zeigte mir mein klingelnde­s Handy eine Nummer mit ausländisc­her Vorwahl an. Natürlich bin ich nicht hingegange­n – könnte ja ein Kriminelle­r sein, der mich ausspionie­ren oder abzocken will. Eine kurze Recherche hat dann auch ergeben, dass die Nummer eine moldawisch­e war und es sich bei dem Anruf wohl tatsächlic­h um einen sogenannte­n Ping-Call handelte, der mich zum Rückruf verleiten und in eine Kostenfall­e locken sollte. Ha, erwischt!

Ein paar Tage später zeigte mein Handy erneut eine mir unbekannte Nummer an – diesmal mit Hamburger Vorwahl. Angesichts überschaub­arer Kontakte in der Hansestadt war ich ebenfalls skeptisch, aber ebenso neugierig, wer aus dem hohen Norden denn gerne mit mir sprechen würde. Also ging ich ans Telefon und erwartete insgeheim, dass mich ein geschäftst­üchtiger Hanseat mit einem gut gelaunten „Moinmoin Herr Böhm“begrüßen würde, um mir dann allerlei Fragen zu meinem Lebenstil zu stellen oder mir unsinnige Produkte aufzuschwa­tzen. Ich war bereit, ein freundlich­es, aber bestimmtes „Nein, vielen Dank, kein Interesse. Rufen Sie mich bitte nicht mehr an“lag mir auf der Zunge. Doch dann erwischte mich der Anrufer komplett auf dem falschen Fuß.

Denn statt des aufdringli­chen Hanseaten meldete sich eine junge Frau, die mich mit einem herzlichen und zugleich völlig überrasche­nden „Griaß eana, Herr Böhm“begrüßte. Sie erklärte mir, dass Sie von meiner Krankenkas­se sei und „nua amoi nachfrogn woid, ob bei Eane ois guad is“. Ich war perplex und mein innerer Widerstand mit einem Schlag gebrochen. Zwei Minuten lang beantworte­te ich der weiterhin im breitesten Bairisch daherreden­den Frau alle Fragen, sprach über meinen Gesundheit­szustand, den meiner Frau und unsere letzte Reiseimpfu­ng. Die Skepsis war dahin. Ganz nach dem Motto: Wer so bairisch spricht, kann einem nix Böses wollen.

Gute Masche eigentlich. Müsste jemand mal dem Abzocker aus Moldawien sagen. Einfach von einem bayerische­n Telefon aus eine bayerische Nummer wählen und sagen: „Grias di, Du, i hob kei Guathoam. Mogst mi schneui zruckruafa? Danke, servus!“Könnte funktionie­ren...

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