Sind Stehtische die Lösung fürs Büro?
Langes Sitzen ist ungesund. Eine britische Studie untersucht alternative Wege für das Berufsleben
Stehtische im Büro verkürzen die täglichen und oft ungesund langen Sitzzeiten von Arbeitnehmern. Das wiederum verbessert deren Arbeitsleistung, berichten Forscher im British Medical Journal. Ob das vermehrte Stehen auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, ist allerdings unklar.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass langes Sitzen ungesund ist und das Risiko für unterschiedliche Krankheiten wie etwa Diabetes oder Herzerkrankungen erhöht. Büroarbeiter zählen naturgemäß zu den Berufsgruppen mit den längsten Sitzzeiten: Sie verbringen etwa 75 bis 80 Prozent ihrer Arbeitszeit sitzend. Ein Team um Charlotte Edwardson von der University of Leicester (Großbritannien) untersuchte nun, ob sich mithilfe von Stehtischen und einem motivierendem Begleitprogramm die Sitzzeiten verkürzen lassen. Sie stellten 77 Büroarbeitern höhenverstellbare Tische zur Verfügung. Zudem bekamen die Probanden Informationen über die gesundheitlichen Folgen des langen Sitzens und wurden regelmäßig ermuntert, aufzustehen.
Ein kleines Gerät an der Hüfte zeichnete jeweils für einige Tage zu Beginn sowie nach drei, sechs und zwölf Monaten die körperliche Aktivität der Teilnehmer auf. Zudem füllten diese Fragebögen zu ihrem Befinden, ihrer Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz oder ihrem Engagement aus. 69 Arbeitnehmer stellten die Kontrollgruppe (ohne Stehtische). Die Auswertung zeigte, dass das Stehtisch-Programm die Sitzzeit der Arbeitnehmer um mehr als eine Stunde am Tag verkürzt hatte. Während sie zu Beginn der Studie noch bei 9,7 Stunden täglich lag, war sie nach drei Monaten bereits um gut 50 Minuten gesunken. Nach einem Jahr hatten die Teilnehmer eine Stunde und 22 Minuten täglich weniger gesessen. Diese Zeit hatten sie stehend verbracht.
In den Fragebögen fanden die Wissenschaftler Hinweise darauf, dass sich die Arbeitsleistung im Vergleich zur Kontrollgruppe verbessert hatte. Die „Stehenden“hätten sich weniger erschöpft gefühlt und über weniger Schmerzen im unteren Rücken berichtet.
Allerdings hätten die Probanden am Ende der Studie immer noch länger gesessen als die sechs bis acht Stunden, die mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko in Verbindung gebracht würden. Zudem habe sich die Aktivität der Teilnehmer nicht wirklich verändert: Sie hätten sich nicht mehr bewegt, sondern einfach nur gestanden, anstatt zu sitzen.
Ob das gesundheitlich vorteilhaft ist, sei unklar. Zudem sei fraglich, ob sich das recht aufwendige Programm kosteneffektiv umsetzen lasse. Anja Garms, dpa